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Crime

True Crime zum Trinken: Dieser Wein macht verurteilte Verbrecher zu Helden

Eine Weinmarke erzählt von Verbrechern, die im 18. Jahrhundert als Sträflinge in die neue Welt geschickt wurden – mit Etiketten, die nicht erst nach einer Flasche zu dir sprechen.
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Dieser Artikel stammt aus unserer Redaktion in Zürich.

Hast du Diebstahl begangen? Jemanden ausgeraubt oder deine Kleider verbrannt? Hast du heimlich geheiratet? Oder einen Partner zuviel im Bett? Vielleicht hast du dich auch bloss mal als Ägypter ausgegeben. Diese und zahlreiche andere Straftaten brachten dir im England des 18. Jahrhunderts ein Ticket nach Australien ein. Daran erinnert die Weinfirma 19 Crimes, die Mugshots der damals Verurteilten heute auf Wein-Etiketten druckt.

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Sie erzählen unter anderem die Geschichte von Jane Castings, deren Gesicht auf den Flaschen der Weinsorte Hard Chard prangt. Die Mutter von vier kleinen Kindern wurde 1846 für sieben Jahre nach Australien verfrachtet, weil sie "Käse und Speck annahm, obwohl sie wusste, dass diese gestohlen waren", wie 19 Crimes schreibt. Das Weingut will mit den Mugshot-Etiketten den dunklen Teil der australischen Geschichte rund um die Sträflingslager beleuchten.


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70 Jahre lang verschiffte die britische Monarchie insgesamt rund 162.000 ihrer straffällig gewordenen Untertanen mit insgesamt 806 Schiffen auf den fremden Kontinent – sofern sie die Reise überhaupt überlebten. An Bord brachen gefährliche Krankheiten aus, viele Schiffe gerieten in Seenot.

Mit den Etiketten der verschiedenen Weine will das australische Gut eine andere Sichtweise auf die Umstände bieten, die britische und irische Verurteilte nach Australien geführt haben. Eines erzählt die Geschichte der Fenian Brotherhood, der Geheimorganisation des irischen Unabhängigkeitskampfes. Der kräftige Rotwein-Blend zeigt James Wilson, einen der 61 Fenians, die 1867 an Bord des Schiffs Hougoumont ihre Reise ins Strafexil antreten mussten.

19 Crimes produziert zwar sehr herkömmliche Weine, die bei einer Blindverkostung wohl nicht gerade den goldenen Korkenzieher gewinnen würden – mit dem erschwinglichen Verkaufspreis von 9,95 Franken (rund 9 Euro) pro Flasche nicht weiter verwunderlich. Passend zur flüssigen Geschichtsstunde liefert 19 Crimes allerdings noch eine App, die das besondere Etikett auf der Weinflasche zum Leben erweckt: Hältst du dein Handy vor die Flasche, fängt der Sträfling darauf an, seine Geschichte zu erzählen. Statt einem gelungenen Marketing-Coup wird der Wein so zum Lehrmittel mit Promille.

Dort berichtet etwa James Kiely, bei einem fruchtigen Glas Shiraz, wie er mit sechs anderen Fenians seinen abenteuerlichen Ausbruch aus dem Straflager in Australien plante – und dann einfach von seiner Bruderschaft zurückgelassen wurde.

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