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Restaurant Confessionals

Grauenhafte Dinge, die ich als Hochzeitscaterer erlebt habe

Knick Knack, Ketamin und Koks – der schönste Tag des Lebens?
Foto: imago | blickwinkel

Willkommen zurück zu den Restaurant Confessionals, wo wir den Leuten aus der Gastronomie eine Stimme geben, die ansonsten viel zu selten zu Wort kommen. Hier erfährst du, was sich hinter den Kulissen in deinen Lieblingsrestaurants so alles abspielt. Dieses Mal verrät uns der Begründer einer Cateringfirma für Hochzeiten aus Großbritannien von seinen wildesten Brautpaaren.

Bei Hochzeiten wollen die Leute einfach Spaß haben. Hochzeiten liebt jeder, egal ob die Oma oder der entfernte Cousin. Und ich glaube, dass die Mischung aus wenig essen, viel trinken und vin Freunden und Familie umgeben zu sein ziemlich explosiv sein kann. Ich habe schon in richtig tollen Fünf-Sterne-Hotels mit Michelin-Restaurants gearbeitet, aber auch bei weniger kultivierten Veranstaltungen, ich kenne also beide Seiten. Eigentlich erwartet man eher, dass sich die Leute bei den weniger luxuriösen Hochzeiten daneben benehmen – aber eigentlich passiert das an beiden Enden des Preisspektrums.

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Einmal habe ich einen Bräutigam erwischt, wie er sich auf der Toilette eine Line Koks zog und dann mit Nasenbluten zum Traualtar ging. Das passiert oft. Drogen gibt es überall.

Einmal haben wir Hochzeit in einem riesigen Haus auf dem Land organisiert – für einen Designer-Modefotografen und ein Model. Sie war von Anfang an ein absoluter Albtraum und ziemlich anspruchsvoll, aber die Vorbereitung war gar nicht mal so schlecht. Gefeiert wurde in einem großen Zelt im Garten, zu den Gästen gehörten Popstars und It-Girls.


Perfekt für jede Party: Aperol-Spritz-Jell-O-Shots


Es war ein relativ normaler Tag und eigentlich ziemlich ruhig, bis das Essen serviert wurde. Die Gäste wurden betrunkener und der Bräutigam schmiss sich in aller Öffentlichkeit vor seiner Rede schnell noch was ein. Damit ging die Party los. Irgendwelche Popstars kamen in die Küche und boten der Küchenhilfe Koks an. Alle nahmen Ketamin. Nachdem das Essen vorbei war, waren wir noch bis 3 Uhr morgens an der Bar. Irgendwann spielten sie "The Chain" von Fleetwood Mac und alles schien nur noch in Zeitlupe zu laufen. Um mich herum nur berühmte Leute, die die blödesten und abgefahrensten Dinge machten.

Am Morgen danach gingen wir zurück, um aufzuräumen, und ein paar Gäste waren immer noch wach, total breit. Der Barkeeper ging in einen Hinterzimmer und da lag ein Mädchen ohnmächtig auf dem Boden. Sie wachte auf und wollte sich sofort noch mehr Ketamin besorgen.

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Auf all das waren wir nicht wirklich vorbereitet, aber zumindest hatten sie so viel Anstand, mit den Drogen bis nach dem Essen zu warten.

Bei einer anderen Hochzeit kamen die Gäste mit dem Bus zur Location und waren schon bei der Ankunft voll zugekokst. Wir hatten drei Gänge für 100 Gäste gemacht und jeder Teller kam voll zurück. Ein anderes Mal machten wir ein veganes, glutenfreies luxuriöses Hochzeitsessen und am Ende schlichen sich fast alle Gäste raus und besorgten sich selbst etwas zu zu essen. Braut und Bräutigam hassten sich ganz offensichtlich, sie finden sofort nach der Zeremonie an, sich auf der Straße heftig zu zoffen. Der Trauzeuge baggerte auch noch die Mutter der Braut an. Der Bräutigam hielt eine ziemlich furchtbare Rede und als er seine frischgebackene Frau zum Tanzen aufforderte, lehnte die ab. Wir sind uns zu 99 Prozent sicher, dass die mittlerweile geschieden sind.

Vor der Hochzeit schicken sie uns immer eine Liste Essenswünschen und Unverträglichkeiten – da waren schon alle möglichen wahnwitzigen Wünsche dabei. Eine Frau meinte, dass sie von unserer Karte nichts essen könnte und schickte uns eine kurze Liste der Dinge, die gingen: Chicken Nuggets und Pommes. Ein Bräutigam wollte nur Fischstäbchen, Pommes und Bohnen essen, also bekam er das als Hauptgang. Und eine Braut meinte, sie isst nur Käse und Cracker, also bekam sie über drei Gänge genau das.

Und wir erwischen Leute immer wieder beim Sex. Trauzeuginnen, Mütter, Väter, Cousins – alle nur am Vögeln.

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Bei Hochzeiten erlebt man wirklich alles. Es gab schon Bräute, die so besoffen waren, dass sie bei ihren ersten Tanz nicht mehr aufrecht stehen konnten. Eine Braut machte Radschlagen und sie trug kein Höschen. Dann gab es da noch eine Mutter eines Bräutigams, die bei der Hochzeit ein extrem enges Kleid trug. Sie setzte sich hin, ihr Kleid riss komplett und sie trug keine Unterwäsche. Den Rest der Hochzeit musste sie dann das Jackett ihres Mannes und ein Wickelkleid. das sie sich aus der Schleife der Stuhlhusse gebastelt hat, tragen.

Bei einer anderen Hochzeit ließ das Brautpaar zur Zeremonie Tauben fliegen – als die davonflogen, schnappte sich ein Falke eine der Tauben. Überall flogen Federn herum. Das war ziemlich grausam, aber irgendwie auch witzig.

Und wir erwischen Leute immer wieder beim Sex. Trauzeuginnen, Mütter, Väter, Cousins – alle nur am Vögeln.

Wenn man sich die Gäste so anguckt, fragt man sich immer wieder: "Sehen wir alle so bescheuert aus, wenn wir besoffen sind?" Die Antwort ist ganz klar: Ja.

Einmal brachte eine Oma ein Geschenk zu einer Hochzeit. Sie ließ es aber an ihrem Platz stehen. Also fragte ich sie, ob ich es für sie auf den Geschenktisch stellen sollte, was sie ablehnte. Als ich mir das Geschenk genauer ansah, entdeckte ich, dass es eigentlich eine große Weinbox war, die sie schön verpackt hatte. Unten sah man den kleinen Zapfhahn und sie schenkte sich damit immer nach.

Wenn man sich die Gäste so anguckt, fragt man sich immer wieder: "Sehen wir alle so bescheuert aus, wenn wir besoffen sind?" Die Antwort ist ganz klar: Ja. Aber das gehört dazu und die Leute haben einfach Spaß. Das ist mir lieber, als auf einer Party zu sein, wo alle nüchtern sind und einfach eine schreckliche Stimmung herrscht. Wir waren doch alle schon mal an dem Punkt. Vielleicht nicht so schlimm, dass wir uns auf der Tanzfläche den Knöchel gebrochen haben oder ohne Höschen ein Rad schlagen – aber jeder nach seiner Façon.

Und das ist das Tolle an Hochzeiten: Jede Party ist anders. Jedes Paar ist anders. Keine Hochzeit gleicht der anderen. Unser Beruf ist schon etwas komisch, aber man trifft so unterschiedliche Leute . Die wissen einfach, wie man feiert – und wir helfen ihnen dabei.