Foto von Heather Katsoulis via Flickr
Versuch mal, durch deinen Facebook-Newsfeed zu scrollen, ohne dabei über eines der 30-Sekunden-Videos zu stolpern, in denen dir die wahnwitzigsten Essenskreationen im Schnelldurchlauf präsentiert werden. Ein Nutella-Marshmallow-French-Toast gefällig? Oder doch lieber ein ganzer Pizza-Brotlaib gefüllt mit viel, viel Käse? Innerhalb von ein paar Sekunden werden deine Augen mit jeder weiteren Zutat größer. Wie hypnotisiert schaust du zu, wie der geschmolzene Käse seine klebrigen Bahnen zieht und sich flüssige Schokolade ganz langsam über deinen Bildschirm ergießt.Auf Facebook und Instagram gibt es immer mehr Videos, in denen zum Beispiel mit Oreos alles Mögliche zubereitet wird (Schon mal von Oreo-Reis gehört?) oder in denen Bacon um alles Erdenkliche (außer Bacon selbst) gewickelt wird.Pamela Madsen hat schon in Psychology Today, der Huffington Post und der Oprah Winfrey Show über dieses Phänomen gesprochen. Sie glaubt, dass wir dieses Schuldgefühl oftmals auch mit Lust verbinden. Deshalb hört sich ein Riesencookie gefüllt mit Marshmallows und Oreos wahrscheinlich so verkehrt und gleichzeitig so gut an.
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Aber während ich mir so diese verführerischen Videos mit den dekadentesten Kreationen so anschaue, frage ich mich nur: Bin ich die einzige, die das unheimlich antörnt?Wie es ausschaut, ist Food Porn nicht nur ein x-beliebiger Hashtag für ein Foto deines Mittagessens auf Instagram: Tatsächlich wird man dadurch sexuell erregt. Zumindest meint das Sextherapeutin Pamela Madsen, mit der ich mich über den Zusammenhang zwischen den trendigen Food Videos und Sex unterhalten habe.„Heutzutageist Essen etwas genuin erotisches.Etwas Unerreichbares, etwas Verbotenes, dazu kommt ein gewisses Verlangen und daraus entsteht Lust. Wir fühlen uns schuldig und stecken in einer Zwickmühle zwischen ,Das ist so lecker!' und ,Das ist so ungesund!' Wir sehnen uns so sehr danach—wie bei jemanden, den wir nicht haben können."Unerreichbar ist das Ganze deshalb, weil die meisten von uns zu faul sind, sich einen Kuchen mit Oreos, Nutella, Kinderschokolade und Wer-weiß-was-noch-für-Zutaten zu backen. Und selbst wenn wir es tun würden, stellen wir dann fest, wie unsinnig das Ganze eigentlich ist—ein süßer Turducken sozusagen. Aber was die Videos so verlockend macht, ist, dass sie in uns die Sehnsucht nach etwas Verbotenem wecken, von dem wir wissen, dass es total falsch ist.A video posted by Brookie's Cookies (@brookiescookiesco) on Apr 26, 2016 at 4:07pm PDT
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Allerdings frage ich mich, ob man wirklich von einem 30-Sekunden-Video angetörnt sein sollte, in dem gefühlte drei Kilo Käse langsam zerfließen? Ist das überhaupt gut für meine Psyche oder habe ich mein Verlangen nach Junk Food so sehr unterdrückt, dass ich eigentlich mit Essen vögeln müsste, um den Druck abzubauen?Pamela Madsen meint, dass jede Art der sexuellen Erregung gut für uns ist. „Damit regt man seine innere Apotheke an. Endorphine und Dopamin werden ausgeschüttet. Beim Anblick eines Schokocookies denkt man sich: ,Oh mein Gott, den will ich haben.' Aber man muss ihn nicht in echt haben. Man braucht den Höhepunkt nicht. Auch bei Sexfragen bringe ich den Leuten immer wieder bei, dass man beim Sex nicht kommen muss. Man kann auch einfach nur erregt sein. Essen ist also mehr als nur eine Sexmetapher. Essen ist Sex."Do you like it? Double tap!!!! ❤️❤️???? #food#foods#foodie#diy#foodlovers#foodvideo#lovefood#ilovefood#love#loveit#likes#followme#doubletap#instafood#pizza#lovepizza#cheese#cheesepizza#еда#едаялюблютебя#инстафуд#инстаграмдляеды#пицца#сыр#вкусно#сытно#лайк#awesome By @dudefoods A video posted by @topfoodvideos on Apr 27, 2016 at 3:35am PDT
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Diese dekadenten Videos schaffen es auch perfekt, eine ziemlich eindeutige Verbindung zwischen und Food Porn und echter Pornografie herzustellen. Jedes Video scheint dabei dem gleichen Muster zu folgen: In schnellen Schnitten werden alle Zutaten gezeigt, es gibt einfache Anweisungen undgetoppt wird alles von einem Close-up des Gerichts bei dem einen das Wasser im Mund zusammenläuft: Der Käse trieft langsam heraus oder es wird noch Sauce drübergeträufelt—wie der Cumshot bei einem Porno.ARTIKEL: Mein Job als Bartender machte mich zum sexsüchtigen Frauenhelden
Aber das ist nicht das einzige, was Food Porn mit echten Pornos gemeinsam hat. Viele von uns schauen Pornos nicht nur, um erregt zu werden, sondern auch um sich neue Ideen fürs Bett zu holen. Und Food Porn funktioniert ganz ähnlich, so Madsen.„Wenn wir uns diese erotischen Bilder von Essen ansehen, wollen wir etwas ausprobieren, was wir noch nie probiert haben. Wir wollen unser Wissen über Essen erweitern, neue Möglichkeiten entdecken. Deshalb schauen wir auch Pornos an, um für unser Sexleben Neues zu entdecken."Wenn es um Lust geht, stehen Essen und Sex oft in einem harten Konkurrenzkampf: Wie oft hat nicht schon mal jemand gemeint, dass sein Essen besser als Sex sei. Ich mag solche Vergleiche eigentlich nicht so, aber vielleicht sind diese zwei Dinge am Ende gar nicht so unterschiedlich. Vielleicht ist Essen in fotografischer Form eines Instagramposts oder in Form eines 30-Sekunden-Clips nur eine andere Art, wie wir über Sex reden.A video posted by ?Foodvideos (@food.diy.x) on Apr 26, 2016 at 1:13pm PDT
„Essen können wir zur Schau stellen, Orgasmen nicht. Also machen wir das Essen zum Orgasmus. Je hedonistischer wir sind, desto mehr können wir uns über unser Essen ausdrücken."Wenn Essen eine sexuelle Ausdrucksform ist, dann mache ich das doch am besten gleich mit einem Brownie-Cheesecake.One-Pot Chicken Alfredo. A video posted by Recipe Videos (@delishrecipe) on Apr 27, 2016 at 4:53am PDT