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Vegan

Wird Turin die erste vegane Stadt Italiens?

In den nächsten fünf Jahren plant der neu gewählte Stadtrat Aufklärungsprogramme über die Umweltauswirkungen der Fleischproduktion, in der Hoffnung, dass die kommende Generation weniger Fleisch essen wird.

Wenn es nach Chiara Appendino—Bürgermeisterin von Turin und Mitglied der populistischen, euroskeptischen Bewegung MoVimento 5 Stelle [Fünf-Sterne-Bewegung]—geht, wird es in der norditalienischen Stadt in Zukunft weniger brasato al barolo, finanziera und vitello tonnato geben.

Das erste Mal in der Geschichte setzt sich eine Stadtregierung in ihrem Parteiprogramm für eine pflanzliche Ernährung ein und die frisch gewählte Bürgermeisterin hat nun verkündet, dass sie will, dass Turin vegan wird.

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Am Dienstag stellte Appendino ein Fünf-Jahres-Porgramm vor, das unter anderem vorsieht, dass der Fleischkonsum in der Hauptstadt der italienischen Region Piemont mit ihrer vielfältigen kulinarischen Tradition drastisch gesenkt wird. „Die Förderung veganer und vegetarischer Ernährungsweisen ist ein grundlegender Beitrag zum Schutz der Umwelt, zur Gesundheit unserer Bürger und dem Wohl der Tiere", heißt es im Programm.

In den nächsten fünf Jahren will der neue Stadtrat Kinder besser über dieUmweltauswirkungen der Fleischproduktion informieren, in der Hoffnung, dass dadurch der Konsum bei der zukünftigen Generationen gesenkt wird. „Führende Experten aus Medizin, Ernährungswissenschaft und Politik werden dabei helfen, eine Kultur des Respekts in unseren Schulen voranzubringen und den Kindern beibringen, wie man gut isst und dabei die Erde und Tierrechte schützt", so weiter im Programm.

Piedmontese vitello tonnato. Photo via Flickr user cyclonebill

Ein Klassiker aus Piemont: Vitello tonnato. Foto von cyclonebill via Flickr

In einer Region, die so viel mit Fleisch kocht, wie dem Piemont, wäre es untertrieben zu sagen, dass einige Einwohner nicht allzu glücklich mit dem Vorhaben der Bürgermeisterin sind.

„Großartige Gerichte wie Wildschweinragout und Steak von einheimischen Rindern werden von kulinarischen Landkarte der Region verschwinden, die einst für ihr Fleisch, ihren Wein und ihren Käse berühmt war", so Elena Coda aus Turin gegenüber The Local. Sie meint außerdem, dass es in Turin mittlerweile circa 30 vegetarische oder vegane Restaurants gibt, die meisten davon sind sehr neu. „Ich weiß nicht, ob sich dieser Trend halten wird. Ich glaube, früher oder später werden sie unweigerlich Probleme haben."

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Wie der Telegraph berichtet, kommentierten User auf der Website einer Lokalzeitung die Aktion so: „Haben die nicht dringendere Probleme? Die armen Turiner."—„Quinoa ist ekelhaft."—„Kennt dieser Wahnsinn keine Grenzen?"

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Auch in anderen Regionen diskutiert man derzeit heftig über die Vor- und Nachteile einer veganen oder vegetarischen Ernährung: Anfang des Monats wurde einem veganen Paar in Mailand das Sorgerecht für ihr 14 Monate altes Kind entzogen, nachdem man im Krankenhaus feststellte, dass der Junge schwer unterernährt war.

Stefania Giannuzzi, zuständig für Umweltfragen in Appendinos Team, meinte im Corriere della Sera: „Wir haben größten Respekt vor unserem kulinarischen Erbe, unseren Restaurants und wir haben nichts gegen die Fleischindustrie. Ich bin seit 20 Jahren Vegetarierin, aber nicht ich habe das Programm initiiert. Es ist eigentlich nur eine Ausweitung der Programme, die es schon seit Jahren gibt.

Es wird sich wohl erst mit der Zeit zeigen, ob sich die fleischgefüllten Teller der Turiner wirklich ändern.