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Ernährung

Tee-Detox und Juice Cleanse – Blödsinn oder gar nicht so verkehrt?

Es war wieder mal an der Zeit, meinem Körper etwas Gutes zu tun: Sieben Tage Tee-Detox, fünf Tage Juice Cleanse. Halten die Kuren aber wirklich, was sie versprechen?

In unzähligen Speisen versteckt sich Zucker und wir essen sie, ohne etwas zu ahnen. Die Kontrolle zu verlieren und keinen Überblick mehr zu haben, wie viele zuckerhaltige Lebensmittel man an einem Tag so in sich reinstopft, heißt nichts anderes als Abhängigkeit. Da ist eine 12-tägige Entgiftung die beste Methode für den kalten Entzug. Man nehme Tees und kaltgepresste Säfte, ein paar Hollywood-Stars und Models, die vor Gesundheit und Schönheit nur so strotzen und schmeckt das Ganze ab mit jeder Menge Marketing auf Instagram und tada—ein Megahype ist geboren.

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Dementsprechend war ich skeptisch. Als Wissenschaftlerin wollte ich einen Beleg: Bluttest vorher und nachher war obligatorisch.

Los ging es mit einer kompletten Umstellung der Ernährung: eine Woche keinen Zucker, kein Salz, keinen Weizen (freiwillig hab ich auch auf Roggen oder Dinkel verzichtet, also generell kein Brot), keinen Kaffee, keine Milchprodukte und keine industriell verarbeiteten Produkte und morgens und abends Skinny Detox von teatox, der zusätzlich den körpereigenen Entgiftungsprozess ankurbeln soll. Der Tee schmeckt recht unspektakulär (Kräutertee eben), hat jedoch eine angenehm beruhigende Wirkung auf den Magen. Der Morgentee enthält Grüntee und Mate, was mich belebt und wach macht.

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Die doch recht asketische Detox-Ernährung findet neben dem Einkaufen (so ziemlich alles ist industriell verarbeitet!) ihren Höhepunkt – oder, je nach Betrachtungsweise, ihren Tiefpunkt – im Verzicht auf Salz. Jegliches Gericht, ob nun mit Tonnen an Chili oder Kräutern, schmeckt beschissen ohne Salz. Das ist noch schlimmer, als der Verzicht auf Zucker. Während dieser ersten Woche mit den langweiligsten Gemüsevariationen, wünsche ich mir jeden Tag das Ende herbei und träume nachts von Pancakes, Schokolade und Pizza.

Ich erwische mich auch vor allem in den ersten 48 Stunden dabei, wie ich ohne Grund in die Küche schleiche und dann diese Suchtie-Stimme in mir höre: „Ach, ist doch nicht so schlimm, wenn du an deinem ersten Tag ein Ministück Schokolade isst. Wirklich nur das eine Stück und das war's. Es wird bestimmt keinen Unterschied machen." Darum dreht sich in der ersten Woche alles: der Versuchung widerstehen!

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Für die nächste Detox-Variante ist dieser Sieben-Tages-Ernährungsplan nämlich unabdingbar. Bei einem Juice Cleanse, der eigentlich mindestens über fünf Tage gehen sollte, wird gänzlich auf feste Nahrung verzichtet und man ernährt sich nur von kaltgepressten Obst- und Gemüsesäften. Je nach Programm gibt es eventuell eine warme Suppe am Tag. Ich habe mich im Winter für die Juice & Soup-Variante entschieden und bekam pünktlich nach meiner Anti-Alles-Woche meine erste Detox Delight Fünf-Tages-Juice-Kur nach Hause geliefert. Natürlich kann man auch alle vier bis fünf Säfte plus Suppe selbst machen. Der Aufwand ist deutlich größer, denn neben dem ganzen Bio-Obst und -Gemüse muss auch ein sündhaft teurer hydraulischer Entsafter gekauft werden, mit dem man diese kaltgepressten und damit enzymreicheren Säfte herstellen kann. Warum also so kompliziert, wenn es doch so einfach geht. Bei uns gibt es die Säfte leider nicht an jeder Ecke wie in New York oder in L.A., aber es drängen immer mehr Anbieter auf den deutschen Markt, die diese Kuren anbieten. Detox Delight ist der Pionier unter ihnen und hat schon ein paar Jahre in Kontinentaleuropa auf dem Buckel. Der Ansatz setzt auf einen ausgewogenen Säure-Basen-Haushalt und dementsprechend werden die Säfte auch konzipiert. Trotzdem enthalten Säfte jede Menge Säuren und für viele magenempfindliche Patienten kann so eine Saftkur problematisch sein, meint Dr. Müller-Wickop, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren in Hamburg. Außerdem können viele Säfte auch Allergien unterstützen und zu Haut-und Magenproblemen führen. Bei mir ist nichts dergleichen passiert, trotz empfindlichem Magen, der öfter mal übersäuert.

