Anthony Bourdain hat uns viel über das Leben beigebracht
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Anthony Bourdain hat uns viel über das Leben beigebracht

Wie du isst, wie du aus deinen jungen Jahren das meiste rausholst und wann du besser die Klappe hältst.

Wir bei MUNCHIES sind bestürzt über den Tod von Anthony Bourdain, einen unserer Helden und Freunde. Bourdain war so echt, wie man nur sein kann. Im Laufe seiner beeindruckenden und weitläufigen Karriere hat er uns so viel beigebracht – über Essen, über Reisen und darüber, die Welt mit offenen Armen und offenem Herzen zu erleben. Deswegen haben wir aus seinen Büchern, Interviews und Fernsehauftritten unsere Lieblings-Bourdain-Weisheiten zusammengestellt. – Die MUNCHIES-Redaktion

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"Am Ende sind wir Bürger dieser Welt – einer Welt voller Bakterien, manche davon sind uns freundlich gesonnen, andere weniger. Wollen wir wirklich in hermetisch abgeriegelten Papstmobilen durch die ländlichen Gegenden von Frankreich, Mexiko und des Fernen Ostens reisen, ausschließlich im Rock Café und bei McDonald's essen? Oder wollen wir angstfrei essen, uns durch die lokalen Eintöpfe probieren, die wundersamen Fleischsorten einfacher Taquerias, das ehrlich gemeinte Geschenk eines leicht gegrillten Fischkopfs? Ich weiß, was ich will. Ich will es alles. Ich will alles auf einmal probieren." (Geständnisse eines Küchenchefs, Übersetzung von MUNCHIES)

"Die Beratungslehrer haben meinen Eltern immer gesagt: 'Anthony braucht eine kontrollierte Umgebung.' Genau das ist die Küche. Für einen undisziplinierten, kaputten Typen wie mich ist sie eine Welt der Absolute. Ich mag die Reglementierung. Entweder, du versaust es oder nicht. Meine Aufgabe im Leben ist es, die Angst zu bezwingen. Da hinten bin ich stark. Draußen, als Zivilist, bin ich das größte Weichei der Welt. Ich könnte als Kunde in ein anderes Restaurant gehen, die schlimmsten Misshandlungen über mich ergehen lassen und würde dem Kellner am Ende immer noch 20 Cent Trinkgeld geben." (gegenüber The Guardian, 2001)

"Ich wollte Abenteuer. Ich wollte, den Nung River flussaufwärts nach Kambodscha ins Herz der Finsternis reisen. Ich wollte auf einem Kamel raus in die Wüste reisen, Sanddünen überall um mich herum, und ein gegrilltes Lamm mit den Fingern essen. Ich wollte mir in einem Mafiya-Club in Russland den Schnee von meinen Stiefeln klopfen. Ich wollte in Phnom Penh mit automatischen Waffen spielen, in einem kleinen Austerndorf in Frankreich die Vergangenheit einfangen, eine heruntergekommene Pulqueria im ländlichen Mexiko betreten. Ich wollte tief in der Nacht Straßensperren durchbrechen, mit ein paar Packungen Marlboro an den wütenden Milizen vorbei, Angst, Aufregung und Staunen erleben. Ich wollte Kicks – die Art melodramatischer Aufregung und Schauer, nach denen ich mich seit meiner Kindheit sehne; die Art von Abenteuer, die ich als kleiner Junge auf den Seiten eines Tim und Struppi-Comics gefunden hatte. Ich wollte die Welt sehen – und ich wollte, dass die Welt genau wie in den Filmen ist." (Ein Küchenchef reist um die Welt: Auf der Jagd nach dem vollkommenen Genuss, Übersetzung von MUNCHIES)

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"Ich wusste schon, dass das beste Gericht der Welt, das perfekte Gericht, sehr selten das anspruchsvollste oder teuerste ist. Ich wusste, wie wichtig andere Faktoren als Technik oder seltene Zutaten sein können, um auf dem Esstisch zu verzaubern. Kontext und Gedächtnis spielen wichtige Rollen bei den wirklich wunderbaren Gerichten, die man in seinem Leben isst. Seien wir ehrlich: Wenn du ein einfaches Barbecue unter einer Palme isst, dabei den Sand zwischen deinen Zehen spürst, im Hintergrund leise Samba spielt, ein paar Meter entfernt die Wellen ans Ufer plätschern, eine milde Brise den Schweiß an deinem Nacken unter dem Haaransatz kühlt und du über den Tisch blickst, vorbei an sauber aufgereihten leeren Bierflaschen, auf den verträumten Ausdruck im Gesicht deiner Begleitung und dir klar ist, dass ihr in einer halben Stunde wahrscheinlich Sex auf frischen, weißen Hotellaken haben werdet, dann schmeckt die gegrillte Hähnchenkeule plötzlich so viel besser." (Ein Küchenchef reist um die Welt: Auf der Jagd nach dem vollkommenen Genuss, Übersetzung von MUNCHIES)

