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wat is kunst?

So würde es aussehen, wenn Quentin Tarantino Rezept-Videos drehen würde

Und wie wäre es bei Michael Bay, Wes Anderson oder Alfonso Cuarón?
Foto: David Ma

Die Tomate wird mit einer Klinge brutal geköpft, die Sauce fließt in Strömen, dazu spielt unheilvolle Hintergrundmusik – diese Rezept-Tutorials heben sich von der dumpfen Masse ab, die im Jahre 2017 sonst so durch die Feeds flimmert. Statt auf die ausgelutschte Vogelperspektive und die immer gleichen Einstellungen zu setzen, verwandelt der Food-Stylist und Filmemacher David Ma einfache Rezepte in cineastische Meisterwerke.

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Mas Video-Reihe Food Films ist eine Hommage an die besten Regisseure unserer Zeit, denn er setzt Rezept-Anleitungen ganz im Stile der großen Meister gekonnt in Szene. Falls ihr euch also jemals gefragt habt, wie Quentin Tarantino wohl Spaghetti mit Fleischbällchen zubereiten würde, habt ihr hier endlich die Antwort: Es ist ein prachtvolles und gewalttätiges Spektakel – und überraschend beeindruckend.

In einem Interview hat Ma uns verraten, wie alles begann und was er mit seiner Video-Reihe erreichen möchte.

MUNCHIES: Wie würdest du selbst deine Food Films -Reihe beschreiben und wie kam es dazu?
David Ma: Die Food Films sind Rezept-Videos im Stile berühmter Regisseure. Die Idee kam mir, als ich eines Abends durch Rezept-Videos auf Instagram scrollte. So viele davon waren von oben aufgenommen, verwendeten Zeitraffer und die immer gleichen Musik-Tracks. Als Regisseur suche ich selbst immer nach neuen Wegen, Essen zu filmen. Ich fand es unterhaltsam, mir vorzustellen, wie ein großer Hollywood-Regisseur an die Sache herangehen würde. Außerdem gefiel mir die Herausforderung, eine Küchenarbeitsplatte wie ein großes Filmset zu behandeln, mit Explosionen, Pyrotechnik und schwerelosen Pancakes.

Hast du Erfahrung mit traditionellen Rezept-Videos?
Bevor ich als Regisseur in der Food-Szene arbeitete, war ich Food-Stylist. Dadurch habe ich nicht nur gelernt, dass Lebensmittel vor der Kamera ganz anders aussehen, als im echten Leben. Ich habe außerdem festgestellt, dass Essen eine richtige Diva sein kann, wenn es länger als ein paar Minuten unter den heißen Scheinwerfern steht. Zu Beginn meiner Karriere als Regisseur habe ich ein paar Rezept-Videos gedreht, aber jetzt drehe ich nur noch welche, wenn sie mir die kreative Freiheit bieten, den allgemeinen Ton etwas stilvoller und sexy zu gestalten.

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Wie bist du auf die Motive und Stile für die einzelnen Videos gekommen?
Die Motive und der Stil der einzelnen Videos beziehen sich sehr stark auf einen bestimmten Film der Regisseure: Kill Bill, Gravity, Grand Budapest Hotel und Transformers. Dann schaute ich, welches Rezept zum speziellen Stil des Regisseurs passte.

Wir wussten beispielsweise, dass wir für Tarantino viele gefährliche Schnitte und Blutspritzer wollten, daher boten sich Tomaten und Marinara-Sauce an. Bei Michael Bay spielten wir auf Transformers an, dafür fand meine Prop-Stilistin dieses überdimensionale, robotermäßige Waffeleisen. Für Wes Anderson wählten wir einfach das banalste Rezept aus, um es dann übertrieben und akribisch genau in Szene zu setzen. Mal ehrlich, wer braucht schon ein Rezept für S'mores?

Haben die Videos deiner Meinung nach auch einen praktischen Nutzen? Kann jemand tatsächlich die Videos verwenden, um etwas zu kochen?
Vielleicht. Die einzelnen Schritte kommen alle vor, aber wie bei den meisten Rezept-Videos sind sie meiner Meinung nach mehr dafür da, damit Leute sie anschauen und sich gut unterhalten fühlen.

War einer der Videodrehs besonders kompliziert?
Das Wes Anderson-Video war definitiv die größte Herausforderung – und einschüchternd. Ich habe dabei eng mit meiner Art Directorin und Prop-Stylistin Melissa Stammer zusamengearbeitet, um in der Vorproduktion die richtige Farbpalette, die richtigen Accessoires, die Garderobe unserer vier Handmodelle und die Schriftarten zu finden. Wir haben uns per Express 100 Kuchenschachteln und Schleifen schicken lassen, haben bei Ikea schnell weiße Regale besorgt, und einen ganz einzigartigen Hintergrund für das Set geschaffen. Auch die Lebensmittel mussten ganz außergewöhnlich in Szene gesetzt werden. Darum haben wir Dutzende Marshmallow-Rechtecke extra anfertigen lassen, die genau die richtige Farbe hatten. Ebenso die Schokolade, für die wir noch individuelle Verpackungen gestaltet haben. Alle Abteilungen arbeiteten bei diesem Projekt eng zusammen, damit wir jede Szene mit größter Sorgfalt komponieren konnten.

Momentan besteht die Serie aus vier Videos. Wie viele möchtest du noch drehen und welche Regisseure wirst du dir dann vornehmen?
Die nächsten Filme befinden sich bereits in der Planung. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber wir drehen Filme im Stil von Christopher Nolan, Alfred Hitchcock, Tim Burton und ein paar anderen. Es wäre wahrscheinlich sehr schwer, Woody Allen mit einem Food-Video gerecht zu werden, weil seine Arbeit einfach so sehr auf Dialogen beruht. Aber wahrscheinlich würde dabei ein sehr interessantes, neurotisches Rezept-Video herauskommen!

Danke für das Gespräch, David.