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Integration

Esst Schwein, trinkt: So sollen sich Geflüchtete anpassen

Die Integrationsministerin Norwegens steht wegen ihrer Vorschläge unter Beschuss: Das passiert eben, wenn die Integrationsministerin einer rechtspopulistischen Partei angehört.
Photo via Flickr user Marcus Ramberg

Nicht jeder ist für jeden Job gemacht. Wer bei endlosen Zahlenreihen sofort ohnmächtig wird, sollte sich vielleicht nicht unbedingt in der Buchhaltung bewerben. Wer nicht singen und keinen Ton halten kann, sollte sich den Traum von einer Karriere als Opernstar abschminken. Und wer nicht unbedingt tolerant ist, sollte vielleicht nicht Norwegens Integrationsministerin werden.

Sylvi Listhaug, Mitglied der rechtspopulistischen Fortschrittspartei in Norwegen, scheint leider im falschen Job gelandet zu sein. Und Muslime in Norwegen leiden dank ihrer Politik noch mehr.

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Im Vorlauf zu einer nationalen Integrationskonferenz schrieb Listhaug folgendes auf ihrer Facebook-Seite: „Ich denke, dass diejenigen, die nach Norwegen kommen, sich an unsere Gesellschaft anpassen müssen."

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Was sie damit genau meint: „Hier essen wir Schwein, trinken Alkohol und zeigen unser Gesicht. Wer nach Norwegen kommt, muss sich auch an unsere Werte, Gesetze und Regeln halten."

Bevor sie sich versah, ging es auf ihrer Facebook-Seite hoch her. User machten sich über sie lustig und meinten, sie sollte ihren Posten als Integrationsministerin „noch einmal überdenken". Anfang der Woche hat sie dann auf den Tisch gehauen: „Das ist genug. Einige überschreiten hier wirklich Grenzen… Seien Sie respektvoll zueinander und halten Sie sich an die Fakten. Wer das nicht schafft, darf hier nichts schreiben. Wer weiter Öl ins Feuer gießt, egal ob für die eine oder die andere Seite, wird gesperrt. Wer unangemessene Kommentare sieht, meldet sie uns bitte, da wir immer hinterherkommen."

Es ist ziemlich klar, dass die Integrationsministerin nicht wirklich an Integration interessiert ist. Letzte Woche postete sie, dass nächstes Jahr vorraussichtlich 8.250 Asylsuchende nach Norwegen kommen würden. Diese Prognose kommentierte sie mit den Worten: „Europa und die Welt sind verunsichert und man kann nicht vorhersagen, was kommen wird. Ich versuche mein Möglichstes, damit wir nächstes Jahr so wenig Asylbewerber wie möglich bekommen, sodass wir uns voll und ganz auf die Integration der vielen Menschen konzentrieren können, die letztes Jahr gekommen sind und seitdem hier leben."

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Na dann.

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Die Situation in Norwegen ist angespannt. Wie der Independent berichtet, ist die Regierung in der letzten Woche hart gegen Flüchtlinge vorgegangen; Ministerpräsidentin Erna Solberg sagte in einem Interview, dass sie niemanden einstellen würde, der einen niqab, einen Gesichtsschleier, trägt.

Elisabeth Rønnild schreibt zu Listhaugs Kommentaren bei Facebook: „Das Dümmste, das ich je gelesen habe." Omar Gilani Syed, ein Kriminologe, der sich für die Integration von Geflüchteten einsetzt, sieht das ähnlich. Gegenüber der Aftenposten meint er: „Wenn sie die Komplexität dahinter nicht versteht und nicht die nötige Expertise hat, mit solchen gesellschaftlichen Fragen ordentlich umzugehen, dann sollte man sich wirklich fragen, ob sie ihren Posten nicht überdenken sollte." Zaineb Al-Samarai, die für die sozialdemokratische „Arbeiderpartiet" arbeitet, schreibt in einem Artikel im Dagbladet: „Wer Integrationsminister sein will, der muss auch mal mit dem Integrieren anfangen."

So ein bisschen Toleranz und Aufgeschlossenheit sollten eigentlich eine Voraussetzung für diesen Job sein.