FYI.

This story is over 5 years old.

TV

,Kitchen Impossible‘ ist vorerst die absolut beste Sendung der Welt

Die zweite Staffel ist zu Ende, der Sender hat eine dritte angekündigt. Das ist eine gute Nachricht – aus vielen Gründen.

„Vernichtung", darum geht es hier. Sagt zumindest Mälzer. Kitchen Impossible ist großartig in einer Art, wie alle Serien großartig sind, in denen Kopf-ab-Gesten gemacht werden. Kitchen Impossible hat alles gewonnen, was es im Fernsehen zu gewinnen gibt. Oder, na ja, war wenigstens nominiert: den Fernsehpreis gewonnen, eine Nominierung für den Grimme-Preis und einen Wikipedia-Eintrag, in den jemand fein säuberlich nach jeder Sendung die Herausforderungen und den Sieger einträgt – und einen Rip auf kinox.to. Welche Kochshow hat das schon?

Anzeige

Kitchen Impossible ist eine Spielshow, bei der sich zwei Köche in irgendwelche Regionen auf der Welt schicken, in denen sie Gerichte nachkochen müssen, die sich der Gegner ausgesucht hat. Das Gericht müssen sie mit Auge und Nase analysieren, mehr Informationen bekommen sie nicht. Die Leistung wird von Menschen bewertet, die das Gericht sehr gut kennen, weil sie entweder die Köche, die Familie oder Stammgäste sind.

Verlor das Staffelfinale gegen Mälzer: Tim Raue.

Viele der Köche haben Michelin-Autorität (Lohse, Raue, Amador, Trettl, Herrmann, Bodendorf, Neuner, Groß), Mälzer hat hingegen zuallererst ein großes Mundwerk – manchmal wird er dem auch gerecht, manchmal auch nicht. Sein „Großfressentum" (Mälzer über Mälzer) trägt die Sendung. Er nennt sich einen „Straßenhund", der die Gerichte sehr präzise erschnüffeln kann und dann auch noch in der Lage ist, bauernschlau mit den Problemen umzugehen, die sich im Laufe der Sendung ergeben. Im Staffelfinale am Sonntag zeigte sich das wieder mal recht deutlich. Als Mälzer in einem Essen schwarzen Senf fand, sagte er: „Wenn ich den nicht finde, kaufe ich schwarze Tinte, süßen Senf: fertig."

Christian Lohse, Zwei-Sterne-Koch im Fischers Fritz in Berlin und regelmäßiger Teilnehmer bei Kitchen Impossible, sagt an einer Stelle in vollem Ernst: „Es hat ja auch seinen Grund, warum er seine Sterne nicht hat. Weil er das Niveau nicht hat. Punkt." Und damit ist der Ton gesetzt, für die ganzen Sendungen. Im Staffelfinale gegen den Berliner Koch Tim Raue sagt Mälzer über Raue: „Da werde ich auch meinen Mittelfinger ausfahren. Und Raue wird daran riechen. Und frag' nicht, wo ich den vorher hatte." Fast jeder Wortbeitrag ist hier ein verbaler Mittelfinger – was durchaus Spaß macht.

Über das Kochen lernt man in der Sendung fast nichts, über die Köche eine ganze Menge. Die Sendung erzählt vom Willen zum Sieg, denn ausnahmslos alle sind außerordentlich ehrgeizig. Und wenn sie dabei auch noch eine große Fresse haben, fallen sie entsprechend tief. Der Ruf der Köche wird nicht mehr in ihrer Küche verteidigt, sondern im TV: „Er will mir das Gesicht nehmen", sagt Lohse wütend über Mälzer, als er mit einer Aufgabe nicht zurechtkommt. Die Aufgaben sind immer so schwierig gestellt, dass alle immer fast scheitern. Manchmal sind sie daher kurz davor, aufzugeben (Mälzer im Staffelfinale), werden sehr, sehr wütend (Lohse) oder entwickeln Rachefantasien (Lohse gegenüber Mälzer). Aber eigentlich sind diese Geschichten Liebesgeschichten. Es ist eine Bromance, es sind bromantische Liebeskomödien – verzeiht diese dämliche Wortschöpfung. Sie finden sich, sie hassen sich, sie vertragen sich. Sie sind glücklich bis ans Lebensende. Lohse und Mälzer, die sich in der vorletzten Folge gegenüberstanden, bekämpften sich die ganze Sendung lang bis aufs Herzblut, dann am Ende küssten sie sich.

Verlor die vorletzte Sendung: Christian Lohse.

Wenn man über das Kochen doch etwas lernt, dann, dass es viele Wege gibt, ein und dasselbe Gericht zu kochen, und wenn man was über die Köche gelernt hat, dann, dass es mehr als eine Möglichkeit gibt, einen Kontrahenten zu beleidigen: „Gucci-Sissi" nennt Mälzer Raue, Lohse nennt Mälzer den „Hampelmann aus Pinneberg", Mälzer nennt sich selber den „Fischfondflüsterer".

Raue steht mit seinem Restaurant „Tim Raue" auf der Liste der „World's 50 Best Restaurants" auf Platz 34 – eine Liste, die Mälzer immer nur „Weltrangliste" nennt. Als Mälzer Raue in der letzten Folge der Staffel besiegt, sagt er: „Jetzt stell dir mal vor, beruflich würde ich mir Mühe geben. Dann wärst du raus aus der Liste." VOX hingegen hat sich viel Mühe mit guter Fernsehunterhaltung gegeben. Kitchen Impossible gehört in jede Bestenliste.