Zu Besuch in einem der ältesten Restaurants der Welt

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Zu Besuch in einem der ältesten Restaurants der Welt

50 Spanferkel werden hier jeden Tag im Ofen geschmort. Doch das gute Essen ist nicht der einzige Grund, weshalb das Restaurant seit fast 300 Jahren besteht.

Das Sobrino de Botín in Madrid ist laut Guinness-Buch der Rekorde das älteste Restaurant der Welt – es besteht ohne Unterbrechung seit 1725. Der derzeitige Besitzer Antonio González erzählt mir, dass seine Großeltern auch während des Spanischen Bürgerkrieges weiterarbeiteten, obwohl das offensichtlich mit Gefahren verbunden war, "damals war alles gefährlich."

Das Sobrino de Botín kurz bevor es seine Türen öffnet

Das erste Mal las ich über das Sobrino de Botín in einem Gunniess-Buch, das meine Großeltern bei sich zu Hause hatten. Ich versuchte, mir das Eröffnungsjahr einzuprägen, genauso wie die Größe des größten Mannes der Welt oder den Weltrekord für die meisten Wäscheklammern im Gesicht. Über die Jahre vergaß ich das jedoch alles wieder. Erst als ich nach Madrid gezogen bin, fiel mir der berühmte Laden wieder ein und aus Neugier begann ich, mehr darüber zu lesen. Doch ich fand es noch spannender, die Menschen hinter dem Laden persönlich kennenzulernen, damit sie mir mehr über diesen sagenumwobenen Ort erzählten.

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Die Spezialität des Sobrino de Botín: Spanferkel

Schon am Anfang der Calle Cuchilleros, in der sich das Restaurant befindet, sieht man die Scharen von Touristen – und hört man die Stadtführer, die den Touristen alle möglichen Anekdoten zum Restaurant erzählen. Wenn man sich den Laden einfach nur mal so angucken möchte, darf man das nur vor den Öffnungszeiten – danach kommt man nur rein, wenn man auch wirklich dort essen will. Fotografieren ist nicht erlaubt.

Touristen

Drinnen wartet der Besitzer Antonio Gonzáles auf mich und führt mich durch das Restaurant. "Unser berühmtestes Gericht ist das Spanferkel aus dem Ofen", erzählt er mir. "Die Ferkel müssen mindestens 19 Tage alt sein oder mindestens vier Kilo wiegen. Sie werden gut zwei Stunden im Ofen gegart – es ist derselbe Ofen seit 1725", erklärt er. Täglich werden hier 50 Spanferkel geschmort.

50 Ferkel werden pro Tag in der Küche zubereitet

"Ernest Hemingway hat viel Zeit hier verbracht und stand meinem Vater sehr nahe", erzählt Antonio. "Er machte sich seine eigenen Martinis und einmal sogar eine Paella." Er zeigt mir den Stammplatz des Schriftstellers in einer Ecke, von dem aus er immer sehen konnte, wer kam und ging – ein idealer Ort für jemanden, der ständig damit rechnete, von feindlichen Spionen beobachtet zu werden.

Der Schriftsteller hat diesen Ort und die Mitarbeiter so lieb gewonnen, dass er das Restaurant auch in seine Werke einbaute. In Tod am Nachmittag spielt das Sobrino de Botín eine kleine Nebenrolle, Hemingway, ein Stierkampfaficionado, schrieb: "…ich zog es jedoch vor, in der Zwischenzeit im Botín Spanferkel zu essen, anstatt dazusitzen und an die Unfälle zu denken, die meine Freunde erleiden könnten."

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Der Weinkeller ist der älteste Teil des Hauses, er stammt aus dem 16. Jahrhundert

Der Weinkeller stammt noch aus dem 16. Jahrhundert, wunderschöne Ziegelsteingewölbe, die niemals umgebaut wurden. Zwischen den staubbedeckten Weinflaschen entdecke ich ein paar Steine, die mit Gips verputzt wurden. "Das waren Tunneleingänge, die sind mittlerweile verschlossen. Doch früher war ganz Madrid über solche Tunnel verbunden", sagt Antonio.

Der derzeitige Besitzer des Restaurants: Antonio González

Ich frage ihn, wie das Restaurant seit 1725 bestehen kann. Seine Antwort ist eindeutig: "Indem es von Generation zu Generation weitergegeben und kaum etwas verändert wurde."

"Während des [Spanischen] Bürgerkrieges kamen wir irgendwann an den Punkt, wo wir das Essen rationieren mussten oder einfach nur so viel berechneten, wie die Kunden zahlen konnten." Eine schwierige Zeit, in der sie nicht viel verdienten. "Mein Großvater wurde fast erschossen, weil er ein Geschäftsinhaber war. Doch meine Mutter rettete ihn; sie stellte sich vor die Milizsoldaten und sagte: 'Tot nützen wir euch nichts, lasst ihr uns am Leben, können wir euch ernähren.'"

Die Geschichte des Sobrino de Botín ist geprägt von Tradition, einem Familienvermächtnis und Treue zu sich selbst. Vielleicht haben sie es deshalb geschafft, sich über die Jahrhunderte hinweg zu halten.

Natürlich habe ich auch die Spezialität des Hauses probiert. Es war das beste Spanferkel, das ich je in meinem Leben gegessen habe. Solltest du es auch mal probieren wollen: Antonio Gonzáles und seine Familie erwarten dich im ältesten Restaurant der Welt.

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