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Snacks

Diese Veganer finden es problematisch, Kekse in Tierform zu essen

Was sagt das erst über Leute, die Lebkuchenmänner essen?
Foto: Getty Images // iStock

Veganer essen keine Tiere oder tierischen Produkte, so viel steht fest. Was aber, wenn ein Veganer herzhaft einem veganen Gummibärchen den Kopf abbeißt oder ein paar Cracker in Fischform verdrückt? Um diese Frage wurde gerade eine hitzige Debatte unter Veganern ausgelöst. Im Zentrum des Streits steht ein beliebter amerikanischer Snack: der Animal Cracker.

Die kleinen Kekse kommen in der Form von Löwen, Gorillas, Elefanten und anderen Tieren daher. Sie bestehen Größtenteils aus pflanzlichen Produkten und viele Kekshersteller und Supermärkte bieten komplett vegane Varianten an. Der populärste Hersteller der Animal Cracker, Nabisco, landete kürzlich in den Schlagzeilen, weil er die Tiere auf seiner Verpackung nicht länger hinter Gitterstäben, sondern in freier Wildbahn zeigt. Damit hatte Nabisco auf einen Brief der Tierschutzorganisation PETA reagiert, die meinten, die Käfige auf der Verpackung würden grausames Verhalten gegen Tiere abbilden.

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Trotz der insgesamt positiven Publicity für Nabisco werden nicht alle Veganer in Zukunft freudig an einem Keks-Gorilla knabbern. Denn einige Veganer halten sich bewusst von allen Lebensmitteln in Tierform fern, ganz egal, was auf ihrer Zutatenliste steht. Adieu veganer Osterhase, tschüss Pombären, bye bye pflanzenbasierte Lakritzschnecke. Diese Knabbereien könnten als eine Art Einstiegsdroge dienen.

"Animal Cracker bringen Kindern die Ideologie von menschlicher Dominanz nahe und dass sie über die Natur und alle Lebewesen bestimmen können", erklärt Corey Lee Wrenn, Soziologie-Dozentin an der Monmouth University und Autor des Buches A Rational Approach to Animal Rights. "Wenn man eingesperrte Tiere sammeln, damit spielen und sie schließlich essen kann, wird die Idee der menschlichen Überlegenheit weiter unterstrichen."

Animal Cracker würden kleinen Kindern beibringen, dass sie das Recht hätten, über andere Lebewesen zu bestimmen, argumentieren Wrenn und ihre Kolleginnen. Obwohl keine Tiere für die Produktion der veganen Kekse Schaden nehmen, könnten sie auf lange Sicht dazu beitragen, dass Tiere schlecht behandelt werden.

Der Soziologe Matthew Cole von The Open University in Großbritannien sieht es als positives Zeichen, dass Nabisco Tiere nicht mehr in Käfigen abbildet. "Trotzdem bleibt das Phänomen der Animal Cracker problematisch und steht repräsentativ für den Speziesismus."


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"Kinder sollten lernen, andere Tiere zu respektieren", meint auch David A. Nibert, veganer Aktivist und Soziologieprofessor an der Wittenberg University. "Wenn sie Cracker in der Form von Tieren essen, ist das ein weiterer Schritt, Kinder an Ausbeutung zu gewöhnen."

Doch wenn Animal Cracker allein durch ihre Form Ausbeutung fördern, was sagt das dann über andere Lebensmittel aus? Was ist zum Beispiel mit Foto-Torten? Oder Menschen, die Lebkuchenmänner essen?

"Kekse oder Cracker mit menschlicher Form sind normalerweise sehr generisch gestaltet", sagt Wrenn. "Wenn sie speziell jüdische Personen oder Afro-Amerikaner darstellen würden und an weiße Kinder vermarktet werden würden, wäre das etwas ganz anderes."

Dabei klammert Wrenn völlig aus, dass das Konsumieren einer bestimmten Form oder Figur auch Zuneigung ausdrücken könnte. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit verputzen Kinder Schokoladenweihnachtsmänner – es ist jedoch eher unwahrscheinlich, dass sie dem geliebten Idol Schaden würden, das ihnen Geschenke und Freude bringt. Auch Lebkuchenmänner stehen nicht im Verdacht, Kannibalismus oder Gewalt zu fördern. "Und das Essen von Lebkuchenhäusern bedeutet, ehm", sagt Karen Meyers Barbuscia, eine Veganerin, die sich nicht um die äußere Form ihres Essens kümmert, "ach verdammt, ich kann den Satz nicht mal zu Ende bringen!"

Insgesamt spricht viel dafür, dass die meisten Veganer keine Probleme damit haben, Cracker in Tierform zu futtern. "Jedes Produkt in unserem Laden muss sich gut verkaufen, um sich einen Platz in unseren Regalen zu verdienen", sagt Rachel Broderick, eine Sprecherin für die US-amerikanische Supermarktkette Trader Joe's. "Unsere Bio Animal Cracker halten sich bereits über ein Jahrzehnt in unserer Keksabteilung und das will etwas heißen."

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