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Rind

Immer mehr Kühe haben die Nase gestrichen voll

Immer häufiger las man in den letzten Jahren von Kühen, die auf den Menschen losgegangen sind. Was dahintersteckt, bleibt unklar. Es gibt aber erste Vermutungen, und die erfährst du hier.

Immer öfter kommt es in Deutschland und Österreich zu tödlichen Kuhattacken. Warum genau Kühe immer aggressiver werden und auf Menschen, sogar auf die eigenen Bauern losgehen, ist bisher nicht ganz geklärt.

Der Sommertourismus in den Alpen boomt. Immer mehr Menschen bewandern die Alpen und weichen leider oft genug von den ausgeschilderten Routen ab und laufen mit ihren Hunden über Kuhterroir. Was viele jedoch vergessen, ist, dass eine Kuhherde nicht unbedingt ein Streichelzoo ist. Vor allem Muttertiere mit jungen Kälbern reagieren sehr aggressiv auf Menschen, speziell wenn diese einen Hund dabei haben. Aber auch junge Stiere sind oft verspielt und wissen nicht, was sie mit ihren Hörnern anrichten können.

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Der Präsident der Tiroler Landwirtschaftskammer, Joser Hechenberger, erklärt dem Fernsehsender ORF, dass für die Kuh ein Hund eine ähnliche Gefahr darstellt wie ein Wolf.

Der alarmierendste Vorfall geschah im Juli dieses Jahres, als eine bergerfahrene deutsche Touristin und ihr Hund in den Tiroler Alpen von zehn 700 kg schweren Kühen und deren zehn Kälbern eingekreist und tödlich verletzt wurde. Als Todesursache wurde eine Quetschung des Herzens obduziert. Laut Zeugen war der Hund an der Leine und verhielt sich anfangs noch ruhig und friedlich. Dennoch geht man davon aus, dass es der Hund war, der die Herde in Aufruhr versetzte. Und, so Hechenberger weiter, hätte die Frau den Hund von der Leine gelassen, wäre die Herde höchstwahrscheinlich dem Hund hinterhergerannt und ihr wäre nichts passiert.

Um weiteren dramatischen Attacken vorzubeugen, musst du wissen, wie du zu reagieren hast, solltest du selbstsicher Kuhgebiet betreten: die Arme hochreißen und die Tiere lauthals anschreien. Auch ein Hieb mit dem Stock kann einen Angriff abwehren und wenn du einen Hund hast, mach einen weiten Bogen um die Rindviecher.

In den Medien wurde der österreichische Tourismus, Tirols größte Einnahmequelle, ganz schön auf die Probe gestellt. Focus zum Beispiel sprach von „Killer-Kühen in Österreich."

Tatsächlich aber sind aggressive Kühe nicht nur in Österreich zu finden und noch interessanter ist, dass Kühe auch auf ihre eigenen Bauern losgehen.

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Im Landkreis Rostock wurde im September 2011 eine 56-jährige Bäuerin von einer trächtigen Kuh tödlich verletzt, als sie versucht hat, ihre Herde zu teilen. Im selben Monat wurde ein 51- jähriger Bauer auf einer Weide in der Vulkaneifel von einem seiner Rinder tödlich verletzt.

In Hessen musste eine komplett wildgewordene Kuh erschossen werden, nachdem sie im Juli 2011 eine Dame verletzt und ein Auto demoliert hatte. Die deutsche Tierschutzschlachtverordnung erlaubt die Tötung bei aggressiven oder verwilderten Tieren.

Auf vielen Almen wird vermehrt Muttertierhaltung betrieben. Das bedeutet, dass die Kälber nicht von den Muttertieren getrennt werden und mit ihnen zusammen auf der Weide zu Jungrindern wachsen. Für Muttertierhaltung spricht, dass der Nebenerwerbsbauer mehr Zeit hat, um seiner Arbeit nachzugehen. Da der Bedarf an Milch gedeckt ist, bzw. sich Milchwirtschaft nicht mehr lohnt, melkt der Bauer die Kühe auch nicht, wie früher, täglich. Er kann die Kühe und ihre Kälber im Sommer auf der Alm alleine lassen. Jedoch, und das scheint ein wesentlicher Grund für die Angriffe zu sein, ist durch diese Art von Viehwirtschaft der beschützende Mutterinstinkt größer und es kann passieren, „dass Tiere bei Muttertierhaltung eher mehr verwildern. Diese Tiere sind Menschen weniger gewohnt als Milchkühe, die zwei Mal am Tag gemolken werden", so Josef Troxler von der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Abgesehen von den wildgewordenen, verwilderten Kühen passierte diesen August ein anderer Rindervorfall, der bis dato nicht geklärt werden konnte: 7 Kühe stürzten in Tirol in den Tod und keiner weiß warum. Man geht davon aus, dass sie von etwas erschreckt wurden und im nassen Gras ausrutschten. Oder, wer weiß, vielleicht haben sie sich umgebracht! Selbstmordgefährdete Kühe, das hat uns noch gefehlt.

Oberes Foto: Florian Seiffert | Flickr | CC BY 2.0