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Restaurant Confessionals

Wie es ist, eine Horde betrunkener und kotzender Weihnachtsmänner zu bedienen

Bei der Kneipentour „SantaCon“ ziehen jedes Jahr Tausende Frauen und Männer in Weihnachtskostümen durch New York, London und andere Städte—nicht immer zur Freude des Barpersonals.

Willkommen zurück zu den Restaurant Confessionals, wo wir den Leuten aus der Gastronomie eine Stimme geben, die ansonsten viel zu selten zu Wort kommen. Hier erfährst du, was sich hinter den Kulissen in deinen Lieblingsrestaurants so alles abspielt. Dieses Mal haben wir Gastropersonal gefragt, wie es ist während der SantaCon zu arbeiten—der berühmten Kneipentour, bei der Tausende betrunkener Weihnachtsmänner über London, New York und andere Städte hereinfallen.

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Bedienung in einer Bar, hat eine SantaCon mitgemacht:

Das war der schlimmste Tag, an dem ich je arbeiten musste. Ich hatte mich schick gemacht, war richtig aufgeregt, doch eigentlich war die ganze Sache einfach nur enttäuschend. Ich hatte damals in einer Bar in der Nähe des Madison Square Gardens gearbeitet, die irisches Craft Beer servierte. So eine Bar, in der es nur Kellnerinnen gab, und die Manager zu dir meinten, dass du dir einen Rock am besten in der Kinderabteilung kaufen solltest. Es war eigentlich eh immer viel los, ich dachte also, ich wäre gut vorbereitet.

Am Anfang war es echt witzigzu sehen,wie die ganzen Weihnachtsmänner reinkamen, aber es waren wirklich immer 40 oder 50 auf einmal und es hörte einfach nicht auf. Um acht Uhr morgens habe ich angefangen, aufgehört habe ich, glaube ich, nicht vor zehn Uhr abends. Am Ende des Tages war nicht mehr Bedienung, sondern vielmehr Babysitter.Ich musste ziemlich viel Kotze aufwischen und oft meinen Chef suchen, weil wieder irgendjemand Sex auf der Toilette hatte. Ich habe mich schützend vor Kotzepfützen gestellt, damit niemand reintritt, bis die Hilfskraft sie aufgewischt hat. Und ich musste natürlich alle gut beobachten, damit auch niemand geht, ohne zu zahlen.

Trinkgelage zur Tageszeit können schon ziemlich ekelhaft sein, doch bei der SantaCon wird es noch schlimmer. Es war ein einziges Chaos.

Ich ging also noch in eine andere Bar, trank ein paar Shots und wollte selbst kurz Teil der SantaCon sein, doch überall waren nur Leute, die alles vollkotzten oder sich auf der Straße prügelten.

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Ich hatte es mir viel spaßiger vorgestellt, als es am Ende war. Wie die ganzen Weihnachtsmänner und -frauen am Anfang reinkamen, das war echt aufregend und witzig. Da war dieses eine Paar mit leuchtenden Kostümen, ein anderes hatte sich als Dreidel verkleidet. Einige Leute waren echt kreativ. Ich liebe Kostüme, ich liebe Halloween, ich liebe Mottos. Doch hier waren vor allem Leute dabei, die richtig heftig feierten. Das war einfach nicht meins. Wenn es nicht so geschmacklos gewesen wäre, hätte es mir sicher viel, viel besser gefallen.

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Nach der Arbeit wollte ich noch ausgehen und das Beste aus dem Abend machen. Ich ging also noch in eine andere Bar, trank ein paar Shots und wollte selbst kurz Teil der SantaCon sein, doch überall waren nur Leute, die alles vollkotzten oder sich auf der Straße prügelten. Es war einfach nicht mein Ding. Wenn ich an dem Abend 1.000 Dollar oder so verdient hätte, dann würde ich das vielleicht mit anderen Augen sehen, aber die Leute waren nur sturzbesoffen und die meisten haben einfach mieses Trinkgeld gegeben. Also ich habe eher schreckliche Erinnerungen daran. Seitdem habe ich nie wieder während der SantaCon gearbeitet.

