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Goliath vs Goliath

Kampf der Giganten: Edeka vs. Nestlé

Am Ende könnten Maggi und Wagner und 160 weitere Produkte aus den Regalen verschwinden.
Collage: VICE | Thomy: imago | Rüdiger Wölk | Maggi: imago | Waldmüller | Kitkat: imago | Newscast | Wagner: imago | Manfred Segerer

Update: Der Boykott von Nestlé-Marken bei Supermarktketten wie Edeka oder Coop geht weiter. Bereits im Februar hat Edeka die Verbannung von insgesamt 163 Nestlé-Produkten bekanntgegeben, die Verkaufserlöse dieser machen rund 20 Prozent des Gesamterlöses des Unternehmens aus. Jetzt erweitert Edeka den Boykott auf rund 30 Prozent des Erlöses. Auch Coop hat am 6. April 2018 nun insgesamt mehr als 200 Produkte auf die rote Liste gesetzt. Sind gewisse Produkte ausverkauft, wird auch weiterhin nicht mehr nachbestellt. Allein beim Schweizer Detailhändler Coop finden sich sonst an die 800 Nestlé-Erzeugnisse in den Regalen.

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Es geht ums Geld, wie sollte es anders sein. Dabei baut Edeka Druck auf Nestlé auf: Die Supermarktkette hat aufgehört, Waren des Konzerns nachzubestellen. Edeka will damit günstige Einkaufspreise für sich herausschlagen. Das berichtet die "Lebensmittelzeitung", ein Fachmedium der Branche. Sie berufen sich auf anonyme Quellen.

Edeka fühlt sich von Nestlé unfair behandelt. Der Lebensmittelkonzern würde an die Konkurrenz billiger verkaufen, heißt es bei Edeka. 160 Produkte werden wohl nicht mehr nachbestellt. Um welche es sich genau handelt, ist nicht klar. Nestlé hat mehr als 2.000 Marken in seinem Besitz: Maggi, KitKat, Lion, Nesquik, Nescafé, Smarties, Thomy, Wagner, Vittel, Choco Crossies und so weiter.

Edeka steht gegen Nestlé nicht alleine, die Supermarktkette ist Teil eines europaweiten Verbundes, der zusammen Lebensmittel einkauft, Agecore. Dazu gehören noch Conad in Italien, Intermarché in Frankreich und Ketten aus Belgien und Spanien. Auch in der Schweiz stehen gerade manche Nestlé-Produkte nicht mehr in jedem Regal: Coop bestellt keine gekühlten Thomy-Salatsaucen, keine Schokoladenperlen von Cailler, keinen Instant-Kaffee von Nescafé und keine Tiefkühlpizzen von Buitoni La Fina. Gegenüber der Handelszeitung erklärt Coop-Sprecher Urs Meier: "Wir wollen, dass wir gegenüber dem Ausland und anderen Abnehmern nicht benachteiligt werden." Es ist nicht das erste Mal, dass Agecore Lebensmittelkonzerne so unter Druck setzt. Es gab auch schon eine Auseinandersetzung mit Mars aus den gleichen Gründen.

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An Edeka und Nestlé gibt es allerdings schon lange Kritik. Die Initiative Supermarktmacht meint, Edeka habe zu großen Einfluss im Markt. Supermarktmacht ist ein Zusammenschluss aus 26 Nichtregierungsorganisationen, darunter Brot für die Welt, Verdi, Oxfam Deutschland und Misereor. Sie kritisieren, dass die Supermarktketten die Preise für die Erzeuger drücken und damit der Umwelt und den Produzenten gleichermaßen schaden.

Ähnliche Kritik gibt es auch an Nestlé. Die Lieferketten sind mittlerweile so unüberschaubar geworden, dass es immer wieder zu Skandalen kommt. So wirft das Rainforest Action Network Nestlé vor, dem Regenwald massiv zu schaden. Auch wenn Nestlé nach eigenen Angaben sehr genau hinschaut, woher ihre Ware kommt, bleiben schwere Vorwürfe nicht aus. 2016 deckte ein interner Bericht von Nestlé auf, dass es in Thailand in der Fischerei zu Sklaverei kam. Die Menschen, die auf Shrimp-Farmen eingesetzt wurden, waren unter "unmenschlichen Bedingungen" aus dem Ausland nach Thailand gebracht und dort ausgebeutet worden. Einige der Arbeiter berichteten in dem Report, sie seien aus der Fabrik an Fischer "verkauft" worden.

Der Streit zwischen Edeka und Nestlé könnte sich hinziehen, beide haben einen langen Atem: Noch weiß keiner, wie der Streit zwischen der weltgrößten Lebensmittelfirma gegen einem der größten deutschen Supermarktketten ausgeht. Edeka und Nestlé wollten sich bisher nicht zu dem Streit äußern.

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