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Rassismus

Andere Sprache, anderes McDonald's?

Ein McDonald's in Mannheim hat mit zwei Schildern irritiert, eines war auf Deutsch, das andere auf Türkisch. Das Schild auf Deutsch führte in eine gute Gegend, das auf Türkisch in eine schlechte Gegend.
Foto: Imago | Manngold

Am 1. Juni soll die McDonald's-Filiale am Mannheimer Marktplatz schließen und da McDonald's seine Kunden behalten will, schicken sie sie in die nächstgelegenen Restaurants. Das Schild in deutscher Sprache verwies auf die Filiale am Wasserturm, das in türkischer Sprache auf die in der Mittelstraße. Ein Nutzer auf Facebook fotografierte das Bild und lud es hoch. Deutsche würden in die bessere Gegend geschickt, türkische Kunden in die schlechtere:

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Screenshot: Facebook

"Ist das euer ERNST?", fragt der Nutzer, der das Bild auf Facebook vergangene Woche veröffentlichte. Seitdem wird das Foto in der Diskussion für eine Fälschung gehalten oder dem Besitzer der Filiale Rassismus vorgeworfen. Das ist die eine Seite. Andere befeuern die Diskussion mit Ausländerhass und fragen sich, ob es wirklich nötig sei, dass es überhaupt ein türkisches Schild gibt.

Der Mann, dem der Laden gehört, ist Manfred Büch. Er wehrt sich und fühlt sich missverstanden: "Die Kunden sollten wissen, dass McDonald's nicht aus der Stadt verschwunden ist", sagte er gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die Maßnahme rechtfertigt er mit "Platzgründen". Nach wenigen Stunden sah er sich jedoch gezwungen, das Plakat wieder abzuhängen, weil es Beschwerden gab. Danach veröffentlichte Büch eine Stellungnahme, die auch auf Facebook zu finden ist. Darin zeigt er sich irritiert: "Uns als Unternehmen, in dem seit über 25 Jahren viele, internationale Mitarbeiter tagtäglich ohne jeglichen Rassismus zusammenarbeiten, nun Diskriminierung zu unterstellen, macht uns fassungslos und traurig."

Das Schild in türkischer Sprache sollte "Respekt" ausdrücken. Auch der Migrationsrat der Stadt Mannheim beschäftigt sich damit. Die WELT hat dafür mit Fatih Ekinci gesprochen, der ehrenamtliches Mitglied des Migrationsrates ist. Er glaube nicht, dass das Schild bewusst missverständlich sei, und auch nicht, dass jemand so denkt, der so viele Mitarbeiter mit Migrationshintergrund hat. Allerdings: "Auf den ersten Blick kann man das schon falsch verstehen. Da fragt man sich schon, was das soll".

Filialinhaber Manfred Büch hat im Gespräch mit derselben Zeitung eingesehen, dass sich türkischsprachige Menschen dadurch diskriminiert fühlen können: "Offensichtlich war es so, dass die Türken das so empfunden haben."

Diesen Vorwurf muss er sich wohl gefallen lassen: Das Schild hat er zu leichtfertig angebracht, es ist mindestens unsensibel. Der Vorfall ist auch ein Symbol: Er zeigt, wie schwer sich die Deutschen immer noch damit tun, sich in türkischsprachige Mitbürger hineinzuversetzen. Denn einen vernünftigen Grund, die Menschen in unterschiedliche Restaurants zu schicken, gibt es nicht.