"Die Menschen, die für dich kochen, hinter dir saubermachen, dir die Türe aufhalten, dich nach Hause fahren – wo gehen die hin, wenn sie Feierabend haben? Was essen die?" (No Reservations, New York)

"Es ist eine wunderschöne Sache, wenn die Realität deinen Hoffnungen und Erwartungen entspricht; wenn alles – alles – so gut ist, wie nur irgendetwas sein kann." (No Reservations, Spain)

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"Reisen verändert dich. Wenn du durch dieses Leben und diese Welt gehst, dann veränderst du die Dinge ein bisschen – du lässt Spuren zurück, so klein sie auch sein mögen. Und im Gegenzug hinterlässt das Leben – und Reisen – seine Spuren auf dir. Meistens sind diese Spuren – auf deinem Körper oder in deinem Herzen – wunderschön. Oft aber, tun sie auch weh." (Kleine Schweinereien, Übersetzung von MUNCHIES)

"Eine Konstante – damals wie heute – ist meine eiserne Grundregel zu Musik, während und nach der Arbeit: In jeder Küche, in der ich das Sagen habe, gilt eine strikte NO Billy Joel, NO Grateful Dead Policy. Wenn du dabei gesehen wirst, wie du sichtbar einen der beiden Acts genießt – egal, ob während oder nach der Arbeit, kannst du sofort deinen Spind ausräumen. Du bist gefeuert." (Ein bisschen Blutig: Neue Geständnisse eines Küchenchefs, Übersetzung von MUNCHIES)

"Das ist die Art von Befriedigung, die kein Bestseller jemals schlagen kann – keine Fernsehsendung, kein Publikum, kein Gar Nichts. Dieser Moment nach einem langen und stressigen Abend, wenn du mit deinen Kollegen an der Bar sitzt, den Schweiß vom Hals tupft, tief durchatmest, die Umstehenden still beglückwünscht – und dann dieser erste Schluck eines kalten, sehr kalten Biers." (Ein bisschen Blutig: Neue Geständnisse eines Küchenchefs, Übersetzung von MUNCHIES)

"Wenn du zweiundzwanzig bist, körperlich fit, durstig nach Wissen und persönlicher Verbesserung, dann rate ich dir, zu reisen – so viel und weit du kannst. Schlaf auf dem Boden, wenn du musst. Finde heraus, wie andere Menschen leben, essen und kochen. Lerne von ihnen – überall, wo du hingehst. Benutze jede mögliche Ressource, die du hast, um in den besten Küchen zu arbeiten, die dich aufnehmen – egal, wie wenig sie dir bezahlen (oder ob überhaupt) – und kontaktiere unnachgiebig jede mögliche Verbindung, jeden großartigen Koch, dessen Küche dir auch nur den leisesten Hoffnungsschimmer verleiht, dort aufgenommen zu werden … Geliehenes Geld, um dir das Reisen und Arbeitserfahrung in richtig guten Küchen zu ermöglichen, ist in diesem Alter die bessere Investition als jeder Studentenkredit." (Ein bisschen Blutig: Neue Geständnisse eines Küchenchefs, Übersetzung von MUNCHIES)

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"Reisenden erzähle ich gerne von der 'Großmutter-Regel'. Vielleicht magst du Großmutters Thanksgiving-Truthahn nicht. Vielleicht ist er verkocht und trocken – und die Füllung versalzen und voll mit gummiartigen Innereien, die du im schlimmsten Fall ungenießbar findest. Vielleicht magst du überhaupt keinen Truthahn. Aber es ist Großmutters Truthahn. Und du bist bei Großmutter zu Gast. Also halt die Klappe und iss ihn. Und danach sagst du: "Danke, Großmutter. Wie bitte? Ja. Ja, natürlich möchte ich gerne noch eine Portion.'" (Ein bisschen Blutig: Neue Geständnisse eines Küchenchefs, Übersetzung von MUNCHIES)

