Unprätentiöse Imbisse: La Pausa—italienische Superpizza in Mitte
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Berlin

Unprätentiöse Imbisse: La Pausa—italienische Superpizza in Mitte

Erschwingliches und dazu noch leckeres Essen in Berlin-Mitte? Schwierig, das stimmt, aber eben auch nicht unmöglich. Unsere Fastfood-Imbiss-Pizza-Expertin Ada verrät euch, wo ihr fündig werdet.

Street Food ist meine Schwester und ich schütze ihre Ehre. Für MUNCHIES bin ich deswegen regelmäßig auf geheimer Mission in Berlin unterwegs, um genau die Spots ausfindig zu machen, die für kleines Geld perfektes Essen bieten. Unprätentiös, kostengünstig und schmackhaft—das wahre Street Food Berlins. Dieses Mal habe ich mich sonntagmorgens noch vor der Mittagszeit in meinen feinsten Joggingzwirn geworfen und mich wie ein VIP mit dem Auto zweite Reihe am Rosenthaler Platz positioniert, um italienische Teigwaren mit Herbstgemüse und Steinofenpizza mit riesigen Kartoffelkindern zu frühstücken und dabei den St. Oberholz-Krampf aus sicherer Entfernung wie ein schweinischer Voyeur mit fettglänzenden Lippen zu beobachten.

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Okay, ich gebe zu, es ist immer noch dieses etwas unangenehme, aber auch notwendige Berlin-Mitte, dem man sich annähern muss, wenn man Gelüste auf preiswerte, italienische Pizza schiebt und keine Ausdauer hat, eine Stunde auf seine Bestellung zu warten oder eine komplette Pizza zu bestellen. Wer Slices möchte, für den heißt es, Augen zu, zum Rosenthaler Platz und durch! Wie sich aber erfreulicherweise herausstellte, ist Mitte gar nicht so schlimm und erst recht nicht an einem stinknormalen Sonntag um 11 Uhr noch vor der Ausstrahlung des Presseclubs.

Der „auf neu" gemachte Italiener, wie Mutter so schön sagen würde, hat sich an einer der lebendigsten Ecken Berlins angesiedelt, wo von Montag bis Freitag so ziemlich alles zusammentrifft, was man eigentlich eher meidet: Businesslunch mit „Partnern", Menschen, die funktionale Kleidung speziell für Sightseeing-Touren tragen, und Menschen, die überteuerte vietnamesische Banh-Mi konsumieren, die am Ende aber nur schmecken als hätte Tante Gisela in den ALDI-Aktionswochen „Thai", etwas Chiliwürze und eine knüppelharte Limette gekauft und diese dann mit Salatmayonnaise aus einem 20-Liter-Eimer zu einer kreativen „Sauce" zusammengerührt. Dazu Aufbackbaguettebrötchen. Die langen!

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Ich hingegen habe Lust auf ein ordentliches Frühstück mit Mozzarella, das mich gut füllt und meine durch Depressionen und meinen derzeitigen Lohnarbeitsunmut geleerten Konten nicht restlich leerspült. In Mitte schwierig, das stimmt, aber eben auch nicht unmöglich, denn ich kenne da einen guten Italiener, flüstere ich mir selbst hinter vorgehaltener Hand verschwörerisch zu.

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Was aber macht einen Italiener gut? Bei La Pausa, der kürzlich in ein größeres Ladenlokal direkt um die Ecke umgezogen ist (und den Kampf gegen die Mitinteressenten Burger King und McDonald's scheinbar als Gewinner verließ—wie Informanten berichteten), gibt es in erster Linie eines: konstante und überdurchschnittliche Qualität und das unabhängig vom Publikumsverkehr und der Tageszeit. Man kann hier also ungeplant einkehren und immer die gleiche Qualität erwarten, egal ob zur Mittagspause unter der Woche zwischen zigtausend anderen Kunden, die aus dem Mund nach Bürokaffee riechen, oder eben am Wochenende um 11 Uhr morgens, mutterseelenallein mit knurrendem Magen und gierigen Blicken. Die Typen, die hier arbeiten, sind durch die Bank nett und öffnen ihr Pizzawohnzimmer gerne, um Teigfladen in luftige Höhen zu schleudern oder Parmesan und Basilikum auf Pastagerichte zu schmeißen. Es riecht gut. Der Teig strahlt heftige Wohldünste aus, die einen an selbstgemachte Pizzas und Urlaub im Süden erinnern.

In der gigantischen Auslage liegt eine riesige Auswahl an Pizzarohlingen wie auf einem Laufsteg. Einer ist schöner als der andere. Die Konkurrenz ist groß zwischen den gut und gerne zwanzig wechselnden Sorten, die für jeden verdammten Geschmack und jede erdenkliche Lebenslage das Richtige bieten. Ihr seid gerade von eurem Corgi verlassen worden, weil der keinen Bock mehr auf euren kaputtrestaurierten Altbau im vierten Stock ohne Aufzug hatte? Dann gerne 100-Käse-Gorgonzola-Pizza-Dings mit Knoblauch! Euch ist kalt und ihr habt Bock, leblos auf dem Sofa zu liegen, die Kardashians zu gucken und euch schwer zu fühlen? Kartoffelpizza mit Rosmarin! Ihr seid mit Tieren groß geworden und wollt im Allgemeinen lieber Reiten statt Schlachten? Gegrillte Auberginen! Man muss sich einfach durch das gesamte Portfolio durchgefressen haben, um seine Bedürfnislage genau evaluiert zu haben und da mitreden zu können. Letztlich auch weil die Stücke in der Tat recht üppig ausfallen und man hier echt was für sein Geld geboten bekommt. Also halte ich mich nun mal bedeckt, denn über Pizza schreibt man nicht, Pizza erlebt man. Ihr kennt euren Auftrag!

