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Whisky

Die Generation Y liebt Scotch. Hier gibt es ein paar Trink-Tipps eines Schotten

Die Zeiten, in denen junge Leute billiges Bier und Fusel trinken, sind vorbei. Die Generation Y will Craft Beer und sogar Scotch. Hier gibt dir ein richtiger Schotte ein paar Verkostungsratschläge.

Die Zeiten, als die jungen Leute noch mieses Bier und irgendwelchen Fusel tranken, sind längst vorbei. Heutzutage legt die Generation Y Wert auf Qualität, ob es nun um Craft Beer oder handwerkliche Cocktails geht. Während manche Spirituosen wie Gin gerade eine Hochkonjunktur erleben, ist besonders eine vom Hype bisher verschont geblieben: Scotch, der immer noch als Getränk der pfeifenrauchenden, weißbärtigen alten Männer gilt. Es gibt aber jemanden, der alles daran setzt, dieses Image zu verändern.

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Michael Ferrie ist ein 31-jähriger schottischer Expat aus Dundee und der geschäftsführende Partner bei Caledonia auf der Upper East Side in Manhattan, New York. Diese bemerkenswerte Scotch-Bar ist immer zum Bersten voll und zwar nicht mit mürrischen reichen Typen, sondern mit jungen Leuten Mitte 20 bis Mitte 30, die alle ein Glas Scotch nach dem anderen genießen. Irgendwie schafft es Ferrie, jeden zum Scotch-Liebhaber zu machen und wir haben nachgefragt, wie genau er das anstellt.

MUNCHIES: Wann hast du das erste Mal Scotch probiert? Michael Ferrie: Ich war 16 und stahl einen Lagavulin 16 aus dem Spirituosenschrank meines Vaters. Eine ziemlich harsche Einführung—ich konnte gar nicht fassen, dass das tatsächlich jemand trinkt.

Wann bist du endlich auf den Geschmack gekommen? Anfang 20 trank ich einen Glen Grant 10. Im Vergleich zum Lagavulin dachte ich mir, „Das kann nicht die gleiche Spirituose sein!", und genau das macht Scotch so besonders.

Wann hast du begonnen, Scotch zu verkaufen? Ich arbeitete in Schottland in einigen Clubs. Als ich 2005 nach Amerika ging, arbeitete ich in Irish Pubs. Als Barkeeper verkaufte ich immer sehr gerne Scotch—ich glaube, das ist der Patriot in mir! Als ich im Januar 2011 das Caledonia eröffnete, bemühte ich mich sehr, dass die Leute Scotch von diversen Destillerien probieren.

Wieso glaubst du, wird Scotch immer noch als Getränk der alten Männer angesehen? Dieser Ruf hängt ihm aus zwei Gründen nach: Scotch ist ziemlich teuer und jüngere Leute können ihn sich entweder nicht in größeren Mengen leisten oder wollen sich einfach billiger betrinken. Und es dauert eine Weile, bis man auf den Geschmack kommt, deshalb ist es anfangs schwieriger, ihn wertzuschätzen.

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Trotzdem ist deine Bar voll von Mitzwanzigern und -dreißigern, die ihren Single Malt trinken. Wenn ich einen Grund nennen müsste, warum so viele jüngere Leute im Caledonia Scotch trinken, dann liegt das glaube ich daran, dass unsere Bar überhaupt nicht anmaßend oder überheblich ist. Mir ist es egal, ob die Leute Scotch auf Eis oder mit Sodawasser trinken, solange sie ihn trinken und ihn schätzen lernen.

Da ist was dran. Du betreibst die am wenigsten prätentiöse Bar, in der ich je war. Wie schaffst du diese Trennung zwischen deiner Bar und derer, in denen man schon eingeschüchtert wird, wenn man sie nur betritt? Ich mag diese arroganten Whisky-Bars nicht. Davon gibt es in New York viele. Ich habe das Gefühl, sie glauben, sie würden uns einen Gefallen tun, wenn wir uns dort ein Getränk bestellen „dürfen". Noorman's Kil und The Flatiron Room mag ich aber. Dort Whiskys von den über 100 schottischen Destillerien auszuprobieren, macht Spaß.

Hast du irgendwelche Empfehlungen für Scotch-Neulinge? Es gibt ein paar Scotches, die ich Einsteigern empfehle: Jura 10, Benromach 10, Dalmore 12 und Glenrothes Select Reserve. Meistens führe ich die Leute von den großen Produzenten weg, weil man die in jeder Bar bekommen kann.

Hast du irgendwelche Stammgäste, die anfangs die extrem rauchigen Scotches verabscheut haben, aber mittlerweile das stärkste Zeug aus Islay trinken? Ja, wir hatten definitiv ein paar Neulinge, die zu kompletten „Torfmonstern" geworden sind, wie wir sie nennen.

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Was sind deine Lieblinge? Auf Bowmore 15 ist immer Verlass, ein fantastisch ausgeglichener Whisky. Laphroaig 25 mag ich sehr gerne (solange ich ihn nicht bezahle), Scapa 16 und Dalmore 15. Ich trinke allgemein keine extrem teuren Whiskys, weil sie den Preis nicht wert sind. Man bezahlt für ihre Seltenheit und das Marketing-Budget, nicht für die Qualität. Der Großteil der Leute könnte einen 18-Jährigen bei einer Blindverkostung nicht von einem 30-Jährigen unterscheiden—und das gilt auch für Whisky-Snobs.

Wie kannst du dich an so viele Scotches erinnern und jeweils den Geschmack perfekt beschreiben? Ich habe so viel Zeit hinter der Bar verbracht und den ganzen Abend lang über Scotch gesprochen. Meistens frage ich einen Gast, was er davor bestellt hat und was ihm daran geschmeckt hat oder was nicht und taste mich so heran. Mit dem Feedback des Kunden versuche ich den perfekten Scotch für ihn zu finden.

Was hältst du von bekloppten Gästen wie mir, die Wörter wie Bruichladdich oder Islay nicht richtig aussprechen können? Ich korrigiere nie einen Kunden, wenn er ein Wort falsch ausspricht—das hat damit zu tun, nicht prätentiös zu sein, wenn es um Whisky geht. Wie kann man jemandem einen Vorwurf machen, wenn er Bruichladdich falsch ausspricht? Die meisten meiner Gäste sind Amerikaner und die haben ja sowieso schon ein Problem mit der Aussprache von Wörtern wie „Carribean". Außer sie diskutieren über den Film von Johnny Depp, dann klappt's plötzlich. Was hat es damit eigentlich auf sich?

Wie lautet deine Zukunftsprognose für Scotch? In den letzten Jahren wurden Bourbons und Rye Whiskys beliebter. In meinen Augen ist aber Single Malt immer noch das hochwertigere Produkt. Versteh mich nicht falsch, die besten Bourbons sind genauso gut wie die besten Scotches, aber es werden auch einige richtig grauenhafte Bourbons produziert.

Ich bin optimistisch, dass immer mehr jüngere Leute anfangen werden, Scotch zu trinken. Die Branche sollte sich mehr auf den Spaß am Konsum konzentrieren, anstatt es als ein Luxusprodukt zu vermarkten. Jedes Mal, wenn ich höre, das jemand seinen Whisky „The Macallan" oder „The Glenlivet" nennt, zucke ich zusammen.

Ich auch! Vielen Dank fürs Gespräch, Michael.