Spanische Delikatessen sind ein Tor in eine andere Welt

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Spanische Delikatessen sind ein Tor in eine andere Welt

Ein Wunderland aus Würsten, Schinken, Käse, Wein, Schnaps und Bier.

Nur wenige Orte haben so eine lebendige Ess- und Trinkkultur wie Barcelona. An jeder Ecke bekommt man Tapas, die berühmten kleinen und doch so geschmacksintensiven Häppchen. Tapas zelebrieren die verschiedensten regionalen Produkte Spaniens: jamón ibérico, chorizo, berberechos, navajas, langostillos und pan con tomate, genauso wie Sardellen, Oliven, Käse, Sardinen und so weiter und so fort—die Liste ist länger als die berühmte Einkaufspromenade Barcelonas, La Rambla. Am besten trinkt man dazu einen einheimischen Wein: Albariño, Macabeo, Rioja, Monastrell oder Garnacha. All diese Köstlichkeiten—und weitere etwas unbekanntere spanische Delikatessen— gibt es in einem kleinen, 86 Jahre alten Feinkostgeschäft Schrägstrich Bistro namens La Pineda im gotischen Viertel der katalanischen Hauptstadt.

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Llonganissa vermella, eine dünne rote Schweinewurst aus Murcia. Viel Paprika verleiht ihr einen einzigartigen Geschmack und eine tiefrote Farbe. Alle Fotos vom Autor Zwei Freunde machen es sich gemütlich und genehmigen sich im La Pineda einen Nachmittagsdrink

Im La Pineda riecht es nach Salz. An den Eisenstangen, die über die gewölbte und teilweise geflieste Decke laufen, hängen über 20 Sorten Wurst und Schinken aus ganz Spanien an langen Fäden aus Wurstgarn herunter. Darunter steht eine Theke mit Käse und bocadillos aus der frischen Wurst, gegenüber ein Kühlschrank vollmit Weißwein, Foie Gras und noch mehr Käse. Kleine Schachteln und Gläser stapeln sich bis fast zur Decke, von der botas de vino und ein Dutzend jamones wie Stalaktiten hängen. Um das Leder der botas zu schützen, sind sie in Plastik eingewickelt, der Schinken kann an der Luft noch weiter trocknen, das Fett, das er dabei verliert, tropft in kleine Plastikkegel.

Der jamón wird frisch geschnitten, der Fettdeckel schützt das Fleisch vor dem Austrocknen Alex Segovia schenkt den Gästen frischen Wein ein

Ein altes Wermutfass und antike Schnapsflaschen, die die Besitzer über Jahrzehnte hinweg gesammelt haben

Durch die offene Tür weht eine leichte Brise von der Carrer del Pi hinein. Das Kopfsteinpflaster reflektiert die warme Mittagssonne und bringt ein bisschen Licht und Wärme in die sonst eher dunkle und kühle xarcuteria, die seit 1930 von derselben Familie geführt wird.

Alex Segovia, Alessandra Aruguete und Leo Vinitzki bedienen die Kunden im La Pineda Weißer Thun im Glas von Serrats, einer 126 Jahre alten Firma aus dem nordspanischen Bermeo; daneben Gläser mit eingelegten Pilzen von Conservas Coll, einer Firma 50 Kilometer nördlich von Barcelona mit 121-jähriger Tradition

Über diesen Apfel kann man sich stundenlang unterhalten: Ein Gast des La Pineda, ein Bäcker, schwärmte davon, wie süß und saftig er sei und dass es der beste Apfel für „tartas de manzana", Apfelkuchen, sei

Das 33 Quadratmeter große Geschäft ist der beste Ort in Barcelona, um einige der ältesten und bekanntesten Essenstraditionen Spaniens kennenzulernen—und natürlich einige der Unikate der Stadt zu treffen. Man hat sofort das Gefühl, willkommen zu sein. Die Kellner Alex Segovia, Alessandra Aruguete und Leo Vinitzki bedienen ihre Kunden schnell und zuvorkommend, der Service ist genauso exzellent wie die Qualität der Produkte. Wer einmal hier war, kommt immer wieder.

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Eine frisch geöffnete Dose mejillones en escabeche, eingelegte Muscheln, lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen Leo macht ein bocadillo de jamón, ein typisch spanisches Schinkenbaguette

Leo bei seiner Arbeit hinter der Theke

Die Auswahl an Produkten ist unglaublich vielfältig: es gibt frische, gepökelte, eingelegte geräucherte und gereifte oder welche in Dosen oder Gläsern, um nur ein paar zu nennen. Hier bekommt man auch sonst eher schwer erhältliche Produkte aus ganz Spanien: Aus der Region Aragón gibt es torteta, eine Schweineblutwurst mit Butter, Mehl und Semmelbrösel, oder chireta, eine Art Haggis. Aus Murcia gibt es Spezialitäten wie die morcon, die etwas dicker und länger gereift ist als eine Chorizo. Und von der Insel Menorca gibt es den mahón, einen unglaublich stinkenden Käse.

Eine kurze Weinpause für die Gäste mit Albariño und Garnacha, bevor es weitergeht Wermut im La Pineda

Im La Pineda gibt es Wein, Schnaps, Bier und Cava und sie machen ihren eigenen Wermut. Im hinteren Teil des Geschäfts steht ein leicht geneigtes Regal mit einem Fass. Hier wird der Wermut „frisch gezapft" und dann in Flaschen verkauft. Und es wird oft gezapft.

Der kleine, enge Eingangsbereich des La Pineda in der Mittagssonne

Der alte, unscheinbare Eingang des La Pineda ist ein Tor zu einer anderen Welt mitten in Barcelona. Einer Welt voller Möglichkeiten und frischer Aromen. Hier gibt es nur fünf Tische, doch wer einen ergattert, den erwartet eine Reise durch ganz Spanien—auf einem kleinen Holzhocker.