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Tierhaltung

"Billigster Dreck": Protest gegen ALDI-Fleisch

Kostprobe: "Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr vom Verzehr dieser Antibiotika-Schnitzel schlimmen Genitalherpes bekommt mit übelstem Juckreiz, hässlichen eitrigen Pusteln und beißendem Gestank."
Bild: IMAGO | JOKER

ALDI hat diesen Post verborgen, trotzdem bekommt er fast 60.000 Reaktionen. Ein Kunde des Discounters hatte sich auf der Seite von ALDI Süd über den Preis von Grillgut beschwert: 1,99 Euro für 600 Gramm mariniertes Schweinenacken-Steak. Das brachte den Nutzer dermaßen in Rage, dass er ALDI eine wenig jugendfreie Seuche an den Hals wünschte. Die verbargen den Post daraufhin mit dem Hinweis auf ihre Netiquette, die Beschimpfungen nicht zulässt.

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Der wütende Post fand trotzdem seine Leser. Darin rechnet der Nutzer dem Unternehmen vor, dass von den zwei Euro ja nicht bloß das Fleisch bezahlt werden muss, sondern auch die Verpackung, der Transport, das Personal von ALDI und so weiter. Und da ein Verkauf dauerhaft unter dem Einkaufspreis juristisch heikel ist, muss ALDI mit dem Produkt auch noch Gewinn machen. Der Nutzer: "(Da) kann man sich in etwa ausrechnen, was bei Euch das Fleisch 'wert' ist, das am Ende auf dem Teller liegt." Er findet dieses Verhalten "zum Kotzen", weil es denjenigen schadet, "die sich am wenigsten wehren können": den Tieren. Dabei sei er kein "verblendeter Ökofaschist", doch die ALDI-Preispolitik findet er "einfach nur krank".


Keinen Bock mehr auf vormariniertes Grillgut? Wir zeigen dir, wie du das selber hinbekommst:


ALDI hat sich mit der Reaktion Zeit gelassen. Der eigentliche Post wurde am 17. Mai abgesetzt, ALDI Süd meldet sich am 27. Mai. In der Antwort verweist ALDI auf die "Initiative Tierwohl", die den guten Umgang mit Tier und Umwelt regeln soll. Darin verpflichtet sich ALDI zu tiergerechter und nachhaltiger Haltung. Die "Initiative Tierwohl" selbst ist umstritten. Die Süddeutsche Zeitung nennt sie eine "Marketing-Strategie". Tierschutzorganisationen haben Höfe, die Teil der Initiative waren, auch schon mal wegen Verstößen gegen den Tierschutz angezeigt. Peta nennt die Kampagne eine "Verbrauchertäuschung". Der SPIEGEL bezeichnet die Initiative als "Bluff" und stellt fest: "Es funktioniert nicht".

Und so lässt sich der Nutzer von der Antwort von ALDI Süd nicht beeindrucken: "Haltet den Verbraucher nicht für blöd. Den Menschen ist das Thema offenbar viel weniger egal, als Ihr es vielleicht meint". Und dieses Mal verstößt er nicht gegen die Netiquette. Die Debatte wird ALDI wohl noch eine Weile beschäftigen.