Unprätentiöse Imbisse: Mmaah-Korean Street BBQ
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Imbiss

Unprätentiöse Imbisse: Mmaah-Korean Street BBQ

Dieses Mal mit dem Fahrrad am Tempelhofer Flugfeld, um meiner Haut irreversible UV-Tiefenschäden zuzufügen und koreanische Mandu in der unbarmherzigen Sommersonne zu essen. Ein Hobbybericht von jemand, der den Geruch von Kimchi nicht fürchtet.

Street Food ist meine Schwester und ich schütze ihre Ehre. Für Munchies bin ich deswegen ab sofort regelmäßig auf geheimer Mission in Berlin unterwegs, um genau die Spots ausfindig zu machen, die für kleines Geld perfektes Essen bieten. Unprätentiös, kostengünstig und schmackhaft -das wahre Street Food Berlins. Dieses Mal mit dem Fahrrad am Tempelhofer Flugfeld, um meiner Haut irreversible UV-Tiefenschäden zuzufügen und koreanische Mandu in der unbarmherzigen Sommersonne zu essen. Ein Hobbybericht von jemand, der den Geruch von Kimchi nicht fürchtet.

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Na ganz tolle Scheiße! So langsam wird es echt herbstlich in fucking Berlin und das alles natürlich genau in dem einen Moment, in dem die Leute gerade erst angefangen haben launemäßig etwas aufzuknacken und sich zu benehmen wie Erwachsene, die ihre Privilegien auch zu schätzen wissen. Sozialsystem. Reiches Land. Tolle Foodszene. Herbst. Ich meine, wir haben da ein altes Flugfeld mitten in der verdammten Stadt und funktionierende Fahrräder und ein paar Euro für köstliches BBQ-Fleisch, die sind doch auch noch im Budget vorhanden, oder etwa nicht?

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Also Hand auf's Herz! Da kann man schon mal gut gelaunt an einem kleinen Holztisch im Schatten der hohen Bäume sitzen, auf dicke Radfahrerwaden starren und selig an einem selbstgemachten koreanischen Eistee sippen, ohne sich dabei beschweren zu müssen. Denn schon in naher Zukunft, das lehrt uns die Erfahrung, zieht das Grau wieder über die Stadt, bringt die dummen Hackfressen der ewig Unzufriedenen zurück in das ohnehin schon arg strapazierte Straßenbild und zwingt einen dazu seine Tage daheim mit nöliger Miene bei schlechtem Kaffee im Feinbiber zu verbringen und unmotiviert alte Disney Club Folgen zu gucken. Mir kann diese dunkle Bedrohung dennoch nichts anhaben und das unkige "Winter is coming!" Gerufe des Lebens prallt derzeit an mir ab wie Wasser an einer Fettlache, denn meine Familie glaubt nicht an Gott. Wir glauben nur an das Wetter und an Gore-Tex. Ich habe also eine freundliche Galgenfrist bis das mmaah sich in seine wohlverdiente, jährliche Winterpause verabschiedet. Dies ist also die die Geschichte von einer, die loszog, um die letzten Sonnenstrahlen des Jahres zu genießen und sich ein paar frittierte Kartoffeln auf der Straße reinzupacken.

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Aber zu den Tatsachen: In Zwickies ehemaliger Wurstbude hat sich seit zwei Jahren ein koreanisches BBQ eingenistet. Nun gut, dachte ich mir, denn in den Augen eines einfachen Mädchens ist sowohl die Wurst ein wahrer König, als auch koreanisches Barbecue eine echte Institution, die ich bisher nur aus Restaurants kannte, in denen ich mich bekanntlich nicht sehr gerne aufhalte, da ich ein unkomplizierter Mensch mit unprätentiösen Ansprüchen bin. Bei aller Liebe zur Dramatik und Inszenierung, aber ich zahle meine Speisen gerne ad hoc und erledige Arbeiten und Pflichten unverzüglich. Bloß nichts aufschieben. Niemandem etwas schuldig sein. Erledigen. Abarbeiten. Ich meine, wie machen das Menschen? Sich auf das Essen konzentrieren zu können wenn man noch bezahlen und Trinkgeld (Stoner-Albtraum) geben muss? Bei mmaah zahlt man, setzt sich, isst, entsorgt seinen Müll und radelt dann weiter. Genau mein Ding. Außerdem schmeckt es noch. Gut.

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Aber was genau ist eigentlich dieses Bulgogi, das die beiden Halbkoreaner anbieten, die eigentlich aus Süddeutschland stammen? Und kann man diesen Esstrend genauso erfolgreich wegignorieren wie Quinoa, das zwar besonders geheimnisvoll klingt, aber im Allgemeinen eher dorfpomeranzig und öde daherkommt? Nein! Denn wer Bulgogi ablehnt, der begeht einen kapitalen Fehler und verpasst süßlich in Sojasauce und Sesamöl mariniertes, feines Rinderfleisch, das über offenem Feuer gegrillt wird. Dazu reicht man Reis, Kimchi und Salat oder frittierte Kartoffeln, wie es die Jungs bei mmaah tun.

