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Gesundheit

Milch macht deine Knochen gar nicht stärker

Kalziumtabletten und literweise Milch machen deine Knochen nicht gesünder und verringern auch nicht das Risiko für Knochenbrüche—auch wenn wir das Jahrzehnte lang geglaubt haben.

Als wir Kinder waren, dachten wir, dass unsere Eltern einfach alles wissen. Aber mit der Zeit stellten sich einige dieser Binsenwahrheiten, die man uns als Kinder erzählte, als falsch heraus. An apple a day … bewahrt dich gar nicht vor dem Arztbesuch. Rohen Keksteig zu essen, kann unter gewissen Umständen tödlich sein. Und als Sahnehäubchen dieses schmelzenden Bergs der Weisheit soll Milch unsere Knochen gar nicht stärker machen.

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Stell das Glas Halbfettmilch weg und halt dich an deinem Stuhl fest: Jahrzehnte lang hat die Menschheit Milchpackung nach Milchpackung hinuntergekippt und Kalziumtabletten geschluckt, weil wir alle dachten, unsere Knochen würden dadurch stärken werden. Und Knochen sind eben schon sehr wichtig.

Eines der Hauptargumente für den Milchkonsum—das natürlich auch von der Milchindustrie unterstützt wird—, ist, dass Kalzium Knochenfrakturen und Osteoporose vorbeugt. Aber eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift British Medical Journal veröffentlicht wurde, bestätigt die immer stärker werdende Vermutung, dass das gar nicht der Fall ist. Experten sagen sogar, dass Kalziumtabletten und ein hoher Konsum von Milchprodukten nicht nur sinnlos, sondern potentiell schädlich sind.

Anstatt die gleichen Arten von Versuchen und Umfragen zu wiederholen, die Wissenschaftler schon seit Jahrzehnten durchführen, hat ein Team der University of Auckland in Neuseeland die Ergebnisse von bisherigen Studien über die Kalziumzufuhr umfangreich analysiert.

Das Ergebnis? Für Milch sieht es nicht gut aus.

Die Forscher schlossen aus den Informationen, die sie aus den Studien gewannen, dass eine erhöhte Kalziumzufuhr durch Milchprodukte oder Nahrungsergänzungsmittel bei Personen über 50 komplett sinnlos ist und die Wahrscheinlichkeit genau gleich hoch ist, einen Knochenbruch zu erleiden. Es gab zwar einen Hinweis darauf, dass Personen mit kalziumreicher Ernährung möglicherweise dichtere Knochen haben könnten, es gab aber keinen Zusammenhang mit weniger Knochenbrüchen.

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„Kalziumzufuhr durch die Ernährung wird nicht mit einem geringeren Risiko für Knochenbrüche in Verbindung gebracht und es gibt keine klinischen Beweise dafür, dass eine höhere Kalziumzufuhr durch ernährungsbedingte Quellen Frakturen vorbeugt", schrieben die Autoren der Studie. „Die Beweise, dass Kalziumtabletten Knochenbrüchen vorbeugen, sind schwach und widersprüchlich."

Das soll natürlich nicht heißen, dass Osteoporose und Knochenbrüche für ältere Menschen kein ernstzunehmendes Problem sind, aber zusätzliches Kalzium stärkt nicht unbedingt das brüchige Skelett. Viel mehr kann es Magen-Darm-Probleme verursachen oder sich in den Arterien oder Nieren ablagern und so zu Herzkrankheiten und zu einem höheren Risiko für Nierensteine beitragen.

Es kommt noch schlimmer: Vergangenes Jahr berichteten schwedische Forscher, dass sie bei der Analyse von 100.000 Krankenberichten eine positive Korrelation zwischen hohem Milchkonsum und Sterblichkeit sowie häufigere Knochenbrüche bei Frauen, die am meisten Milch konsumierten, feststellen konnten.

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Dr. Karl Michaelsson von der Universität Uppsala, einer der Autoren der schwedischen Studie, schrieb: „Die Beweislast gegen eine solche Massenbehandlung von älteren Leuten ist mittlerweile schlüssig und es ist Zeit, diese kontroversen Empfehlungen zu überdenken."

Ein Lichtblick gibt es aber: Laut der schwedischen Daten werden fermentierte Milchprodukte wie Joghurt oder Käse mit einem niedrigeren Risiko für Knochenbrüche und für den frühzeitigen Tod in Verbindung gebracht.