Dieser Mann macht Pizzas mit Geburtstagstorten und ganzen Brathähnchen

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Dieser Mann macht Pizzas mit Geburtstagstorten und ganzen Brathähnchen

Pizzas belegt mit Pommes, Krabben, Bœuf Stroganoff oder sogar Sushi? In Brasilien kein Problem. Ein Pizzabäcker treibt das ganze allerdings auf die Spitze—und die Leute lieben es.

Es gibt ein brasilianisches Sprichwort: „Wer auffallen will, setzt sich eine Wassermelone auf den Kopf." Roberto Dos Santos packt die Wassermelone jedoch lieber auf eine Pizza. Echt jetzt.

Ihm gehört die Pizzaria Bate Papo (bater um papo ist Portugiesisch für plaudern oder schnacken), eine kleine Pizzeria in der Küstenstadt Guarujá im brasilianischen Bundesstaat São Paulo. Roberto Dos Santos dachte sich, er könnte für ein bisschen Tratsch sorgen, indem er den Pizzabelag in neue kulinarische Hohen hebt—eine große Herausforderung in einem Land, das bekannt ist für seine kulinarischen Innovationen und in dem es ziemlich abgefahrene Pizzatoppings gibt. Locker findet man in Brasilien Pizzas belegt mit Pommes, Krabben, Bœuf Stroganoff und sogar Sushi.

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Alle Fotos von Marcus Steinmeyer

Ja, wir Brasilianer sind schon ziemlich kreativ.

Alles begann vor fünf Jahren: Dos Santos fing an, Riesenpizzas zu backen mit einem Durchmesser von 50 Zentimetern und insgesamt 16 Stücken. Damit wollte er normale und süße Toppings auf einer Pizza kombinieren. „So hat der Gast mit einer normalen Pizza auch gleich das Dessert abgedeckt", erklärt er. Er belegte seine Pizzas mit doce de leite, Kokosraspeln, brigadeiro und M&M's. Doch alles hat sich verändert, als er einmal ein ganzes Brathähnchen auf die Pizza gepackt hat und ein Foto davon gemacht hat, das er dann auf der Facebook-Seite von Bate Papo—immerhin mit über 130.000 Likes—geteilt hat.

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Die ungewöhnliche Pizzakreation ging schnell viral und Dos Santos trat in mehreren TV-Shows auf. Das hat ihn motiviert, noch einen Schritt weiter zu gehen. Er hat ein Sixpack Bier, einen ganzen Hummer, ein paar Bananen und eine Wassermelone auf seine Pizzas gepackt. Auch der Eiffelturm fand auf seinen Kreationen Platz, natürlich ein kleinerer Nachbau aus Holz. Nach den Terrorangriffen von Paris im letzten November hat er den Opfern zu Ehren sein Profilbild statt in die Frankreich-Flagge in ein Foto mit ihm und der Pizza geändert—dafür gab es mehr als 2.500 Likes auf Facebook.Seinen Rekord hält er aber mit einem Video, das er ein Jahr zuvor gepostet hat: eine Riesenpizza mit fast 90 Zentimetern Durchmesser, 13 verschiedenen Toppings und insgesamt 44 Stücken. Das Video wurde bereit 5,4 Millionen Mal angesehen und über 75.000 Mal geteilt.

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„Ich wollte immer, dass meine Pizzeria berühmt wird", meint Dos Santos. „Die ersten Fotos haben viele Leute gelikt und geteilt, also habe ich dann auf diese Werbestrategie gesetzt. Unsere Follower kommen aus 42 verschiedenen Ländern." In einem Video legt er eine Pizza auf ein Wakeboard und filmt, wie sie fröhlich auf dem Wasser treibt. Das Video wurde über 50.000 Mal aufgerufen.

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Er verwaltet alle Social-Media-Kanäle selbst. „Die Ideen kommen von mir, ich mache die Fotos und die Posts und antworte auf Kommentare. Die paar Mal, als meine Frau das übernommen hat, wurde ich nur sauer, weil sie nicht das geschrieben hat, was ich geschrieben hätte", erzählt er. „Deshalb habe ich auch keinen extra Social-Media-Experten. Viele meinen zwar, dass ich mir jemanden ins Boot holen sollte, aber die Fotos erreichen genau die gewünschte Wirkung—warum sollte ich also was ändern?"

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Während unseres Interviews hat er in einer Minute schnell 40 Benachrichtigungen bekommen. „Das erledige ich später", meint er.

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Wenn er nicht seine Social-Media-Accounts betreut, macht er Pizza. Als vor zehn Jahren alles losging, hatte er einen Profi-Pizzabäcker im Team. Aber der tauchte immer wieder einfach nicht zur Arbeit auf und ließ Roberto einfach hängen. Da hat er sich entschieden zu lernen, wie man Pizza selbst macht: Er bat einen Freund um Hilfe, hat sich professionelles Equipment gekauft und angefangen zu backen. An einem guten Tag sind gut 300 Gäste in der Pizzeria. Durchschnittlich bäckt er pro Tag 180 Pizzas, an Silvester letzten Jahres waren es 240.

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„Seit den Fotos und Videos ist unser Geschäft gut 40 Prozent gewachsen.Ich muss die ganze Zeit am Ofen stehen, den Teig und die Toppings vorbereiten und backen. Oft wollen die Leute ein Selfie mit mir machen, aber ich bin irgendwie immer beschäftigt", meint er. Deshalb hatte Dos Santos noch eine brillante Idee: Er stellte einfach einen Pappaufsteller von sich selbst auf. „So kann sich keiner beschweren, dass man kein Foto mit mir machen konnte", witzelt er.

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Einige Kunden schlagen auch selbst absurde Toppings vor, von Gitarren bis Michael-Jackson-Platten war alles dabei. „Viele feiern bei uns auch Geburtstag. Deshalb haben wir eine Pizza mit einem Kuchen in der Mitte kreiert", erzählt er. Aus ganz Brasilien schicken ihm Leute Fotos von ihren eigenen Pizzakreationen im Bate-Papo-Stil zu. „Wenn die Leute deine Idee nachmachen, kannst du dir sicher sein, dass das, was du machst, gut ankommt."

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Und selbst wenn man denkt, dass Dos Santos mittlerweile alles gemacht hat, kann er einen immer wieder überraschen. Als ich bei ihm war, serviert er eine Popcorn-Pizza. Genau, mit einer Popcornmaschine in der Mitte. „Wer Popcorn mag, wird diese Pizza lieben. Schade, dass man die nicht mit ins Kino nehmen kann."

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Gerade arbeitet er für ein Restaurant an einer Super-Riesenpizza mit mehr als 50 Stücken. „Das ist ganz schön schwer, weil ich den Ofen und die Verpackung anpassen muss", erklärt er. „Außerdem ist das ein riesiges logistisches Problem. Aber die Leute erwarten eben, dass ich immer noch einen Schritt weiter gehe."

Wenn man bedenkt, wie schnelllebig unser digitales Zeitalter ist, wird er mehr als nur eine Wassermelone brauchen, um weiter von sich reden zu machen.