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Ich muss sagen, ich fand die Säfte bzw. Limonade megalecker und die Suppen sternetauglich und hätte das nach noch ein paar Tage weiter durchziehen können. Ich gebe aber zu, ich konnte nicht den hundertprozentigen Liquid Detox machen, da ich einfach einen extremen Stoffwechsel habe und abends nach 19 Uhr nichts mehr zu essen, war schier unmöglich. Für solche Notfälle gibt es eine Snackliste, auf der Dinge wie eine Handvoll Nüsse oder eine halbe Avocado stehen. Trotz Snacks war ich oft immer noch hungrig, lag mit knurrendem Magen bis Mitternacht wach und konnte nur schwer einschlafen. Bleibt man aber bei einer rein flüssigen Saftkur und verzichtet auf feste Nahrung, wird die Verdauungsenergie eingesperrt und die Energie fließt in die Regenerationsprozesse des Körpers, erklärt Astrid Purzer, Gründerin und Geschäftsführerin von Detox Delight.

Und nach bereits zwei Tagen spürt man bereits den Unterschied: Ich fühle mich superfit und energiegeladen und NICHT EINMAL müde – nicht einmal morgens! Ich habe keine Kopfschmerzen, aber manchmal spüre ich ein Ziehen in meinem Waden, was wohl normal ist. Äußerlich bekommt meine Haut tatsächlich dieses Strahlen von innen, sieht prall und rein aus und meine Speckröllchen am Unterbauch und an den Hüften sind nach den fünf Tagen verschwunden. Oft wird Detox mit Abnehmen gleichgesetzt, aber Astrid betont im Interview auch noch einmal, dass ihr Konzept keine „Crash-Diät-Detox-Irgendwas-Kur" ist. Man nehme ja täglich um die 1.200 Kalorien zu sich und daher werde in dem Sinne kein Raubbau am Körper betrieben wie das bei anderen Fastenkuren z. B. bei Buchinger der Fall sei.

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„Nach fünf Tagen wirst du nicht super abnehmen… selbst wenn du drei bis vier Kilo abnimmst, ist das ist hauptsächlich der Wasseranteil, den du verlierst. Und das nimmst du danach auch schnell wieder zu", erklärt Astrid. Ich habe von den drei Kilo, die ich verloren habe, in den ersten zwei Tagen wieder die Hälfte drauf.

Nach den zwölf Tagen wird mein Blut gecheckt, aber die Blutergebnisse zeigen keine großen Veränderungen. Mein Hausarzt meint, das würde sich alles im Mikrobereich abspielen und daher wären Unterschiede labormäßig nicht feststellbar. Natürlich spielt es auch eine Rolle, dass ich mich auch schon vorher sehr gesund ernährt habe.

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Eins ist wohl auch klar: Fettverbrennung NUR durch Detox-Tee oder Detox-Säfte ist Wunschdenken. Und selbst während eines zwölftägigen Detoxes reicht die Dauer nicht aus, um wirklich abzunehmen. Zunächst würden die schnell verfügbaren Zuckerbestandteile in Leber und Niere abgebaut, erst dann würde der Körper beginnen, die Fettzellen und Eiweiße abzubauen, so mein Hausarzt.

Mein Fazit: Die Saftkur flasht mich im Gegensatz zum Tee-Detox mehr und ist in ihrer (Aus-)Wirkung extremer. Der Detox-Tee eignet sich aber wunderbar, um ihn ohne erheblich viel Aufwand und Kosten in den Alltag zu integrieren und sich erstmal auf die umgestellte Ernährung ohne Zucker, Weizen und Milchprodukte einzustellen. Der Juice Cleanse (ob nun mit ein paar Nüssen oder ohne) hat aber mein Leben dahingehend verändert, dass ich ein ganz anderes Bewusstsein entwickelt habe, für das, was meinem Körper wirklich gut tut und somit auch meinem Geist. Man kann nicht mehr vergessen, wie viel Energie man zur Verfügung hat. Rein spirituell gesehen kann ich tatsächlich sagen, ich fühle mich innerlich gereinigt. Ich war trotz des lange anhaltenden Hungergefühls am Abend noch nie so ausgeglichen und glücklich und kann immer noch von diesem Gefühl der Freiheit, der Losgelöstheit und der Leichtigkeit zehren. Beim Yoga nennen Sie mich nur noch „das happy Saftmädchen".