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Alkohol

Makgeolli ist das Lieblingsgetränk von Bauern, koranischen Rappern und Alten

Bis 1988 war Makgeolli das beliebteste Getränk Südkoreas, besonders unter Bauern und Arbeitern. Seit einiger Zeit feiert es jedoch ein Comeback unter den koranischen Jugendlichen und sogar Stars, die an seinen Ruf als gesunder Alkohol glauben.
Foto von Cytryna via Flickr

Der Name von fast jedem koreanischen Alkohol endet auf -ju, was übersetzt (surprise, surprise) „Alkohol" heißt. Bier heißt maegju, Whisky yangju und Soju … naja, Soju.

Außerdem gibt es nongju, was übersetzt in etwa „Bauernalkohol" bedeutet. Heute ist er besser bekannt als makgeolli („grob gefiltert"). Dieser ungefilterte Reiswein ist Koreas ältestes alkoholisches Getränk. Es besteht ausschließlich aus fermentiertem Reis, Hefe und Wasser und enthält normalerweise zwischen sechs und acht Volumenprozent Alkohol, ist oft milchig, halbsüßlich und durch die Fermentierung leicht kohlensäurehaltig.

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REZEPT: Rose of Sharon-Cocktail mit Makgeolli

Bis 1988 war es Südkoreas beliebtester Alkohol, besonders unter Bauern und der Arbeiterklasse, weil es in einer Zeit der wirtschaftlichen Stillstands ein sättigender Ersatz für Essen war. Als sich aber das finanzwirtschaftliche und politische Klima in den späten 80er-Jahren in Korea langsam verbesserte und modernisierte, schwand auch das Interesse an Makgeolli. In der locker regulierten Alkoholindustrie verwendeten Makgeolli-Brauereien immer wieder fragwürdige Zutaten und Chemikalien, von denen Konsumenten oft schlimme Kater bekamen. Makgeolli wurde bald von Bier, importiertem Whisky und Wein in den Schatten gestellt und zu einem unmodischen Relikt, das nur von Armen und Alten konsumiert wurde.

2010 kam jedoch der Umschwung, als Yo-Yong Yi, eine ehemalige Food-Journalistin, mit Wolhyang in Seoul eine Makgeolli-Bar mit 40 Plätzen eröffnete.

„Bevor ich meine Bar eröffnete, gab es keine normalen Makgeolli-Bars für junge Leute", sagt sie. „Es gab nur schäbige, heruntergekommene Kneipen, in die die alten Menschen zum Trinken gingen—mal abgesehen von Bauern war das die einzige existierende Zielgruppe."

Wolhyang befindet sich in Hongdae, dem Zentrum der Kreativen der Stadt, in dem auch die beste Kunstschule des Landes angesiedelt ist. Sie war sofort ein voller Erfolg und bald wurde daraus eine Mini-Kette mit vier Filialen und einer eigenen Makgeolli-Brauerei.

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Yo-Yong schreibt den Erfolg vielen verschiedenen Faktoren zu, darunter auch die scheinbaren Gesundheitsvorteile vom Makgeolli. „Makgeolli ist das Sportgetränk der Erwachsenen. Man kann es auch als Joghurt der Erwachsenen sehen", sagt sie.

In der koreanischen Kultur gilt Makgeolli schon lange als eine gesunde Form des Alkohols. Milchsäurebaktieren und Ballaststoffe machen rund zehn Prozent des Getränks aus, was erklärt, warum es unter älteren Menschen so beliebt ist.

„Für den Magen ist es besser als Bier", sagt Yo-Yong.

Das ist nicht nur ein Volksmärchen. Bei einer kürzlich vom Korea Food Research Institute durchgeführten Studie wurde festgestellt, dass Makgeolli Squalen, eine in Hai-Leber vorkommende Substanz, die das Krebswachstum hindern soll, enthält. Eine ältere Studie desselben Instituts bestätigte das Vorkommen von Farnesol—das ebenfalls als wirksam gegen Tumore gilt—in Makgeolli.

