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Craft Beer

Wie das illegale Bierbrauen im abstinenten Saudi-Arabien mein Leben veränderte

Meine Brauerei, die Brooklyn Brewery, befindet sich zwar in den USA, mein Erfolg im Biergeschäft habe ich jedoch über Umwege einem Land zu verdanken, in dem Leute öffentlich ausgepeitscht und enthauptet werden, wenn sie alkoholische Getränke...
Foto von asieo via Flickr

Ich bin der Gründer der Brooklyn Brewery, aber mein Erfolg im Biergeschäft habe ich einem Land zu verdanken, in dem Leute öffentlich ausgepeitscht und manchmal auch enthauptet werden, weil sie alkoholische Getränke produzieren oder verkaufen: Saudi-Arabien.

Es ist eine merkwürdige Geschichte. Die ersten 15 Jahre meines Arbeitslebens war ich Journalist. Im Februar 1979 kam ich in Beirut an, um als Nahost-Korrespondent für The Associated Press zu arbeiten. Einige Monate später wurde ich in den Iran geschickt, um über die Geiselnahme von Teheran zu berichten. Aus dem Iran wurde ich ausgewiesen, kehrte aber 1980 mit der irakischen Armee zurück, als sie in das Land einfielen. Ich berichtete über den Bürgerkrieg im Libanon und wurde 1980 im Süden Libanons entführt—aber das ist eine andere Geschichte.

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Im August 1981 zog ich nach Kairo und sechs Wochen später saß ich hinter dem ägyptischen Präsidenten Anwar Sadat, als er am 6. Oktober bei einer Militärparade ermordet wurde.

Dort nahm meine Leidenschaft für das Bierbrauen ihren Anfang.

Ich arbeitete gerade an einer mehrteiligen Story über Korruption und Vetternwirtschaft im milliardenschweren US-Hilfsprogramm in Ägypten. Einer meiner wichtigsten Quellen war Jim Hastings, der Generalinspekteur der amerikanischen Behörde für internationale Entwicklung, die die Hilfeleistungen verwaltet. Hastings schrieb einige vernichtende Berichte über die Probleme mit dem Programm.

Ich lernte ihn recht gut kennen und nach einem Meeting in der amerikanischen Botschaft fragte er mich, wie ich Stella Beer, Ägyptens Nationalbier und das einzige dort erhältliche Bier, fand. Stella, das nichts mit dem gleichnamigen belgischen Bier zu tun hat, wurde in wieder auffüllbaren 750-ml-Flaschen verkauft, die voll mit Schrammen waren. Sie sahen immer staubig aus. Keine zwei Flaschen enthielten die gleiche Menge. Stella hatte den Ruf, Formaldehyd zu enthalten, um das Verderben hinauszuzögern. Nachdem ich von diesem Gerücht gehört hatte, hatte ich plötzlich das Gefühl, dass meine Lippen nach ein paar Schlucken taub wurden.

„Naja, bei Stella ist das irgendwie Glückssache", sagte ich. „Manche Flaschen sind in Ordnung. Andere kann man nicht trinken. Nach der ersten Flasche hat man das Gefühl, es schmeckt immer besser."

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Hastings, ein Beamter im Auslandsdienst, war gerade nach einem drei Jahre langen Aufenthalt in Saudi-Arabien nach Kairo gezogen. Er fragte mich, ob ich sein selbst gebrautes Bier, das er und ein paar Freunde von der Botschaft hergestellt hatten, probieren wollte. Er nannte es sadiki (Freund)-Saft. Zuerst lehnte ich ab, aber er bestand darauf. Schließlich probierte ich sein Bier—und es war sehr lecker.

