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Sie wollten blauen Wein machen – und wurden verboten

Die Künstler aus dem Baskenland riefen „Revolution“ und bekamen die Gegenrevolution. Nadine Greb erzählte, wie das passierte.
Foto mit freundlicher Genehmigung von Gïk.

Wenn man die Macher des Getränks Gïk fragt, ist Wein ein furchtbar kompliziertes Getränk. Ein Getränk, das so viel Vorwissen erfordert, dass man daran schnell den Spaß verlieret. Das spanisch-internationale Künstlerkollektiv wollte mit Gïk ein Getränk schaffen, das wie Wein ist, aber ohne jede Attitüde auskommt. Um den Neustart deutlich zu machen, färbten sie ihr Getränk blau. Blau und süß, es soll ähnlich wie ein Softdrink schmecken. Um die blaue Farbe in das Getränk zu bekommen, mischten sie Pigmente aus den Traubenschalen mit anderen natürlichen Farbstoffen. Nicht weniger als eine Revolution sollte das sein. Ihr Slogan: „Wir sind Gïk und werden die Welt verändern." Sie verstehen sich als „Erschaffer, nicht als Winzer". Gïk startete im Sommer 2016 im Baskenland und expandierte schnell. Dann bekamen sie es mit der „spanischen Weinlobby" zu tun.

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MUNCHIES: Hi Nadine. Warum wurdet ihr verboten?  
Nadine Greb: Wir bekamen auf Anordnung der Weinbranche Besuch von zwei Inspektoren der örtlichen Zweigstelle des spanischen Ministeriums für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung, die unseren Lagerbestand beschlagnahmten und eine fünfstellige Summe verlangten. Diese Situation führte beinahe zum Bankrott, einige von uns verloren ihren Job. Was war denn falsch an Gïk?
Laut des Ministeriums darf Gïk nicht als Wein bezeichnet werden, da es bislang keine eingetragene Kategorie für ein Produkt mit diesen Merkmalen gibt. Das Schlimme dabei ist, dass Gïk zu 100 Prozent aus Trauben besteht. Wir mussten ihn dann in seiner Zusammensetzung minimal ändern und dürfen ihn nur noch unter „andere alkoholische Getränke" auszeichnen. Seit November verkaufen wir wieder. Ist die Weinbranche konservativ?
Die Weinbranche ist definitiv konservativ und es ist eine monopolisierte Branche, in der einige Giganten versuchen, ihre Standards und Werte immer wieder durchzusetzen. Dass ein innovatives Start-up ihnen dabei in die Quere kommt, fanden sie natürlich nicht gut.

Hat euch die Vehemenz des Widerstandes überrascht?
Wir wussten, dass wir mit Gïk provozieren, da er mit den Traditionen der Weinbranche spielt. Jedoch sind wir weit davon entfernt, Weinkenner und Unternehmer damit beleidigen zu wollen.

Was plant ihr weiterhin?
Der Vorfall hat uns natürlich motiviert. Wir sehen Gïk jetzt als Anti-Wein und versuchen, mit einer Unterschriften-Petition für unseren gerechten Platz zu kämpfen und dafür, dass wir ihn weiterhin als blauen Wein bezeichnen dürfen.

Vielen Dank für das Gespräch, Nadine.