FYI.

This story is over 5 years old.

bio

Neue Technologie: Ist das das Ende von Plastikverpackungen bei Bio-Gemüse?

Befreit die Bio-Gurke vom Plastik.
Bild via Imago.

Einzelne Bananen, Orangen, Kartoffeln oder Avocados in Plastik eingeschweißt? Been there, seen that. Noch ärgerlicher wird das Ganze bei Bio-Produkten. Ein Paradebeispiel: die Gurke im Plastikkondom, die ungläubiges Kopfschütteln verursacht.

Damit soll jetzt Schluss sein, geht es nach dem niederländischen Bio-Handelsunternehmen Nature & More, die in Kooperation mit einer schwedischen Supermarktkette eine Technik testen, um Bio-Obst und -Gemüse ohne lästiges Plastik zu labeln.

Anzeige

In der Vergangenheit gab es bereits erste erfolgreiche Versuche, Bananen ein Bio-Siegel einzulasern, die Technik schien jedoch nicht für Gurken geeignet. Das soll mit dem Licht-Labelling von Nature & More nicht mehr der Fall sein, denn es „eignet sich für fast alle Obst- und Gemüsesorten"—auch Gurken, aber ausgenommen Zitrusfrüchte und Granatäpfel, weil die die Pigmente wieder nachbilden. Die Vorteile sieht das Unternehmen natürlich in dem enormen Sparpotenzial bei Plastikverpackungen und rechnet vor, dass sie so „allein bei Avocados […] 750.000 [Beutel] aus Kunststoff" und gleichzeitig so viel CO₂ einsparen, „wie bei einer Autofahrt 1,3 Mal um die Welt freigesetzt werden würde". Laseretikettierung als solche ist nicht gerade neu, seit 2013 ist eine Laserbehandlung unter Verwendung von „Kontrastverstärkern" genehmigt. Die neue Technologie des niederländischen Zulieferers versteht sich jedoch als komplett natürlich, ohne Zusatzstoffe oder Kontrastmittel.

Doch warum überhaupt Bio-Produkte in Kunststoff verpacken? Bio-Ware muss laut EU-Verordnung gekennzeichnet werden. Das kann auch ein Licht-Label schaffen. Der Handel selbst liefert noch einige weitere Argumente dafür, Gurken in Plastik zu werfen: Sie werden nicht so schnell schlecht und sind so sauber, wie es der Kunde haben wolle, außerdem schützt Plastik vor Umwelteinflüssen und vor Kontaminierung mit Pestiziden von Waren aus herkömmlicher Landwirtschaft. Doch diese Argumente sind schwach.

Dass die Lichttechnologie uneingeschränkt auf alle Produkte anwendbar ist, bleibt auch zu bezweifeln: Was ist denn mit Kleinteiligem wie Tomaten, Weintrauben oder Rosenkohl? Womit das nächste Problem auftaucht: Viele Produkte, egal ob bio oder nicht, werden einfach nicht lose verkauft, sondern in größeren Packungen aus Plastik mit Deckel. Der NABU hat 2016 in einer Untersuchung herausgefunden, dass „66 Prozent des Gemüses und 60 Prozent des Obstes schon vorverpackt verkauft werden."

Damit ist also noch lange keine Zeitenwende eingeläutet, sondern nur ein erster Schritt in die richtige Richtung getan, der auf Nachahmer bei den Zulieferern hoffen lässt. Denn die Zahlen, die Nature & More vorrechnet, sind beeindruckend schrecklich, wir können das gar nicht auf den gesamten Markt hochrechnen. Sorry.

Für Deutschland will sich Nature & More mit der Technologie, wenn sie denn kommt, vor allem auf den Naturkosthandel konzentrieren—große Supermarktketten, die mittlerweile ein immer breiteres Bio-Sortiment haben, blieben also erst mal außen vor.