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Bier

Nepalesen rasten wegen Bier aus, das verstorbenen König zeigt

Der nepalesische Botschafter in der Schweiz ist ausser sich.
Foto rechts: imago | Pressefoto Kraufmann & Kraufmann | Foto links: Pixabay | CC0

Dieser Artikel stammt aus unserer Redaktion in Zürich.

"Das ist Teil unserer Geschichte. Die können nicht einfach alles machen, was ihnen gerade gefällt", sagt Deepak Dhital zu MUNCHIES. Der nepalesische Botschafter ist ausser sich. Grund für seine Wut: Eine Brauerei aus Zürich hat ein neues Saisonbier auf den Markt gebracht, das sich mit dem Namen und dem Konterfei des nepalesischen Ex-Königs Birendra schmückt.

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Birendra Bir Bikram Shah Dev, so der volle Name des Königs, legte 1990 sein Amt nieder und gab seine Macht an gewählte Volksvertreter ab. 2001 wurde er ermordet, Gerüchten zufolge soll sein Sohn die Tat begangen haben, doch viele Bürger in Nepal würden das bezweifeln, wie Tagesanzeiger schreibt. Bei vielen Nepalesen gilt Birendra auch heute noch als beliebter König. Dass er jetzt auf dem "Birendra"-Bier der Brauerei Turbinenbräu vom Etikett lacht, macht aber nicht jeden Nepalesen glücklich. Auf Twitter verbreitet sich, neben ein paar wohlwollenden Meinungen, auch eine Petition die verlangt, dass sich Turbinenbräu entschuldigt und die Produktion des Bieres sofort einstellt. Ausserdem teilten User Berichte aus Nepal, die vom Affront gegen das Land berichten. Untermalt wird eines der Videos mit Heavy-Metal-Musik, wahrscheinlich um die Dramatik der Beleidigung noch zu verdeutlichen:

"Zwei Dinge stimmen mit dem Etikett nicht", so Botschafter Dhital. "Erstens wurde das Bild unseres Ex-Königs in einer unangebrachten Art und Weise verschandelt." Das Etikett zeigt Birendra zufrieden lächelnd, während er ein Bierglas in der Hand hält. Im Hintergrund sind Berge und eine nepalesische Pagode zu sehen, darüber steht der Claim "This Beer Is King!". "Zweitens hat diese Brauerei damit keinen Tribut an Nepal gezollt, sondern uns nur verärgert. Niemand hat um Erlaubnis gefragt, ob sie das Bild von Birendra überhaupt verwenden dürfen", echauffiert sich Botschafter Dhital. Es würden damit weltweite Geschäftsstandards verletzt, sagt Dhital. "Das ist keine gute Business-Strategie."

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Eine böse Absicht hatte Turbinenbräu aber nicht. Vielmehr sollte mit dem königlichen Konterfei die Brücke zur speziellen Zutat geschlagen werden, die sich im Saisonbier Birendra findet, wie Adrien Weber, Geschäftsführer von Turbinenbräu, gegenüber Tagesanzeiger sagt: Timut-Pfeffer, die nepalesische Version des chinesischen Szechuan-Pfeffers. Das Gewächs, das nicht zur Familie des Pfeffers gehört, gibt dem Bier intensive Zitrusaromen, die für Frische und eine dezente, kurzweilige Schärfe sorgen sollen.


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"Wir wollen mit dem Bier eine Geschichte erzählen und nicht polarisieren oder gar provozieren", sagt Weber. Dass sich sogar die Schweizer Botschaft in Nepal bei ihm gemeldet hat, hätte er nicht erwartet. "Die Botschafterin sagte mir am Freitag am Telefon, dass es momentan Spannungen gegen Ausländer gebe in Nepal. Und dass die Botschaft wegen unseres Biers bei der Sicherheit nun aufrüsten müsse." Gerüchten zufolge soll es vor der Schweizer Botschaft in Kathmandu sogar zu einem Protest gekommen sein. George Farago, Pressesprecher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten in Bern, dementierte dies gegenüber MUNCHIES.

In der Zwischenzeit hat der Getränkehändler Intercomestibles, der Turbinenbräu-Biere im Sortiment führt, das provokative Getränk von seiner Website genommen. Er will nicht länger Nepalesen im Internet verärgern. Für Turbinenbräu sieht es zum Glück ganz anders aus: "Ein nepalesischer Laden hat nach dem Zeitungsbericht gleich zehn Kästen Bier bestellt", so Adrien Weber zu MUNCHIES. "Ab Mitte Mai verkaufen wir das Sommerbier Taifun – ein Reisbier mit Ingwer, natürlich ohne König. Dann wird das Frühlingsbier auch wieder Geschichte sein."

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