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McDonald's

McDonald’s zeigt seinen eigenen Fleischlieferanten wegen Tierquälerei an

Laut Tierschützern herrschen in dem Schlachthof verheerende Zustände.
Foto links: Mike Mozart | Flickr | Foto rechts: Sammo Hoi | Flickr | CC by 2.0

Dieser Artikel stammt aus unserer Redaktion in Zürich.

Rund 40.000 Tonnen Rindfleisch verbraucht McDonald’s jährlich allein in Deutschland für seine Burger. Dieses Fleisch stammt aus verschiedenen Schlachthöfen, einer davon steht in Bayern – und im Verdacht, grosse Mängel in Sachen Tierschutz zu verbuchen. Laut dem Verein Soko Tierschutz zeigen die versteckten Filmaufnahmen "verheerende Zustände", wie BR24 berichtet. Man könne sehen, wie sich die Rinder beim Einstich in den Hals oder beim Ausbluten noch bewegen würden. Die Tiere würden zudem mit Elektroschockern gequält und "bei Bewusstsein aufgeschlitzt" werden, so eine Pressemitteilung des Vereins.

"Die Tiere werden dort täglich misshandelt, bis zu 170 Stromstösse in wenigen Minuten, sogar ins Gesicht und an den After", so Friedrich Mülln, der Gründer von Soko Tierschutz, in der Mitteilung. Tierärzte seien zwar regelmässig für Kontrollen anwesend, würden aber tatenlos zusehen, heisst es in der Mitteilung weiter. Nach dem Sichten der Videos hätte es Anlass zum sofortigen Handeln gegeben, wird ein Sprecher des zuständigen Landratsamts zitiert. Der Schlachthof im baden-württembergischen Tauberbischofsheim gehört zur Firma OSI Food Solutions. McDonald’s Deutschland nutzt diese "schon seit mehr als 40 Jahren als Exklusivlieferant mit Rindfleisch für alle Standard- und Aktionsprodukte", wie der Fast-Food-Gigant auf seiner Website mit fast schon spürbarem Stolz schreibt.

Im Schlachthof in Tauberbischofsheim wird nun bis auf weiteres der Betrieb eingestellt. Es gab auch schon in der Vergangenheit des Öfteren Berichte über mangelnden Tierschutz in OSI-Betrieben. Das Personal sei nicht ausreichend geschult, der Zeitdruck enorm, so Philipp Hörmann von der Soko Tierschutz gegenüber dem ARD-Politmagazin report München im Dezember 2017. Der Tierschützer, der sich undercover als Probearbeiter in einem OSI-Schlachthof in Düren eingeschleust hatte, berichtete von fehlenden Arbeitsschritten in der täglichen Produktion, die allerdings bei angekündigten Kontrollen eingehalten worden seien. Das habe zu einem Zeitverzug beim Schlachten geführt. Der Betrieb habe nicht genügend Rinder töten können, weswegen die "Stimmung bei den Arbeitern am nächsten Tag sehr schlecht war", so Hörmann weiter.

McDonald’s habe sich in beiden Fällen von den Schlachthöfen distanziert und den Bezug von dort geschlachteten Rindern mit sofortiger Wirkung eingestellt, wie BR24 schreibt. Zudem soll der Konzern den Schlachthof in Düren als auch den in Tauberbischofsheim angezeigt haben. Für die Soko Tierschutz ist das aber bloss Heuchelei: "Die aktuelle Strafanzeige von McDonald's ist ein billiges Ablenkungsmanöver und soll über das Totalversagen hinwegtäuschen", so Mülln. Er fordert, dass man den örtlichen Behörden die Kontrolle über Schlachthöfe entziehen sollte. Es dürfe nicht vorkommen, dass Kontrolleure und Schlachter abends zusammen am Stammtisch sitzen würden.

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