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Die beiden Imbissbetreiber beschreiben ihr Konzept selbst mit den einfachen Worten: "Mmaah!" sei ein Ausruf des Genusses und steht für alles Gute. Das finde ich auch, schiebe mir ein Mandu in den Mund und bin in Einklang mit der Natur und der koreanischen Küche.

Der Ort:

Ich bin seit Kurzem ein echter Naturbursche. Damit meine ich selbstverständlich nicht, dass ich mich viel draußen aufhalte, sondern lediglich, dass ich dazu tendiere an meinem heimischen Laptop im gut beheizten Innenraum Pinterest Pinnwände zum Thema Hiking oder Campen zusammenstellen. Mein Journalistengehalt investiere ich bevorzugt im Rahmen Zehlendorfer Villenauflösungen, die ich bei eBay Kleinanzeigen entdeckte, in unzählige, gebrauchte Outdoorjacken namhafter Hersteller aus den 90er Jahren. Nun möchte ich meine Schätze natürlich auch draußen, in der Natur voller Stolz tragen. Outdoor sind für mich alle die Orte, an denen ich keine Angst haben muss überfahren zu werden. Das Tempelhofer Flugfeld ist also Wildnis. Punkt. Und Ende der Diskussion. Mit dem Fahrrad brauche ich von meiner Wohnung in Kreuzberg bis zu mmaah, dem besagten Imbiss, geschlagene zwei Minuten, die ich aber unter "Outdoor-Adventure" und "Ausflug ins Grüne" verbuche. Urban Abenteuer also. Koreanisches BBQ ist einfach aufregend.

Die besagte Bretterbude, in der das BBQ-Wunder stattfindet, befindet sich am Rande des Tempelhofer Flugfeldes am Columbiadamm. In etwa dort, wo die Schlange zum Columbiabad in den Sommerferien endet. Man kann beim Essen sogar die Schreie der Kinder hören und sich Gründe dafür überlegen.

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Die Klientel:

Ziemlich gemischt. Nur Moneyboy habe ich noch nicht gesehen. Vielleicht zu gesund hier?

Das Gericht:

Ich hielt eine Portion Classic Rind-BBQ mit Potatoes in der Hand, einen selbstgemachten Eistee und ein paar Kimchi Mandus.

Tipps:

Mit dem Auto kommen ist totaler Blödsinn. Das gilt natürlich auch für Gesamtberlin. Hier trifft es aber besonders zu, weil dieser Street Food Imbiss am Rande des Sommerbads ein spezielles Urlaubsflair aufweist, das man sonst nicht voll aufsaugen kann. Besonders wenn der Wind günstig steht und man in seinen Radlerhosen, die in Muster und Geruch an die Polstergarnituren unserer Elternhäuser erinnern, rumhockt und eine Brise Chlor in der Luft liegt. Nirgendwo schmeckt selbstgemachter Eistee besser als nach einer Radtour unter freiem Himmel. Andererseits, und das ist das Gegenargument: Das koreanische BBQ lässt sich hervorragend beim Autofahren essen, vorausgesetzt, man liegt bereits im Graben und hat durch einen schönen Zufall 80 Kilo Papierservietten auf dem Beifahrersitz festgeschnallt.

Wenn man freundlich darum bittet, die Speise zum Mitnehmen eingepackt zu bekommen, erhält man nach kurzer Zeit ein kleines Designpaket in die Hand gedrückt, das an ein trendiges Geschenk erinnert, das einem ein besonders gut gesinnter Freund eingepackt hat.

Das Kimchi kommt übrigens straight aus Frankfurt und lasst es mich mal so sagen: Es ist das beste Berlins.

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Preis:

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Einfache Karten machen mich glücklich. Hier verstehe sogar ich die Preispolitik in unter fünf Sekunden. Sechs Gerichte in jeweils drei Größen. Klein 4,50 Euro, Mittel 6 Euro und Groß 7,50 Euro. Bulgogi BBQ (Rind) mit Reis und Salat oder mit Potatoes. Hotgogi (Chicken) BBQ mit frittierten Kartoffeln oder Salat und Reis. Vegetarische Mandus mit Glasnudeln oder Kimchi und Tofu.

Seit Kurzem haben die beiden Imbissbetreiber ein weiteres Restaurant am Kiehlufer eröffnet, in dem sie auch verschiedene Currys servieren. Zieht euch also schon mal an! Wir haben also ein Date!

Mmaah - Korean Street BBQ

Columbiadamm 160

10965 Berlin