Vom Punk zum Pizzabäcker
Photos by Karlos Rene Ayala.

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Pizza

Vom Punk zum Pizzabäcker

Früher spiele Ben Roberts in einer Punkband und seine Kochkünste beschränkten sich auf Dosenfraß und Pommes. Heute bäckt unter dem Namen „Pizza Supreme Being“ verdammt leckere Pizzas bei Pop-Up-Events in Sacramento.

Ich kenne Ben Roberts seitdem ich ein kleines Kind war. Wir sind in derselben Kleinstadt im Norden Kaliforniens aufgewachsen und gemeinsam zur Schule gegangen. Auf der High School war er dann in einer komischen Punkband namens „Sewer Rat" und komische Punkbands waren genau mein Ding. Mit dem Alter haben wir uns dann ein bisschen aus den Augen verloren, sind unsaber bei diversen Punkkonzerten in stickigen Hallen oder dreckigen Kellern über den Weg gelaufen.

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Ben Roberts, der Kopf hinter Pizza Supreme Being. Alle Fotos von Karlos Rene Ayala

Als ich mit 20 endlich bei meiner Familie ausgezogen bin, brauchte ich einen Mitbewohner, also habe ich Ben gefragt, ob er mit mir nach Sacramento zieht. Da haben wir dann fünf Jahre lang zusammen gewohnt. Ben hat zu der Zeit bei verschiedenen Restaurants in Sacramento gearbeitet, obwohl er keine Kochausbildung hatte und so wie ich das beurteilen kann, auch kein großes Interesse am Kochen oder Essen. Wenn wir zu Hause gekocht haben, hat er eine Dose Chili con Carne warmgemacht und über ein paar Pommes geschüttet. Das war das Höchste der Gefühle.

Irgendwann entschied Ben sich dann, erwachsen zu werden und aus unserer kleinen schimmeligen Bude auszuziehen und zog mit der Liebe seines Lebens in eine hübsche, saubere Wohnung. Ich kann's ihm nicht verübeln. Er arbeitete weiter in Restaurants, bis er es irgendwann zum Souschef geschafft hat. Allerdings habe ich ihn nie auf Arbeit besucht, weil das Restaurant zu weit entfernt und wahrscheinlich ziemlich teuer war.

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In den letzten Jahren hat er in einem der besten Restaurants in Sacramento gearbeitet und sich kürzlich einen echten Steinofen bauen lassen, damit er seiner wahren Leidenschaft nachgehen kann: Pizza. Jetzt verbringt er seine Freizeit größtenteils damit, unter dem Namen Pizza Supreme Being ziemlich gute, aber einfache Pizzas bei halblegalen Pop-Up-Events in der Stadt zu backen.

Auch wenn ich diesen Typen fast mein ganzen Leben lang kenne und seine Pizzas esse, wann es nur geht, muss ich wissen, wie er vom Rüpel-Punk zum wohl besten Pizzabäcker in Sacramento geworden ist.

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MUNCHIES: Hi Ben. Warst du insgeheim schon immer ein brillanter Koch? Warum hast du nie so irre gut gekocht, als wir zusammengewohnt haben? Was war nur los? Ben Roberts: Nein, ich war nicht immer ein guter Koch. Jeder ist am Anfang scheiße. Ich wusste nicht einmal, ob ich wirklich kochen will. Mir war damals nur klar, dass ich viele Schulden hatte und verdammt hart arbeiten musste, um aus diesem Loch rauszukommen. Ich bin ganz plötzlich zum Kochen gekommen. Erinnerst du dich, als ich aufgehört habe, Vegetarier zu sein und in ein fettes Reuben-Sandwich gebissen habe?

Klar, das war verdammt gut! An diesem Abend habe ich mich entschieden, Koch zu werden. Ich habe wahrscheinlich nur nie für dich gekocht, weil ich mein ganzes Geld für Platten, Kochbücher und Süßigkeiten ausgegeben habe.

