Seit zwei Monaten gehört der gebürtigen Kalifornierin Claire Ptak ein fester Platz im Konditoren-Olymp. Kensington Palace hatte die Chefin der Londoner Violet Bakery dazu auserkoren, die Hochzeitstorte für Prince Harry und Meghan Markle zu backen. Zitrone und Holunderblüten würden den Geschmack der Torte dominieren, Buttercreme und frische Blumen ihr Aussehen. In der offiziellen Pressemitteilung des britischen Königshauses ist von den "frischen Aromen des Frühlings" die Rede. Anstatt einer schnöden, mehrstöckigen Obsttorte verziert mit potthässlichen Brautpaar-Plastikfiguren und Glasur-Rosen gibt es bei Harry und Meghan Biskuitboden, Buttercreme und Blumen.
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Natürlich hat sich MUNCHIES brennend für diesen royalen Hochzeitstortenausreißer interessiert. Nach ein paar semiprächtigen Ideenvorschlägen ("Wir backen die royale Hochzeitstorte … auf LSD!") wird entschieden, dass ich bei Ptaks Mitarbeitern für ein Torten-Interview anfrage."Entschuldige bitte die späte Antwort!", schrieb uns daraufhin die Konditorei. "Wir würden uns freuen, das für MUNCHIES zu arrangieren – wir organisieren gerade Claires Termine für Interviews in der kommenden Woche."Na, wer sagt's denn? Geschmeidiger konnte es kaum laufen. Wir würden alles erfahren! Lauter exklusive (!!!) saftige (!!!) Details über die Torte (!!!). Endlich würde ich Ptak fragen können, wie sie beabsichtigt, die glamouröse Hollywood-Glitzerwelt der bürgerlichen Meghan mit den archaischen, extrem Instagram-untauglichen Anforderungen der Royal Family zu verbinden – in Tortenform, versteht sich.
MUNCHIES-Video: Zitronen-Meringue-Cheesecake-Pie mit Matty Matheson
Am folgenden Tag erhielt ich eine weitere E-Mail von der Violet Bakery. "Es tut uns sehr leid, aber wir haben gerade mit der Presseabteilung des Königshauses gesprochen und leider können wir keinerlei Interviews für Claire vor der Hochzeit organisieren."Was? Wie bitte? Ich schrieb ihnen zurück – diesmal wesentlich bettelnder und flehender. Keine Antwort. OK, eine neue Strategie musste her, also fragte ich die Konditorei, ob sie mir nicht das Rezept für Ptaks Zitronenkuchen geben möchte. Natürlich denke ich dabei nicht daran, dass irgendwo ein Klatschblatt für solche Details nur zu gerne 10.000 Euro auf den Tisch legt.
MUNCHIES-Video: Zitronen-Meringue-Cheesecake-Pie mit Matty Matheson
Am folgenden Tag erhielt ich eine weitere E-Mail von der Violet Bakery. "Es tut uns sehr leid, aber wir haben gerade mit der Presseabteilung des Königshauses gesprochen und leider können wir keinerlei Interviews für Claire vor der Hochzeit organisieren."Was? Wie bitte? Ich schrieb ihnen zurück – diesmal wesentlich bettelnder und flehender. Keine Antwort. OK, eine neue Strategie musste her, also fragte ich die Konditorei, ob sie mir nicht das Rezept für Ptaks Zitronenkuchen geben möchte. Natürlich denke ich dabei nicht daran, dass irgendwo ein Klatschblatt für solche Details nur zu gerne 10.000 Euro auf den Tisch legt.
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Aber wie durch ein Wunder willigte die Konditorei ein, mir das Rezept zu geben. Nimm das, Das Goldene Blatt!Doch dann bekomme ich diese Nachricht: "Ich möchte nur abklären, dass es hier nicht um die royale Hochzeitstorte geht." Als hätten wir nicht die vergangenen zwei Wochen genau deswegen hin und her gemailt?!Entnervt von dem ganzen Terz um einen gehobenen Biskuitkuchen entschied ich mich dazu, einen anderen Weg zu suchen, um an Harry und Meghans Hochzeitskuchen zu kommen. Ich brauchte kein offizielles Rezept. Rezepte sind für Menschen, die Nudeln mit Timer kochen und Diät-Apps runterladen. Mein journalistisches Handwerk würde mir schon dabei helfen, die Torte perfekt nachzubacken.Internetforen können ein wundervoller Ort sein. Einmal habe ich in einem Forum einen Post von einem Ex entdeckt, in dem er unter anderem Namen detailliert über unsere Beziehung geschrieben hatte. Aber diese Seiten eignen sich auch vorzüglich dazu, idiotensichere Tortenrezepte zu finden.Für den Beginn meiner Recherche begab ich mich auf Mumsnet – Großbritanniens größtem Internetportal für Eltern. Die Seite ist die reinste Schatztruhe nutzloser Informationen. Wenn du wissen willst, wie man Salat wäscht, oder was du machen sollst, wenn deine stinkreichen Schwiegereltern horrende Summen für ein kaputtes Weinglas einfordern, dann ist Mumsnet dein Ort.Als Unsernamen wählte ich "funcakemum72" – auch ich kann eine lustige Kuchenmutti sein. funcakemum72 liebt Prosecco [ausgesprochen Prosätscho] mit den Mädels, legt zwischendurch gerne mal entspannt die Füße hoch und weiß nicht, wie man Meghan schreibt. Um besonders authentisch rüberzukommen, garniere ich meinen Post mit einer Reihe hässlicher Emojis.
