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Stress

Neue Studie beweist, wie hart die Arbeit den Köchen zusetzt

69 Prozent aller Chefköche geben an, dass ihr stressiger Arbeitsalltag sich negativ auf ihre geistige und körperliche Gesundheit auswirkt.
Foto: IMAGO | Mint Images

Ihr glaubt ihr hattet einen langen Tag. Ihr seid früh aufgestanden, um pünktlich auf der Arbeit zu sein, wo ihr dann die Unterlagen für das erste Morgenmeeting eures Chefs vorbereitet habt. Die einzigen Sonnenstrahlen, die ihr abbekommen habt, waren die während eures kurzen Gangs zum Bäcker in der Mittagspause, in der ihr über euren Laptop gebeugt ein Käse-Schinken-Baguette verschlungen habt. Ihr habt es zum dritten Mal diese Woche nicht pünktlich zu eurer Lieblingsserie nach Hause geschafft, weil ihr vor lauter Rechnungen euren Schreibtisch nicht mehr gesehen habt. Und die U-Bahn kam auch wieder zu spät.

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Doch egal wie stressig sich euer Bürojob anfühlen mag – er ist nichts im Vergleich zum Arbeitsalltag eines überarbeiteten Küchenchefs. Als Koch einer beliebten Restaurantkette muss man lange Schichten einlegen, oft auch spät abends und nachts, man arbeitet auf engstem Raum über dampfenden Töpfen und muss Messer, Kochplatten und die endlosen Bestellungen der überforderten Kellner koordinieren.

Es überrascht also nicht, dass diese Arbeitsbedingungen ihren Tribut fordern. Eine neue Umfrage, die von der englischen Gewerkschaft Unite erstellt und an 265 Gewerkschaftsmitglieder in London geschickt wurde, hat ergeben, dass die langen Arbeitszeiten von Köchen sich negativ auf ihre geistige und körperliche Gesundheit auswirken.

Laut Unite, die die Ergebnisse Ende letzten Monats veröffentlicht hat, haben 44 Prozent der Köche angegeben, zwischen 48 und 60 Stunden pro Woche zu arbeiten, und 14 Prozent arbeiten sogar mehr als 60 Stunden die Woche. Die Hälfte der Köche hat berichtet, regelmäßig nach Ende der Schicht länger bleiben zu müssen. Und auf die Frage, ob sie glauben, dass ihre Arbeitszeiten sich auf ihre Gesundheit auswirken, haben 69 Prozent mit einem klaren Ja geantwortet.


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Neben den körperlichen Anforderungen an die Arbeit in der Küche hat Unite außerdem herausgefunden, dass viele Köche eine schlechte psychische Gesundheit haben. Aufgrund der vielen Überstunden leiden 51 Prozent der Köche an Depressionen, und 78 Prozent haben wegen ihrer Erschöpfung auf der Arbeit schon mal einen Unfall gehabt oder beinahe einen verursacht. Viele Köche haben angegeben, dass sie Schmerzmittel (56 Prozent), Alkohol (27 Prozent) und andere Aufputschmittel (41 Prozent) nehmen, um ihre Schicht zu schaffen.

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Die Studie von Unite ist nicht die erste, in der die Risiken, die mit der Restaurant-Arbeit verbunden sind, betont werden. Andere Studien haben gezeigt, dass Leute, die in der Gastronomie arbeiten, generell eine schlechtere körperliche und geistige Gesundheit aufweisen, als andere Berufsgruppen.

Im Gespräch mit MUNCHIES hat der Vorstandsvorsitzende von Unite, Dave Turnball, gesagt, dass er hofft, der Bericht werde dabei helfen, die aktuelle "Arbeiten bis zum Umfallen"-Mentalität abzuschaffen, die in vielen Restaurants gilt.

Er sagte: „Es sollte den Arbeitgebern daran gelegen sein, ein Arbeitsklima zu erschaffen, dass ihren Mitarbeitern eine sichere und gesunde Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben ermöglicht."

Wir haben Turnball gefragt, ob er denkt, dass es in anderen Küchen außerhalb Londons (wo die Umfrage durchgeführt wurde) ähnlich aussieht. Er sagte: "Das ist nicht nur ein Londoner Problem. Es gilt landes- und wahrscheinlich weltweit. Arbeitgeber in Hotels und Restaurants sehen es als selbstverständlich an, dass Köche Überstunden machen, weil sie davon ausgehen, dass sie ihren Job so sehr lieben. Und oft bleiben diese Überstunden auch unbezahlt. Doch sobald es ein Problem gibt, werfen sie den Köchen vor, ihre Arbeitszeiten nicht richtig zu verwalten und weisen jede Verantwortung von sich."

Wenn ihr also das nächste Mal eine Stunde länger im Büro bleiben müsst, denkt für einen Augenblick an die Küchenhilfe, die während einer Doppelschicht das Geschirr spülen muss.