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Wir zwingen Fische zu einer Geschlechtsumwandlung

Nicht nur dein antibabypillenverseuchter Urin zwingt Fische, plötzlich ein anderes Geschlecht anzunehmen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass ein Steroid, das in der Viehzucht zum Einsatz kommt, dem Wasserleben unfreiwillig eine Geschlechtsumwandlung...

Bestimmt kannst du dich noch daran erinnern, als wir im März darüber berichteten, dass Urin von Frauen, die die Antibabypille einnehmen, dafür verantwortlich ist, dass männlichen Fischen Eierstöcke wachsen. Das ist aber nicht die einzige verstörende Nachricht, wenn es um unfreiwilliges Gender-Bending unter Fischen geht, das durch menschlichen Einfluss hervorgerufen wird. Eine neue Studie auf Nature.com zeigt, dass ein Steroid, dass in der Rinderzucht zum Einsatz kommt, bei Fischen eine Geschlechtsumwandlung hervorrufen kann.

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Die Hauptaussage der Studie ist besorgniserregend. Ein sehr gewöhnliches Arzneimittel, das in der Viehzucht verwendet wird und das bisher für harmlos gehalten wurde, hat verheerende Auswirkungen auf das wehrlose Wasserleben.

Das besagte Arzneimittel nennt sich Trenbolonacetat (TBA), ein Steroid, das für Gewichtheber verboten ist, für Rinder jedoch nicht. Die Forscher sagen, es sei in der konventionellen Rinderzucht „allgegenwärtig" und diene als billiger Weg, die Körpermasse zu erhöhen. Die Hormone senken die Produktionskosten schätzungsweise um sieben Prozent—was sich jährlich in den USA beispielsweise auf etwa eine Milliarde US-Dollar beläuft.

Die Arbeitstheorie lautete lange Zeit, dass Sonnenlicht die Nebenwirkungen des Steroids neutralisierten soll. Wenn es also einmal ins Ökosystems einer Farm gelangte, war man der Meinung, dass es weitgehend harmlos war. Falsch gedacht.

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2013 derselben Forscher belegte, dass Sonnenlicht das TBA nicht entkontaminiert. Licht macht den Arzneistoff zwar inaktiv, aber nur vorübergehend. In der Dunkelheit erlangt TBA seine Kraft zurück.

Und die ist nicht ganz ohne. „In niedrigen Dosen wurde dokumentiert, dass Trenbolonacetat teilweise oder unvollständige Geschlechtsumwandlungen bei Fischen herbeiführen kann und dass es ihr Hormonsystem verändert", sagte der leitende Forscher Adam Ward gegenüber CNBC.

Manche Fischzüchter füttern ihren Fischen sogar absichtlich TBA-ähnliche Arzneimittel. Somit können sie der „lästigen" Fortpflanzung vorbeugen, indem sie einfach alle zu Männchen machen. Diese fragwürdige Praxis würde genug Stoff für eine eigene ethische Diskussion bieten, aber wir sind uns wahrscheinlich zumindest darüber einig, dass wir nicht wollen, dass TBA unbemerkt in unser Wassersystem sickert.

Natürlich gibt es zahlreiche Chemikalien aus Menschenhand, die das Ökosystem der Gewässer zerstören könnten; Ward nennt Viagra, Koffein und Ibuprofen als Beispiele. Und, wie bereits oben erwähnt, kann östrogenhaltiger Urin männlichen Fischen weibliche Körperteile verpassen. Was lernen wir daraus? Menschen, macht mal halblang.

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