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Lebensmittelpolitik

In Mumbai ist Rindfleisch jetzt illegal

Nach mehreren hindu-nationalistischen Angriffen gegen muslimische Rindfleischverarbeiter im westindischen Maharashtra, wurde jetzt ein Gesetz verabschiedet, das die Schlachtung, den Verkauf und den Konsum von Rindfleisch in der Region verbietet.

Einen beschissenen Fast Food-Burger oder ein mitternächtliches Pastrami-Sandwich zu verdrücken, ist nicht immer eine gute Idee. Aber in den meisten Teilen der Welt ist es zumindest kein Verbrechen. Im indischen Bundesstaat Maharashtra jedoch schon. Dort ist es seit kurzem verboten, Rindfleisch zu verkaufen oder zu essen. Wer gegen das Gesetz, das Anfang der Woche vom indischen Präsidenten Pranab Mukherjee verabschiedet wurde, verstößt, dem steht eine Geldstrafe sowie bis zu fünf Jahren Gefängnis bevor.

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Vergangene Woche berichteten wir über die angespannte Fleischsituation in Indien, wo die Schlachtung und der Verkauf und Verzehr von Kühen oftmals die tief vergrabenen Probleme des Landes um Islamophobie hervorbringen. Im vorwiegend hinduistischen Land wurde die Verarbeitung von Rindfleisch auf den westlichen Bundesstaat Maharashtra beschränkt, in dem sich auch die Stadt Mumbai befindet und wo ein Großteil der 138 Millionen Muslime Indiens leben. Bisher wurde Rindfleisch, das in den Schlachthöfen in Maharashtra verarbeitet wurde, an heimische Muslime verkauft oder in andere asiatische Länder exportiert. Immer mehr Schlachthof-Mitarbeiter und Fleischverkäufer haben sich über Angriffe von hindu-nationalistischen Gruppierungen beschwert. Die vorwiegend hinduistische Regierung hat diese Angriffe nicht gerade abgelehnt oder versucht zu unterbinden und Indiens Premierminister Narendra Modi kritisierte die ehemalige, eher links ausgerichtete Regierung, die vom Parteienbündnis United Progressive Alliance (UPA, Vereinigte Fortschrittliche Allianz) geführt wurde, eine rosa Revolution zu unterstützen, die die Schlachtung von Rindern und den Export von Fleisch befürworte.

Letzten Monat kündigten die Rindfleischhändler von Maharashtra als Reaktion auf die verbalen und physischen Angriffe auf ihr Gewerbe einen Streik auf unbegrenzte Zeit an und in vielen Supermärkten und auf Marktständen verschwand das Rindfleisch von der Verkaufsfläche. Die Gegenreaktion der vielen hindu-nationalistischen Gruppierungen des Landes? Pah, interessiert uns einen Scheißdreck, ungefähr.

„Es ist uns egal, wenn die Metzger ihre Geschäfte schließen oder einen Streik ankündigen", sagte Laxmi Narayan Chandak, der Chef des Maharashtra-Ablegers der Vishwa Hindu Parishad, gegenüber Reuters.

Das neue Gesetz hat natürlich auch viele Gegner: Rindfleischhändler, die vor den tausenden Arbeitslosen warnen, wollen gegen das Gesetz Berufung einlegen, und andere haben ihre Bedenken über die Auswirkungen auf die ärmeren Gesellschaftsschichten Indiens zum Ausdruck gebracht, für die Rindfleisch eine billige und wichtige Eiweißquelle ist.

Innerhalb weniger Stunden nach der Verkündung des Verbots sprachen sich zahlreiche Inder auf Twitter sowohl für, aber großteils gegen das neue Gesetz aus: #BeefBan wurde zu einem der am häufigsten verwendeten Hashtags und wurde in weniger als 24 Stunden mehr als 22.000 Mal erwähnt. In zahlreichen Tweets von Gegnern des Gesetzes wurde mit Sarkasmus nicht gespart, als viele hinterfragten, wie ein derart zielgerichtetes Gesetz in einem scheinbar säkularen Land verabschiedet werden konnte.

„Esst, was wir euch vorschreiben. Seht euch an, was wir euch verschreiben. Tragt, was wir euch vorschreiben. Beschwert euch nicht. Wir sind eine Demokratie." #BeefBan", schrieb die Userin @lindsaypereira auf Twitter.