Die Foren
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Ich versuchte es auch bei Reddit. Die Seite mag vielleicht voll mit ungepflegten Jammerlappen sein, aber sie zieht auch Menschen an, die nur zu gerne 75 Minuten ihres Tages dafür aufwenden, eine Antwort auf deine sehr spezielle und unwichtige Frage zu finden – oder dich zu beschimpfen.
Und schließlich und der Vollständigkeit halber postete ich mein Hilfegesuch für das royale Tortenrezept in The Royal Forums. Die Seite sieht vielleicht aus, als wäre sie im Jahr 2002 hängengeblieben, aber dafür scheinen die User größtenteils sehr, sehr einsame Menschen zu sein, die Charles- und Diana-Geschirr benutzen und einen Cockerspaniel namens "Camilla" haben.
Ein paar Stunden später hatte ich die ersten Antworten. Mehrere User standen meiner Mission mehr als kritisch gegenüber ("Du wirst 100%ig keins ihrer Rezepte nachbacken. Du wirst nicht einmal in die Nähe kommen") und andere fühlten sich persönlich davon angegriffen, dass ich "Buttercreme" in Anführungszeichen gesetzt hatte. Aber schließlich gab es ein paar hilfreiche Ratschläge von Reddit-Userin MrsValentine.
MrsValentine empfahl mir, mich beim Rezept an dem Amalfi-Zitronenkuchen zu orientieren, den Violet Bakery auf ihrer Seite anbietet. Dieser Kuchen, der in seiner größten Ausführung 225 Britische Pfund kostet, beinhaltet frische Zitronen von der italienischen Amalfi-Küste und Zitronenmus. "Eine sehr gängiges Rezept", schreibt MrsValentine, "aber es klingt, als würde sie nur teure Zutaten verwenden." Feinkostabteilung! Geil!
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Jemanden fragen, der sich wirklich auskennt
Kurz überlegte ich, die Wildblumen an der verpesteten Hauptstraße vor meiner Wohnung zu pflücken, aber mein Todeswunsch war dann doch zu schwach. Stattdessen wählte ich eine Garnitur, die garantiert auch in Ptaks Küche nicht fehlt: Dr. Oetker Zuckerblumen.OK, das hier dürfte eine meiner streitbareren Ideen gewesen sein. In meiner dezenten Verzweiflung dachte ich mir, dass es nicht zu schwer sein dürfte, an das Rezept zu kommen, wenn ich die Violet Bakery nur entsprechend reinlegen würde. Folglich wollte ich mich als "Hosipitality Director of The Households of The Duke and Duchess of Cambridge and Prince Harry" ausgeben und ein paar Informationen für Allergiker von der Bäckerei einzuholen. Und so war Margaret Holmes geboren.Mit diesem Namen legte ich mir eine falsche E-Mail-Adresse – holmes.royals.uk@mail.com – und eine offiziell aussehende Signatur zu. Das Endresultat war … nicht sooo schlecht.
Ethisch fragwürdiger Journalismus
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Einfach direkt nach dem Rezept zu fragen, wäre viel zu auffällig gewesen. Also wollte ich die Konditorei ganz beiläufig darum beten, noch einmal die Zutaten für die Torte durchzugeben – inklusive aller Allergene. Ich habe einfach an die Zöliakier gedacht, würde ich später bei meiner Gerichtsverhandlung sagen, während mein Chef in der hinterste Ecke des Gerichtsaals sitzt und enttäuscht den Kopf schüttelt. Die Zutaten der Buttercreme waren Teil des öffentlichen Interesses."Many thanks", würde Margaret zum Abschied sagen. "Margaret."Ich fragte ein paar Kollegen und befreundete Journalisten, ob meine fingierte E-Mail nicht eine ganz hervorragende Idee sei.
Wie es scheint, bestand "absolut kein öffentliches Interesse" an Tortenrezepten. Außerdem ist es wohl "nicht ganz unproblematisch" eine Identität zu fälschen und könnte rein theoretisch jemandem den Job kosten.Nachdem ich mein neues Wissen etwas sortiert hatte – die Forenratschläge, Faridehs Rezept, die Buttercreme aus dem Violet Bakery Cookbook – war ich breit, Harrys und Meghans Torte nachzubacken. Ich brauchte als allererstes die Zutaten, also begab ich mich zum Bio-Obsthändler unweit meiner Wohnung und fragte dort nach "Zitronen aus Amalfi". Nach einem verwirrten und leicht beleidigten Blick schickte man mich zur normalen Zitronen-Kiste.
Das Endresultat
Danach ging's zum Supermarkt, wo ich schließlich die beste Qualität zum kleinsten Preis bekomme. Irgendwas in der Art behauptet jedenfalls die Werbung. Dort kaufte ich Mehl, Zitronenmus, Milch und Zucker. Aber ich wählte auch eine ganz feine Butter mit Seesalzkörnern. Für meine heißgeliebten Royals immer nur das Beste.
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Ein Rezept oder: MUNCHIES 1, Royals 0
Vielleicht hätte ich die E-Mail doch abschicken sollen.Dieser Artikel erschien ursprünglich auf MUNCHIES UK.Folge MUNCHIES auf Facebook und Instagram.