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The Benefits of Pizza: Pizza isst dir deine Pizza nicht weg! Pizza sind deine fettigen Haare egal! Pizza furzt nicht! Pizza ist das beste Antidepressivum!

Der Ort: Mitte ist eben Mitte, wie es nicht singt und niemals lacht. Wer sich hier rumtreibt, wird schon wissen, warum er das tut. Ich für meinen Teil habe oft irgendwelche Erledigungen zu verrichten, die sich zwischen ekligen Hautarzttermin und Verhandlungen mit hippen Redaktionen bewegen, und plane meine Termine dann vorsorglich immer so, dass irgendwie noch ein kleiner Check-In bei La Pausa reinpasst. Dann springe ich eilig aus dem Wagen, betatsche mit meinen aufgeregten Schweißhänden die Auslage und deute auf diverse Pizzastücke, die ich gerne mitnehmen und in einem individuell zusammengestellten Teig-Käse-Karton auf meinem Sofa sehen möchte. Ich esse fast nie vor Ort. Dafür bin ich zu häuslich (liest sich wie „hässlich"). In dieser Jahreszeit funktioniert Pizza irgendwie nur liegend für mich. Dabei wäre das Vor-Ort-Essen hier durchaus erträglich, denn in der allgemeinen Geschäftigkeit im Laden geht man einerseits gut unter, hat aber andererseits nie das Gefühl, gerade irgendetwas zu verpassen, wenn man sich in seinen Twitterstream auf dem Smartphone vertieft oder einfach nur auf das Fett und die scharfe Würze der Calabrese Salami im Rachenraum konzentriert.

Hinter der Theke liegt manchmal ein sehr aufreizend dreinblickender 20-Kilo-Block Parmesan, der unaufhörlich mit einem flirtet.

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Die Klientel: Es gibt niemanden, der noch nie bei La Pausa war. Es handelt sich bei der Kundschaft um jedermann und jemand. Alle haben allerdings gemeinsam, dass sie auf Pizza warten. Ein konfliktferner Ort der Einigkeit.

Das Gericht: Zum Frühstück entschied ich mich für eine leckere Kürbispasta mit Hähnchen, die als eines der wechselnden Tagesangebote auf der Menütafel vermerkt war, und zwei Slices Pizza. Die Tagesgerichte werden immer mit frischen Zutaten zubereitet. Mein Liebling ist übrigens der ganze Garnelenzirkus, denn den haben sie hier gut dressiert. In Sachen Pizza schwöre ich hingegen auf Kartoffelbelag Schon seit Jahren. Nichts geht besser runter, als etwas Fleischloses, das trotzdem eine üppige und gut gewürzte Masse aufweisen kann. Außerdem schlucke ich an diesem Tag ein Slice mit Grillgemüse. Auf der Website von La Pausa wird ihre Pizza als die beste der Stadt angepriesen. Ich persönlich kann mich da nie final entscheiden, every Pizza is beautiful, so ist meine Devise und ich möchte Ron Telesky und Zola nun auch ihre ganz eigene Geilheit nicht absprechen. Bei La Pause handelt es sich um dünne, knusprige, italienische Superpizza für Zweiockenfuffzisch. Es ist eben die Everydaypizza Berlins. Und zwar die beste! Daran kann ich beim besten Willen nichts Falsches erkennen.

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Tipps: Die Hauslasagne kostet 6 Euro und kann viel. Ich sag nur: Lasagne. Es gibt keinen schöneren Weg, an Umfang zu gewinnen, um den Herbst und Winter zu überleben. Wer die Jungs freundlich um Extrakäse bittet, wird ihn übrigens auch bekommen. Das Gericht eignet sich hervorragend, um es am Freitagmittag zu besorgen, dann im Kühlschrank zu vergessen und es am Samstagabend wiederzufinden und freudig erregt im Backofen oder der Mikrowelle erneut aufzuwärmen, um es mit einer Nulltarif-Brille vor dem Fernseher zu verzehren und bekifft „Nudelauflauf" zu nennen. Göttlich.

Der Chef hat mir bei meinem Besuch verraten, dass es bald ein eigenes Eislabor im Keller geben wird. Wir sind gespannt und freuen uns auf den Sommer.

Preis: Megaüberschaubare 2,50 Euro für ein großes Pizzastück, das einen locker sättigt. Wer zwei Slices kauft, wird doppelt satt und hat Variation. Pasta kostet zwischen fünf und sieben Tacken.

La Pausa Torstrasse 125 10119 Berlin http://lapausa.de/ http://www.facebook.com/LaPausaBerlin