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Unglaublich, dass ein Reuben-Sandwich dein Leben so dramatisch verändert hat. Warum versuchst du dich nicht am perfekten Sandwich? Warum gerade Pizza? Also, Pizza ist großartig, aber so viele Leute machen Pizza. Warum hast du dich in diesen ziemlich überlaufenen Bereich gestürzt? Kennst du das, wenn dir ein Bild oder eine Melodie oder so im Kopf herumschwirrt und du dann versuchst, das in Kunst umzusetzen, aber das Ergebnis ist überhaupt nicht so, wie du es dir vorgestellt hast. So geht es mir bei allem. Bei Pizzas war das zum ersten Mal anders: Es hat sofort geklappt. Ich möchte einfach das kochen, was mich glücklich macht. Und du hast Recht: Es gibt total viele Pizzas da draußen. Ich muss einfach mein Bestes geben und mich abheben

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Warum ist deine Pizza so verdammt gut? Einheimischer Honig und Maldon-Meersalz.

Dein Ofen ist echt cool. Hat er einen Namen? Falls nicht, darf ich ihm einen geben? Meine Frau und ich haben ihn „Olive" getauft, nach meiner Urgroßmutter. Sie ist angeblich in einer Weinkiste aus England nach Amerika gekommen. Sie hat niemals aufgegeben. Das motiviert mich. Ich möchte einfach wie sie sein.

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Die Arbeit im Restaurant ist meist nicht so super bezahlt. Also, ich erinnere mich, wie wir ganze Müllsäcke mit Bagels aus den Tonnen gefischt haben, damit wir für ein paar Tage was zu essen hatten. Wie um alles in der Welt hast du es geschafft, genug Geld zu haben, damit du dir deinen eigenen mobilen Ofen bauen und dieses ganze Ding durchziehen konntest? Mir kam die Idee, zuerst in den sozialen Netzwerken bekannt zu werden, um dann beiläufig zu erwähnen, dass ich bald ins Pizzageschäft einsteige. Mein Bruder Chad und ich haben Plattencover von Punk- und Hardcorebands gephotoshoppt und überall Pizza reingebaut. Davon haben wir jeden Tag ein paar auf Instagram gepostet. Das ging richtig ab, also habe ich T-Shirts bedrucken lassen und sie online verkauft. Als die dann alle waren, habe ich das Geld für eine Anzahlung genommen und von der Bank einen „Equipment-Kredit" bekommen. Einen Geschäftskredit bekommt man erst, wenn man zwei Jahre lang ein Geschäftskonto bei der Bank hat. Das kam also nicht in Frage für mich. Aber unsere Follower aus aller Welt haben uns richtig unterstützt. Ihnen gefiel, was mein Bruder und ich gemacht haben und sie haben unsere Shirts gekauft. Das hat mir auf jeden Fall geholfen, seriöser und verantwortungsvoller rüberzukommen, als ich es tatsächlich war, sodass die Bank mir den Kredit gegeben hat.

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Photos by Karlos Rene Ayala.

Welches sind deine Lieblingsplatten 2015? Ceremony, The L-Shaped Man. Turnstile, Nonstop Feeling. Torche, Restarter. Chelsea Wolfe, Abyss. Ich habe bestimmt einige vergessen.

Was kommt als nächstes? Eine größere Karte? Ein Lieferservice? Eine eigene Tiefkühlpizza? Ein Restaurant? Jetzt, wo ich meinen echten Job aufgegeben habe, möchte ich mehr Pop-Up- und Catering-Events machen, bis ich genug Geld gespart habe, um mein eigenes Restaurant zu eröffnen. Bald habe ich auch neue Pizzas auf der Karte. Und eine Tiefkühlpizza würde ich auch machen. Ich bin damit aufgewachsen, also hab ich kein Problem damit.

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Wow, ich wusste gar nicht, dass du aus dem noblem Restaurant raus bist und jetzt nur noch Pizza machst. Toll! Was machst du später? Wahrscheinlich ein bisschen Holz hacken bei meiner Schwiegermutter oder Merchandising-Artikel verschicken.

Vielen Dank für das Gespräch.

Noch nicht genug von Pizza? Pizza-Plattencover und Merchandising-Artikel von Pizza Supreme Being findet ihr bei Instagram.