Hastings sagte, er und andere Beamte der amerikanischen Botschaft in Riad hätten es geschafft, sich die Brauzutaten über die diplomatische Post zukommen zu lassen. Neben Arbeiten und Shoppen kann man in Saudi-Arabien nicht besonders viel tun. Hastings erzählte, er und seine Kollegen hätten viel Zeit mit Bierbrauen in ihren Küchen verbracht: helles Bier, Amberbier, Porters, Starkbier. Ich beneidete sie darum, aber ich hatte weder Zugang zu Malzextrakt noch zu Hopfen, die wichtigsten Zutaten beim Hobbybrauen.

Nach drei Jahren in Kairo teilte mir mein Arbeitgeber mit, dass sie mich nach Manila auf den Philippinen schicken wollten, weil der damalige Präsident Ferdinand Marcos sich in politischen Schwierigkeiten befand. Wenn man einmal als Krisenreporter abgestempelt wurde, wird man immer in Krisengebiete geschickt. Ich freute mich über meine neue Entsendung, aber meine Frau, Ellen Foote, hatte die Nase voll, mir in Krisenregionen nachzureisen. Wir hatten unser erstes Kind in Beirut und unser zweites in Kairo bekommen. „Ich nehme die Kinder nicht mit nach Manila", sagte sie. Ellen war meine zweite Frau, und sie war auch meine erste. Lange Geschichte. Wir heirateten 1981 das zweite Mal in Beirut.

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1984 kehrten wir nach new York zurück und ließen uns in Park Slope, Brooklyn nieder, als ich AP verließ, um in der Auslandsredaktion von Newsday zu arbeiten. Meine Kollegen der AP schenkten mir ein Bierbrauset als Abschiedsgeschenk. 1984 war Newsday ein toller Arbeitgeber, aber ich langweilte mich. Ich fing mit dem Bierbrauen an und träumte davon, eine eigene Brauerei zu besitzen.

Ich las über die Mikrobrauerei-Bewegung, die im Westen Auftrieb erhielt. Irgendwann kündigten mein Nachbar unter mir, Tom Potter—ein Junior Banker bei der Chemical Bank—, und ich unsere Jobs, brachten 500.000 Dollar von Familie, Kollegen und Freunden auf und gründeten im März 1988 die Brooklyn Brewery.

Jahre später saß ich beim Award-Dinner des World Beer Cup in New York City neben Fritz Maytag, dem Paten der Craft-Beer-Bewegung, der die scheiternde Brauerei Anchor Brewing in San Francisco 1965 aus dem Sumpf zog, und erzählte ihm meine Geschichte. Ich erzählte Fritz, dass ich in der Zwischenzeit erfahren hatte, dass die saudi-arabische Königsfamilie alkoholische Getränke erst 1954 verbot, als amerikanische Ölarbeiter ins Land strömten, um Ölfelder zu entwickeln. Als das passierte, verteilte die Arab-American Oil Co., ARAMCO, eine Broschüre an ihre Mitarbeiter, in der erklärt wurde, wie man Bier zu Hause selbst braut.

Ein junger Mann an unserem Tisch sagte: „Diese Geschichte ist wahr, ich habe eine Ausgabe der Broschüre." Ein paar Wochen später schickte er mir eine Kopie der primitiv vervielfältigten Broschüre. Auf dem Deckblatt prangte ein verschachtelter Titel, der wohl den Inhalt des Pamphlets verschleiern sollte.

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PERFECTED TECHNIQUES

ON THE EBULLITION

OF

SUGAR, WATER & A SUITABLE CATALYST

TO FORM

AN ACCEPTABLE ARAMCO

ASSIMILATIVE IMBIBABLE

POTION

APPROPRIATE FOR CONSUMPTION

Die Einleitung der 31 Seiten langen Broschüre enthielt folgende Warnung: „Das derzeitige Verbot in Saudi-Arabien wird streng durchgesetzt, besonderes von den Anhängern der islamischen (muslimischen) Religion; geben Sie deshalb auf diese Broschüre acht und denken Sie daran, dass der diskrete Umgang zwingend notwendig ist, besonders in Saudi-Arabien."