"Jeder Mensch sollte ein Omelette machen können. Eier-Gerichte eignen sich so gut für den Anfang wie alles andere. Sogar noch besser, weil sie die erste Mahlzeit des Tages sind und weil man beim Erlernen der Omelette-Zubereitung nicht nur eine Technik lernt, sondern auch den Charakter prägt … Ich habe lange geglaubt, dass es nur richtig und angemessen ist, dass man, bevor man mit jemandem schläft, fähig sein sollte, bei Bedarf der anderen Person am Morgen ein vernünftiges Omelette zuzubereiten. Natürlich wäre dieser Akt des Anstands und der Selbstlosigkeit gut für die eigenen Ernährungsgepflogenheiten und für die Welt. Vielleicht sollten Omelette-Fähigkeiten zur gleichen Zeit erlernt werden, in der man das Ficken lernt." (Ein bisschen Blutig: Neue Geständnisse eines Küchenchefs, Übersetzung von MUNCHIES)

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MUNCHIES-Video: Anthony Bourdain zeigt uns seine Lieblingsrestaurants in New York


"Was bedeutet Freiheit? Das weiß ich wohl auch nicht so wirklich. Klar, bedeutet es die Freiheit, einen Nachmittag zu genießen, wie es niemand vor einer gewissen Zeit für möglich gehalten hätte. Die Freiheit, Witze zu machen, zu lachen und zumindest für eine Weile relativ sorgenlos zu sein." (Parts Unknown, Lybia)

"Ja, weißt du, mittlerweile sehen mich die Tiere und denken sich: 'Oh nein, nicht der Typ.'" (Darüber, alles Essbare unter der Sonne gegessen zu haben, Parts Unknown, Quebec)

"Wo ist zu Hause? Die meisten von uns sind mit der Antwort auf die Welt gekommen – andere müssen sich das selbst erarbeiten." (Parts Unknown, Ethiopia)

"Menschen sind keine Statistiken – das ist alles, was wir zeigen wollten. Ein kleiner, erbärmlich kleiner Schritt zum besseren Verstehen." (Aufgenommene Dankesrede für den Muslim Public Affairs Council's Voices of Courage and Conscience Award für die Palästina-Folge von Parts Unknown.)

"Ich bin schon von Natur aus zynisch und habe 30 Jahre in einer Branche gearbeitet, die mir vor allem gelehrt hat, die Welt mit zynischen Augen zu betrachten. Dann ging ich ins Fernsehen, wo man denken würde, dass das noch den letzten Funken Romantik auslöschen würde, aber ich bin bestimmten Vorstellungen einfach treu geblieben: zum Beispiel, dass es gute Menschen dort draußen gibt, für die es sich lohnt, sich einzusetzen und sie, wenn möglich, zu unterstützen. Es besteht noch Hoffnung, dass Ehrlichkeit und Schönheit etwas Wert sind – wahre Liebe eben. Ich glaube immer noch daran. Auch wenn es vielleicht falsch ist, aber ich glaube daran." (zu MUNCHIES, Oktober 2016)

"Schau, ich habe einen Haufen wirklich ekliger Dinge in meiner Sendung gegessen, aber nichts hat mich so fertig gemacht wie meine Johnny-Rockets-Erfahrung am Flughafen. Da waren zwei Manager, ein Kassierer, drei Köche und sonst niemand im Flughafen. Ich bin allein, ich bin hungrig, ich bestelle einen Burger. Die schmeißen einen kalten Burger halbeherzig auf ein Brot, holen ein paar vorgekochte Pommes aus dem Frittierkorb, sie schmeißen sie nicht einmal kurz ins Fett, klatschen eine labbrige Gurke drauf und schieben es zu mir rüber. Sie stehen alle dort in einer Reihe. Es passiert sonst nichts, keine anderen Kunden. Sie schieben es zu mir rüber, sie schauen mich alle an und wir stehen da, für eine Sekunde komplett still, teilen diesen Augenblick perfekten Elends. Niemand von uns war, wo wir sein wollten." (Über das traurigste Gericht, das er je hatte, bei Conan O'Brien, November 2016)

"Wir sind eindeutig an diesem längst überfälligen Augenblick in der Geschichte angelangt, an dem jeder – gutherzig oder nicht – den Blick auf sich selbst lenken muss, die Rolle, die er in der Vergangenheit gespielt hat, die Dinge, die er ignoriert und als normal akzeptiert – oder einfach verpasst hat. Und sich überlegen, auf welcher Seite der Gesellschaft er in der Zukunft stehen möchte." ("On Reacting To Bad News", Medium 2017)

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf MUNCHIES US.