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Die japanische Mafia dealt jetzt auch mit Seegurken

Der illegale Handel mit der Delikatesse ist für die Yakuza sehr lukrativ.
Foto links: Flickr | Fortune Johnny | CC 2.0 | Foto rechts: pxhere | CC0

Dieser Artikel stammt aus unserer Redaktion in Zürich.

Glücksspiel, Drogenhandel und Erpressung finden sich auf den To-do-Listen vieler organisierten Verbrecherbanden. Auch bei der Yakuza, die sich seit nunmehr über 100 Jahren auf diese Einnahmequellen spezialisiert hat. Das Geschäft mit der Unterwelt läuft gut: Schon 2008 warnten japanische Strafverfolgungsbehörden, dass das organisierte Verbrechen mittlerweile so viel Einfluss auf den Finanzmarkt habe, dass es sogar "die ökonomischen Grundfesten Japans bedroht", wie die Japan Times schreibt. Tatsächlich scheffelt die japanische Mafia aber nicht nur Kohle in der Unterwelt, sondern auch unter Wasser: mit Seegurken.

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Die Delikatesse ist vor allem im asiatischen Raum beliebt. Japaner essen sie gerne eingelegt und verdienen mit ihrem Export in getrockneter Form jährlich rund 188 Millionen Franken (rund 162 Millionen Euro) Umsatz. Diese Nachfrage macht sich die Yakuza zu Nutze und fischt laut Telegraph ohne Bewilligung nach Seegurken, um sie dann vor allem in Hong Kong und China zu verkaufen. Wie das Magazin Shukan Bunshun schreibt, sollen die Gangs damit fast so viel Geld verdienen, wie mit Amphetaminen.


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Vor drei Jahren stellten Behörden im Norden Japans eine illegale Seegurken-Beute im Wert von rund 1.7 Millionen Franken (rund 1.5 Millionen Euro) sicher. Letztes Jahr musste Kenichi Shinoda, Chef der grössten Yakuza-Organisation in Japan namens Yamaguchi-gumi, eine Strafe von rund 898.000 Franken (rund 776.000 Euro) zahlen, weil er mit 60 Tonnen Seegurken erwischt wurde.

Nun versucht sich die japanische Regierung gegen den illegalen Fang der Seegurken zu wehren – mit mässigem Erfolg. Neben der Tatsache, dass die Regierung die Yakuza genau beobachtet und zum Teil reguliert (unter anderem dürfen sie keine Bauverträge abschliessen), gelten die verschiedenen Gruppierungen nicht als verboten. Die Yakuza besitzt Bürogebäude und eigene Visitenkarten. Ausserdem gibt es Fanmagazine, die interessierte Leser über Neuigkeiten aus der Unterwelt informieren, wie die Washington Post schreibt.

Das macht die Arbeit der Polizei allerdings nicht einfacher, denn die Yakuza hat viel Geld und mit viel Geld kann man sich viele Speedboote kaufen, die der Staatsgewalt auf offener See ganz einfach davonfahren.

Bis 2020 will die Regierung darum gemeinsam mit der japanischen Fischereigesellschaft ein Fischfangzertifikat einführen, das die Herkunft der zu exportierenden Seegurken nachweist, um so den illegalen Export der Yakuza wenigstens an der Grenze unterbinden zu können. Doch auch diese neue Hürde könnte die Yakuza umgehen: Neben neu entdeckten Einnahmequellen wie Cybercrime oder Seegurken erkundet sie auch das Geschäft mit geklauten Melonen.

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