Barkeeperin, ist dieses Jahr zum dritten Mal bei der SantaCon:

Dieses Jahr stehe ich zum dritten Mal bei der SantaCon hinter der Bar. Ich hatte das Glück, einige positive Erfahrungen gemacht zu haben, aber ich habe auch von Leuten gehört, die sich vor diesem Tag einfach nur fürchten—und kann sie auch voll verstehen.Ich hatte keine Probleme mit Schlägereien oder so, ich hatte also echt Glück, weil ich ein paar ziemlich schreckliche Storys kenne. Eine Kellnerin hat es sicher schwerer, aber als Barkeeperin bleibt man nur hinter der Bar. Wir machen die Leute zwar betrunken, haben aber nicht mit den Auswirkungen zu kämpfen. Es wird definitiv viel gekotzt. Als Barkeeper muss man sich damit zum Glück nicht rumschlagen—das machen die Aushilfen oder sogar mein Chef.

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In meinem ersten Jahr war ich in einer Bar in der Innenstadt. Damals gab es einen heftigen Schneesturm, wir dachten also, es würde nicht viel passieren. Und dann gegen 16 Uhr, ich arbeitete ganz allein, kamen auf einmal 120 Leute. Das war am Ende echt witzig, weil alle verdammt nett waren. Sie meinten: „Wir wissen, dass du den Laden allein schmeißt. Keine Panik, es schneit und wir wollen einfach nicht woanders hingehen."

Gegen 18 oder 19 Uhr ist so gut wie jeder voll zugelötet. Du schaust dich um und siehst betrunkene Schneemänner, Leute im Santa-Outfit—alle komplett fertig.

Vor zwei Jahren dann waren wir eine der offiziellen SantaCon-Bars, direkt am Madison Square Garden und der Pennsylvania Station. Ich hatte den Laden an dem Tag selbst um 11 Uhr morgens aufgemacht und 11.15 Uhr waren schon 100 Leute in der Bar. Es war einfach der Wahnsinn. Irgendwann standen die Leute vier Stunden lang in der Schlange—und wir sind definitiv nicht der Typ Laden, wo man Schlange steht. Aber es war echt lustig. Die Leute waren als Weihnachtsmänner, als Elfen, als Olaf [der Schneemann aus dem Disney-Film Die Eiskönigin] oder als Jesus verkleidet. Das Publikum ist allgemein eher jünger, aber es gibt auch ein paar Ältere, die einfach mal dabei sein wollen. Das war ehrlich gesagt ziemlich spaßig.

Je weiter der Tag voranschreitet, desto unlustiger werden die Leute. Sie waren ziemlich betrunken. Es ist ein einziger Absturz.Gegen 18 oder 19 Uhr ist so gut wie jeder voll zugelötet. Du schaust dich um und siehst betrunkene Elsas [auch aus Die Eiskönigin], betrunkene Schneemänner, Leute im Santa-Outfit—alle komplett fertig. Wenn sie reinkommen, sehen sie noch gut aus, am Ende des Abends sieht jeder von ihnen ziemlich fertig aus, die Musik ballert, Leute springen auf Stühle, tanzen umher. Es ist einfach das absolute Chaos.

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[Beide Male] stand ich hinter der Bar und habe gut verdient. Natürlich gibt es Leute, die extrem geizig sind, aber die Masse gleicht das wieder aus. Immerhin sind das 10 Stunden nonstop hinter der Bar mit viel Kundschaft. Und es gibt auch Gäste, die so großzügig sind, dass es schon an Dummheit grenzt, denn es ist ja Weihnachtszeit, sie sind betrunken und glücklich.

Ich freue mich [dieses Jahr] darauf. Ich mag meine Kollegen und wenn wir alle hinter der Bar stehen, versuchen wir als Team mit dem Chaos klarzukommen, das sich auf der anderen Seite der Theke abspielt. Wir verdienen alle ganz gut daran und haben auch Securitys in der Bar, die sich um die wirklich schlimmen Fälle kümmern. Es macht echt Spaß.