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London

Tee ermöglicht Leben auf dem Mars

Forscher am Imperial College London haben Kombucha-Bakterien so manipuliert, dass sie daraus Materialien für Gebäude auf dem Mars herstellen können.
Bild via Imago

Kombucha, dieses leicht säuerliche Hipstergetränk aus fermentiertem grünen oder schwarzen Tee, wird immer beliebter. Die Mutterpilze, Scobys, für den Kombucha kann man einfach online bestellen und dann mit der Eigenproduktion loslegen und den Pilz sorgfältig wie ein Haustier pflegen. Der Wellnessdrink wird wegen seiner probiotischen Wirkung und als Anti-Kater-Mittel in höchsten Tönen gelobt. In East London geht die Kombucha-Liebe sogar so weit, dass ein paar findige Hippies eine eigene Kombucha-Bar eröffnet haben.

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Aus der britischen Hauptstadt kommen jetzt allerdings auch Neuigkeiten, die dem Tee noch mehr Wirkungskräfte zuschreiben. Studenten der Biotechnologie am Imperial College London haben zusammen mit ihrem Dozenten Tom Ellis herausgefunden, wie man die Bakterien im Kombucha so manipulieren kann, dass sie daraus Materialien herstellen können, mit denen man auf dem Mars bauen kann.

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Auf der Website der Universität heißt es, dass die Forscher es geschafft hätten, bestimmte die Bakterien im Kombucha-Tee zu kontrollieren und zu vermehren. Dadurch könnten sie quasi auf Abruf andere Formen bakterieller Cellulose herstellen.

Cellulose, das häufigste Strukturmaterial in Pflanzen, wird in vielen alltäglichen Produkten bereits eingesetzt, zum Beispiel bei Kopfhörern und Kosmetika, aber die Wissenschaftler fanden jetzt eine Möglichkeit, „Proteine und andere Biomoleküle in das Gewebe der bakteriellen Zellulose [des Kombuchas] ,einzuweben'", sodass viel mehr Nutzungsmöglichkeiten entstehen.

Es heißt sogar, dass man aus dieser Cellulose Stoffe herstellen könnte, die eingebaute Sensoren für Giftstoffe haben und als Warnzeichen ihre Farbe ändern.

Tom Ellis erklärte uns, wie das Material auch bei der Besiedlung des Mars helfen könnte: „Die winzigen Bakterien wiegen fast nichts, aber unter den richtigen Bedingungen (Zucker, Wasser, Essig) kann man daraus ein sehr vielfältiges Material herstellen. Die NASA hat sich interessiert gezeigt. Das größte Problem bei einem Marsflug ist nämlich das Gewicht. Ein Kilo Ladung allein kostet schon 10.000 Pfund [umgerechnet fast 13.000 Euro]. Da kann man sich vorstellen, wie teuer es wäre, das Material für die Überdachung einer Raumstation auf den Mars zu transportieren."

Jedoch ist nicht jeder Tee als Mars-Material geeignet, sondern nur Kombucha mit seinen Bakterien, wie Tom Ellis erklärt: „Kombucha ist einzigartig. Er wird nicht gekocht, sondern fermentiert, und die Bakterien, die das machen, produzieren als Nebenprodukt viel Cellulose. Wir wissen nicht warum, aber diese bakterielle Cellulose ist extrem rein und ganz anders als die aus Pflanzen und Bäumen."

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Nicht zum ersten Mal wird mit Kombucha das All erkundet, aber mit dieser Entdeckung könnte man erstmals Bedingungen auf dem Mars schaffen, dass auch Menschen dort überleben können. Tom Ellis weiter: „Wir überlegen gerade, wie man die Bakterien am besten während des Transports lagert, sodass sie später ,wiederbelebt' werden können, soabld Material hergestellt werden soll. Durch eine Art genetische Modifizierung könnte man Stoffe mit verschiedenen Eigenschaften herstellen, das ist noch besser."

Kombucha erobert also nicht nur Hipster-Küchen, sondern vielleicht bald auch den Roten Planeten. Und möglicherweise eröffnet irgendwann jemand auch ein Kombucha-Café (natürlich aus Kombucha-Material) auf dem Mars …