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Kanada

Diese Poutine wird dir dein Leben retten

Poutine, Kanadas Nationalgericht, gibt es in allen Größen und Formen. Es wird in allen Teilen des Landes neu interpretiert und raus kommt dabei immer irgendeine leckere, matschige Pampe.

Poutine klingt vielleicht wie ein lautmalerisches Wort für einen kleinen feuchten Furz, aber es handelt sich dabei und ein nationales Symbol der kulturellen Identität der Kanadier. Obwohl das Gericht so einfach ist, sorgt es bei Ausländern immer wieder für Verwirrung: Kanadier essen es scheinbar täglich, es soll der Höhepunkt kanadisch-kulinarischer Künste sein und wir verwenden es scheinbar als Bindemittel, um unsere Häuser zu bauen.

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Was auch alles stimmt. Es besteht aus Pommes mit glitschigem, quietschendem Käse und Bratensauce und ist ein heiß geliebtes Kateressen, das wir irgendwann nach 2 Uhr morgens und dann noch einmal um die Mittagszeit zu uns nehmen. Wenn sich jemand das Maul darüber zerreißt, nehmen wir das so persönlich, als hätte man unsere Mutter beschimpft. Genau wie die Kanadier gibt es Poutine auch in allen Formen und Größen und es wird im ganzen Land neu interpretiert, neu kontextualisiert und zu allen möglichen matschigen, leckeren Pampen verwandelt.

Italo poutine

Auch in der kleinen Stadt Sault Ste. Marie im Norden von Ontario entstand durch die italienischen Wurzeln zahlreicher Bewohner eine eigene Interpretation des Gerichts. In den 1920er-Jahren kamen zahlreiche italienische Immigranten von Übersee und den USA nach Sault Ste. Marie oder „The Soo", wie die Stadt liebevoll genannt wird. Heute gibt ein Drittel der Einwohner an, zumindest teilweise italienische Vorfahren zu haben. Aus diesem kulturellen Erbe resultierten zahlreiche familienbetriebene, unabhängige italienische Restaurants, die die Straßen von Sault Ste. Marie säumen—und noch mehr Auseinandersetzungen darüber, wer nun das beste Essen serviert.

REZEPT: Baadmashs Chicken Tikka Poutine

Eine italienische Version des Gerichts hat es auf die Speisekarte von Gus's Pizza geschafft, wo der Besitzer Gus Serrao mit Rindfleisch gefüllte Ravioli frittiert, sie in Mozzarella ertränkt und über das Ganze noch hausgemachte Spaghetti-Sauce kippt—die perfekte Mischung aus kanadischem Imbiss und italienischem Essen. Als hätte Nonna aus Versehen deine Haschkekse gegessen und dann den Küchenschrank geplündert.

REZEPT: Ziegen-Poutine mit Red Eye Gravy

Gus' Familie stammt ursprünglich aus Kalabrien und backt schon seit 30 Jahren Pizza. Seit 10 Jahren hat Gus sein eigenes Restaurant. Mit seiner Poutine-Version wollte er einfach ein kanadisches Gericht ein bisschen italienischer machen, und das hat er geschafft. Gus versteckt sich nicht hinter falscher Bescheidenheit und wenn es um seine Kreation geht, ist er so direkt, wie Essen sein sollte: „Ich habe es einfach für die Speisekarte erfunden." Verstanden?

Kein Glanz, kein altes Familienrezept, kein Geniestreich—einfach ein Typ, der ein Gericht für seine Gemeinschaft kocht, von dem wir alle dachten, es gäbe schon genügend Versionen davon. Gus' nüchterne Herangehensweise repräsentiert die nationale Einstellung gegenüber Poutine besonders gut: Nicht zu viel darüber nachdenken, einfach essen. Du wirst es dann schon verstehen.