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Frühstück

Wie mich Großbritanniens größtes Frühstück fast umgebracht hätte

Ich besuchte das Wonder Café, um mich der berüchtigten Frühstückschallenge zu stellen: Acht Scheiben Toast, vier Eier, sechs Würstchen, sechs Scheiben Speck, sechs Hash Browns, vier Scheiben Blutwurst, Tomaten, Bohnen und Pilze—alles in 45 Minuten.

Ich sitze im Wonder Cafe in Hillingdon knapp außerhalb von London und warte nervös auf Großbritanniens größter Herausforderung, was Essens anbelangt.

Jeder auf der Insel, der sich nur irgendwie für Esswettbewerbe interessiert, hat von diesem hier schon gehört: Die Wonder Cafe-Challenge, ein klassisches Full English Breakfast auf Steroiden.

Vier Scheiben in Fett gebackenes Toastbrot, vier Scheiben Toast, vier Eier, sechs Würstchen, sechs Scheiben Speck, sechs Hash Browns, vier Scheiben Blutwurst, Tomaten, Bohnen und Pilze—alles gratis, wenn ich es in weniger als 45 Minuten esse.

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Ein mulmiges Gefühl macht sich in meinem Magen breit, aber ich versuche, es zu ignorieren. Ich schaffe das. Ich habe mich darauf vorbereitet. Seit 24 Stunden habe ich nichts mehr gegessen. Nichts Festes zumindest. Ich erinnere mich aber daran, wie letzte Nacht eine große Menge Flüssigkeit meinen Rachen hinunter floss, bevor ich ohnmächtig wurde. Aber ansonsten habe ich alles im Griff. Ich bin der Frühstückskönig.

Dann wurde mir ein Teller so groß wie das Hinterteil eines Elefanten an meinem Tisch gebracht, und die Angst gekoppelt mit den Nachwehen des gestrigen Abends waren wieder zurück.

Darf ich euch vorstellen, Großbritanniens größtes Frühstück: Vier Scheiben in Fett gebackenes Toastbrot, vier Scheiben Toast, vier Eier, sechs Würstchen, sechs Scheiben Speck, sechs Hash Browns, vier Scheiben Blutwurst, Tomaten, Bohnen und Pilze. Auf der Karte steht es für 20 Pfund [27 Euro]—für mich ist es aber gratis, wenn ich es in weniger als 45 Minuten esse.

Die Challenge, an die sich scheinbar nur ein Mal alle zwei Wochen jemand traut, hat bisher nur eine Person geschafft, die Wettesserin Emma ‚Human Hoover' Dalton, live im Frühstücksfernsehen. Sie verschlang alles in exakt 21 Minuten und 34 Sekunden.

Vertreter der verschiedensten Pressekanäle haben sich der Challenge gestellt und sind gescheitert, also hatte ich das Gefühl, dass das mein Moment war, ins Rampenlicht zu rücken und es allen anderen mal so richtig zu zeigen.

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Ich nehme den ersten Bissen und die Uhr beginnt zu ticken.

Wie bei jeder Challenge braucht man einen Schlachtplan. Ich habe bereits zwei Dinge auf dem Teller entdeckt, die potentiell Brechreiz hervorrufen könnten: die Tomaten, die zusammengekauert unter den vier Spiegeleiern liegen wie dicke Special Air Service-Soldaten, die meinem Würgereiz auflauern, und eine ganze Dose Baked Beans, a.k.a. der Fluch meines Lebens, die eingebildet in einer Keramikschüssel herumschwimmen.

Die scharfäugigen Bohnen müssen zuerst weg. Ich schaufle sie mit dem dreieckigen Toast auf und kämpfe gegen ihren saftigen Widerstand mit einer klein gehackten Wurst an.

Als nächstes haben die Tomaten eine Zielscheibe auf ihren roten Rücken. Aber ich kann nicht so viele Tomaten in so kurzer Zeit verdauen, also wende ich mich den Würstchen und dem Speck zu und schaufle so viele Gabeln in meinen Mund wie ich nur kann.

 Der Autor wie er sich der Niederlage nähert.

Nach weniger als 15 Minuten habe ich mich bereits durch einen Drittel des Tellers gegessen. „Ja, Mann! Mach den Speck zu deiner Bitch!" Ein paar Einheimische blicken argwöhnisch rüber.

Nach vier Scheiben angebratenem Brot, dem Großteil der Würstchen und einer Tonne Pilzen surfe ich auf einer Welle von fettigem Essen. Ich bin zuversichtlich. Zu zuversichtlich.

In dem Moment, als ich in die Tomaten beiße, muss ich das erste Mal würgen. Von der Gefahr eines Kotzeschwalls wird mein Gesicht kreidebleich.

Nach 25 Minuten dämmert es mir: Ich werde es nicht schaffen. Keiner kann das schaffen! Nicht in 45 Minuten. Nicht in einer Stunde. Nicht in zwei Stunden. Herrgott, nicht einmal in zwei Tagen. Ich glaube, ich war mir der Menge des Fleisches nicht bewusst.

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So geht es wohl zu Ende, wird mir klar. Tod durch Frühstück.

Nach einem Drittel der Zeit macht mein Körper dicht. Ich kneife mir die Arschbacken zusammen, als wäre es meine erste Nacht im Gefängnis und das Fleisch missbraucht meine Magenwände als Boxsack.

So geht es wohl zu Ende, wird mir klar. Tod durch Frühstück. Plötzlich ertönt der Buzzer—die Entsprechung der Nulllinie meiner Challenge.

Die Wahrheit ist, keiner, der es nicht selbst erlebt hat, kann nachvollziehen, wie verrückt diese Challenges sind. Ein bisschen wie ein Bär oder ein Hai—du hast keine Ahnung, was eine Essens-Challenge wirklich bedeutet, bis sie vor dir auf dem Tisch steht, deine Naivität belächelt und sich die Finger ableckt in freudiger Erwartung auf deine Seele. Du sagst deinem Körper, er solle etwas konsumieren, das einfach außerhalb seiner Grenzen liegt. Du versuchst, einen Berg ohne Seile zu erklimmen. Ins Weltall fliegen ohne Sauerstoff. Boxen ohne Fäuste.

Nach der Tortur dieser Challenge hatte ich mir ein bisschen Privatsphäre erhofft, als mein Freund bei einer Raststation ein paar Kilometer außerhalb der Stadt anhielt. Aber von all den Raststätten, an denen wir anhalten hätten können, hatte sich mein Freund die einzige in ganz Großbritannien ausgesucht, die keine Kabinen hatte. Sagen wir einfach, es ging alles ganz schnell.

Lieber Magen, uns bleibt immer noch das Wonder Café.