Interessanterweise sind in letzter Zeit junge Frauen die größten Abnehmer von Makgeolli in Korea. Für sie ist es eine weniger hochprozentige Option in der extremen Trinkkultur des Landes. Viele junge Koreaner haben mit Makgeolli, oft mit Sprite gemischt, ihre ersten Erfahrungen mit Alkohol gemacht.

Frauen, Alte und die Schickeria sind nicht die einzigen, denen es Makgeolli angetan hat.

Manche Leute haben sogar angefangen, den Alkohol mit verschiedenen Arten anju—das koreanische Wort für Barsnacks—zu kombinieren. Meistens werden zu Makgeolli frittierte Speisen wie pikante Pfannkuchen, pajeon, gegessen. Da sich aber Makgeollis Image in den letzten Jahren so drastisch verändert hat, trinken es Frauen heute wie sie ein Glas Wein trinken würden, mit Käse und Obst statt schwereren Snacks.

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Auch koreanische Stars begeistern sich wieder für Makgeolli. „Es gibt einen sehr berühmten koreanischen Superstar", erzählt Yo-Yong, „die bekannt dafür ist, deren Kofferraum immer mit Makgeolli gefüllt ist. Immer, wenn sie ausgeht und Leute trinken, holt sie eine Flasche aus dem Auto und sagt stolz: ‚Ich trinke das hier!' Aus diesem Grund trinken viele junge Frauen Makgeolli."

Frauen, Alte und die Schickeria sind nicht die einzigen, denen es Makgeolli angetan hat. Dexter Thomas von Noisey lenkte in einem Artikel die Aufmerksamkeit auf Makgeollis Auftritt in einem koreanischen Rap-Video von Keith Ape. „Seht euch die Flasche an, mit der Keith herumfuchtelt als wäre es eine teure Flasche Dom", schreibt er. „Es handelt sich nicht um Champagner—es ist eine billige Plastikflasche mit Makgeolli, ein trüber, ungefilterter koreanischer Reiswein, den modische Leute bis vor ein paar Jahren nicht mal im Traum getrunken hätten." Er weist außerdem daraufhin, dass die Rapper das Wort als „mack gully" schreiben, „wodurch es nicht nur einfacher ist, es auf Englisch auszusprechen, sondern auch gleich 200 Prozent cooler klingt."

Das Interessante an Makgeolli ist, dass es fast alle anspricht und es fast überall in Korea erhältlich ist. Da das Getränk schon so lange existiert, sind über die Jahrzehnte verschiedene Arten und Geschmacksrichtungen entstanden, die im ganzen Land verkauft werden, sowohl in exklusiver als auch einfacher Ausführung. In Nachbarschaftsläden gibt es Makgeolli immer noch für ungefähr einen Euro.

Auch in New York ist Makgeolli angekommen—und zwar im Zwei-Sterne-Etablissement JUNGSIK, wo der Cocktail „The Rose of Sharon"—der einzige auf der Karte mit Makgeolli—das beliebteste Getränk ist.

„Die Balance der Geschmäcker ist toll", sagt Jung-Sik Yim, der Besitzer und Chefkoch von JUNGSIK. „Die Basis ist Makgeolli, er hat eine cremige Textur mit einem joghurtähnlichen Geschmack, sehr voll und intensiv", sagt er.

Mal abgesehen von JUNGSIK gibt es Makgeolli wahrscheinlich in fast jedem koreanischen Restaurant auf dieser Welt. Es ist nicht weit hergeholt, wenn man das Comeback, vor allem unter der jüngeren, koreanischen Generation, von Makgeolli zumindest teilweise Yi-Yong zuschreibt. Sie freut sich, dass das Getränk global immer beliebter wird und glaubt, dass auch andere Kulturen bereit für Makgeolli sind.

„Ich glaube, es wird nicht einfach sein", sagt sie, „aber es wird passieren".