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Kann ich einem Sommelier vertrauen?

Nur weil Sommeliers da sind, um dir bei einer der wichtigsten Entscheidungen deines Abendessens zu helfen, heißt das nicht, dass du ihre Empfehlungen bedingungslos akzeptieren musst.
Photo via Flickr user kalebdf

Ein Sommelier ist der Geistesführer der kulinarischen Welt. Er gibt verlorenen Seelen die Richtung an auf der Suche nach Antworten auf eine der wichtigsten Fragen des Lebens: Was soll ich trinken?

Aber nur weil Sommeliers da sind, um dir bei einer der wichtigsten Entscheidungen deines Abendessens zu helfen, heißt das nicht, dass du ihre Empfehlungen bedingungslos akzeptieren musst. Sie sind nicht deine Oma, die ihre Lebensweisheit an dich weitergibt. Sie sind einfach nur normale Menschen, die eben zufällig in dem Restaurant, das du besuchst, für den Wein verantwortlich sind. Und wie mit allen anderen normalen Menschen, kannst du dir auch bei Sommeliers nicht sofort sicher sein, ob du ihnen vertrauen kannst. Du möchtest es bestimmt gerne und eigentlich solltest du das auch können, aber dieses Gefühl hattest du wahrscheinlich bei 98 Prozent der Leute, die dich abgezockt oder verarscht haben.

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Kannst du jetzt also einem Sommelier vertrauen oder nicht? Um das herauszufinden, musst du dir einfach folgende Fragen stellen:

Geht es um dich oder geht es um sie selbst? Der Job von Sommeliers ist es, dein Restauranterlebnis mit dem passenden Wein noch angenehmer zu machen. Sie sollten sich auf dich konzentrieren, was du gerne trinkst und was du isst, und nicht von ihrer letzten Weinlese in Frankreich erzählen. Ich meine, das ist ja super und alles, und ein bisschen davon können Sommeliers auch gerne davon zum Besten geben. Sie werden aber nicht dafür bezahlt, dass sie an meinem Tisch rumhängen und angeben. Wenn ich das wollte, dann würde ich mit meinem Vater zu Abend essen und einen Flachmann mitnehmen.

Geben sie Empfehlungen oder drängen sie dich? Natürlich müssen Sommeliers gute Verkäufer sein. Sie sind schließlich darauf angewiesen, dass du Wein bestellst, weil sie sonst keinen Job mehr haben. Wenn du aber einem Sommelier sagst, dass du gerne einen Chenin blanc hättest, und er nicht aufhört, über den Sangiovese zu reden, dann merk dir das. Vielleicht würde der besser zu deiner Vorspeise passen und es ist auch in Ordnung, wenn er ihn dir empfiehlt—die Aufgabe von Sommeliers liegt schließlich darin, dir die passende Weinbegleitung zusammenzustellen. Es ist aber auch ihre Aufgabe, deine Vorlieben zu berücksichtigen und dich in die richtige Richtung zu lenken, egal ob das jetzt ihr Lieblings-Sangiovese ist oder nicht. Wenn sie dir weniger das Gefühl geben, dass du gerade Wein kaufst, sondern mehr, dass sie dir 14 Kaschmirpullover im Sale aufschwätzen wollen, dann ignoriere sie den ganzen Abend/für immer.

Ist ihr Wissen fundiert oder halten sie eine Predigt? Informativ zu sein, bedeutet nicht, eine ewige Predigt darüber zu halten, wie unterbewertet der Petite syrah ist. Erstens: Das sagt keiner. Zweitens: Das interessiert keinen. Du bist da, weil ihr Tagesgericht der Wahnsinn ist, und nicht, weil irgendein Vollidiot endlich mal jemanden braucht, der seine selbstverliebten Erzählungen anhört.

Schmeckt dir der Wein/die Weine? Auch Arschlöcher können einen guten Geschmack haben. Die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich hoch, dass es da draußen einen egoistischen, besserwisserischen, belehrenden Sommelier mit einer fantastischen Weinkarte gibt. Wenn du die Karte ansiehst und ein paar Weine entdeckst, die du magst, stehen die Chancen recht gut, dass er dir etwas Neues empfehlen kann, das dir gefallen wird—auch wenn er in dir das Bedürfnis hochkommen lässt, dir selbst die Augen mit dem Suppenlöffel deines Tischnachbarn auszustechen.

FAZIT: VERTRAUE AUF DEIN BAUCHGEFÜHL. ES WIRD DIR IMMER VERRATEN, WENN JEMAND NICHT COOL DRAUF IST UND OB DIR EIN WEIN SCHMECKT ODER NICHT. UND DAS SIND DIE EINZIGEN ZWEI DINGE IM LEBEN, DIE ZÄHLEN.