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Ernährung

Dieses Essen macht dich WIRKLICH glücklich

Du brauchst nicht unbedingt Antidepressiva oder MDMA, um mit dir und der Welt klarzukommen. Es kann auch schon helfen, glücklich machendes Essen zu dir zu nehmen.

Du brauchst nicht unbedingt Antidepressiva oder MDMA, um mit dir und der Welt klarzukommen. Es kann auch schon helfen, glücklich machendes Essen zu dir zu nehmen. Zum Beispiel Nahrungsmittel mit hohem Serotoningehalt. Der Neurotransmitter Serotonin spielt nämlich eine große Rolle in der Regulierung unserer Stimmung. Er sorgt für einen gesunden Appetit, ein funktionierendes Verdauungssystem und erholsamen Schlaf—also im Grunde alles Sachen, die uns geistig wie körperlich funktionieren lassen.

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Dieses Wissen will sich eine junge Frau aus Australien namens Emily Arundel zunutze machen und demnächst in Melbourne ein Restaurant samt Fitness-Studio eröffnen. Ihre „Serotonin Kitchen" will die Gäste nicht nur mit leckerem und gesundem Essen verwöhnen, sondern dank einer äußerst serotoninreichen Speisekarte außerdem für buchstäblich gute Laune sorgen. Natürlich ist die Verbindung zwischen gesunder Ernährung und Zufriedenheit an sich nichts Neues. Emily ist aber der Meinung, dass sich diese Verbindung weitaus direkter darstellt, als wir glauben. So hat sie zusammen mit Ernährungswissenschaftlern Gerichte entwickelt, die nicht nur körperliches, sondern auch seelisches Wohlbefinden erzeugen sollen. Um mehr über den Gesundheitseffekt von Serotonin zu erfahren, habe ich zum Hörer gegriffen und mit Emily telefoniert.

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Emily Arundel.

MUNCHIES: Woher stammt die Idee für ein Serotonin-Restaurant?
Emily Arundel: Ich habe in den letzten Jahren immer wieder meine Ernährung umgestellt. Nicht dass ich ungesund oder nicht fit gewesen wäre, ich spiele unter anderem Basketball und gehe rudern. Trotzdem habe ich dann vor etwa fünf Jahren Clean Eating probiert. Danach kamen die Paleo-Diät, vegetarische und vegane Ernährung sowie vegane Rohkost an die Reihe. Ich bin auch eine Weile Frutarierin gewesen—ich wollte einfach alles mal ausprobiert haben. Nachdem ich gelernt habe, besser in meinen Körper reinzuhorchen, konnte ich auch differenzieren, welche Nahrungsmittel in der Lage sind, meine Laune zu verbessern. Mittlerweile ernähre ich mich pflanzenbetont und esse viel kohlenhydratreiche Kost—also „gute" komplexe Kohlenhydrate wie etwa in Süßkartoffeln oder Bananen. Doch damit nicht genug. Ich wollte auch wissen, warum sich diese Lebensmittel positiv auf meinen Gemütszustand auswirken. Dabei habe ich herausgefunden, dass diese Zutaten große Mengen von Tryptophan enthalten, das zu Serotonin umgewandelt wird. Die amerikanische Ärztin Dr. Judith Wurtman hat ihr Leben der Forschung zu serotoninreicher Ernährung gewidmet. Sie hat dazu ganze fünf Bücher geschrieben, sich 30 Jahre mit dem Thema beschäftigt und darüber auch ihre Doktorarbeit verfasst—sie ist meine wissenschaftliche Stütze. Außerdem arbeite ich eng mit Ernährungswissenschaftlern zusammen, um Gerichte, die reich an Serotonin sind, zu entwickeln.

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Du hast zuvor von „pflanzenbetont" gesprochen. Meinst du damit vegetarisch?
Ja und nein. Ich umgehe die Begriffe „vegetarisch" oder „vegan", weil da immer auch etwas Negatives mitschwingt. Darum sagen wir, bei uns wird pflanzenbetonte, aber keine strikt vegetarische oder vegane Kost angeboten. Wir wollen uns nämlich die Option offenhalten, in Zukunft auch Insekten in unsere Menüs aufzunehmen.

Inwieweit hat sich deine Ernährungsumstellung direkt auf deinen Gemütszustand ausgewirkt?
Als Jugendliche litt ich unter Depressionen und Stimmungsschwankungen. Als ich für mich entdeckt habe. dass mich bestimmte Lebensmittel gut fühlen lassen, bin ich der Sache auf den Grund gegangen und habe dabei herausgefunden, dass sich Serotonin stabilisierend auf deine emotionalen Zustand auswirkt. Personen, die mit Angstzuständen, Depressionen und Schlafstörungen zu tun haben, haben für gewöhnlich geringe Serotonin-Werte. Mehr Serotonin im Körper, eine gesunde Ernährung sowie regelmäßige Bewegung wirken sich positiv auf unsere Stimmung aus.

Hat sich Dr. Judith Wurtman auch direkt mit der Frage befasst, inwieweit man Menschen mit Gemütsstörungen durch Ernährung helfen kann?
Absolut. Sie hat 40-50 Studien zu diesem Thema durchgeführt. Und eine unserer Ernährungswissenschaftlerinnen hat ihre Dissertation zum Thema „Was macht eine gesunde Darmflora aus?" geschrieben. 95 Prozent des Serotonins wird nämlich durch den Darm aufgenommen und Erkenntnisse dieser Art haben zu der Verbindung zwischen Serotonin und Depressionen und Angstzuständen geführt. In letzter Zeit ist zudem die Wirkung von Serotonin auf ADHS—besondern bei Kindern—in den Fokus der Forschung gerückt.

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Wie schlagen sich all diese Erkenntnisse in deinem Essensangebot nieder?
Zuerst einmal habe ich auch noch eine Saftbar, wo wir besonders serotoninreiche Smoothies anbieten. In unserem Restaurantbetrieb kommen dann ganz „normale" Gerichte aus unterschiedlichen Kulturen—darunter japanische, mexikanische und vietnamesische Küche—zum Einsatz. Nur dass wir darauf achten, dass bestimmte serotoninreiche Zutaten nicht fehlen, wie etwa Bananen, Süßkartoffeln, Brokkoli oder Tomaten. Außerdem verwenden wir Bohnen, Linsen, Kichererbsen und Vollkorngetreide.

Wieviel muss ich essen, damit sich meine Serotonin-Werte verbessern?
Das hängt immer vom jeweiligen Essen ab. Auf alle Fälle werden wir darauf achten, dass immer vollständige Gerichte auf unserer Speisekarte stehen.

Bewegung soll auch Teil eures Konzepts sein?
Genau, wir werden mit Personal Trainern, Yoga-Lehrern und sogar Hundetrainern zusammenarbeiten und dafür das Fitness-Areal nebenan nutzen. Wir werden schon dafür sorgen, dass der Puls unserer Gäste ordentlich ansteigen wird.

Wann macht ihr auf?
Anfang nächsten Jahres.

Super. Vielen Dank für das Gespräch.

Für alle Berliner oder reiseverrückte Leser: Passend zum Thema gibt es am 16.12.2014 in der Urania einen Vortrag mit dem Titel „Heilende Kost: roh—vegan—vegetarisch?" von Prof. Dr. Andreas Michalsen, Professor für Klinische Naturheilkunde an der Charité.