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ISIS

Der IS klebt sein Logo auf gestohlene Lebensmittelrationen der UN

Im Internet kursieren Fotos, die Kämpfer des IS zeigen, die von den UN gestohlene Lebensmittelrationen an vertriebene Syrer verteilen.
Photos via Manbar.me.

Der Islamische Staat sieht sich vielleicht gerne als eine Art neuzeitlicher Robin Hood—aber anstatt sich von den Reichen zu bedienen, um die Armen zu beschenken, stiehlt der IS von Wohltätigkeitsorganisationen.

Wie Vocativ und andere Medien berichten, sind Bilder im Internet aufgetaucht, auf denen Männer in Lastwägen mit IS-Logos zu sehen sind, die Essen an vertriebene Syrer in der Nähe von Aleppo verteilen. Auf manchen dieser Fotos ist das Logo des World Food Programme (WFP) der Vereinten Nationen zu erkennen, das unter aufgeklebten, kopierten IS-Flaggen hervorblitzt.

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„Das WFP ist äußerst besorgt und wir versuchen derzeit, die Umstände dieses Vorfalls zu klären", teilte Abeer Etefa, die leitende Sprecherin des WFP, MUNCHIES per Email mit. „Derzeit haben wir unsere Lebensmittellieferungen in die betroffenen Gegenden eingestellt, weil unsere Partner nicht unabhängig agieren können."

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Die Fotos, die auf der vom IS verwendeten Bilder-Hosting-Website Manbar erschienen sind, tragen den Titel „Die Verteilung von Zakāt", was auf die Armenfürsorge anspielt. Zakāt, auch Armensteuer genannt, gilt als einer der fünf Säulen des Islams.

Laut des Begleittextes der Bilder auf Manbar wurden die Nahrungsmittel im Dorf Qurmuz Ali in der Nähe von Dar al-Fath an vertriebene Bewohner der Stadt Al-Safira verteilt. Das WFP gibt an, das nahegelegene Dorf Dayr Hafir im August erreicht zu haben. Im September überfielen IS-Kämpfer Lagerhallen des Syrisch Arabischen Roten Halbmonds (SARC), einer Partnerorganisation des WFP, wo Lebensmittelrationen möglicherweise gelagert wurden.

Auf den Fotos ist neben Nahrungsmittelboxen auch eine Warenliste zu sehen, auf der Bulgur, Öl und Reis stehen. Etefa merkte an, dass die Boxen Grundnahrungsmittel wie Pasta, Tomatenpaste, Zucker, Konserven und Salz enthalten.

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„Das WFP verurteilt diese Manipulation der so dringend gebrauchten Lebensmittelhilfe innerhalb Syriens. Wir fordern alle Parteien dieses Konflikts dazu auf, humanitäre Prinzipien zu respektieren und den humanitären Hilfsarbeitern und unseren Partnern zu ermöglichen, den schutzlosen und hungrigen Familien Nahrungsmittel zu liefern", sagte Muhannad Hadi, der regionale Notfallkoordinator des WFP für die Syrien-Krise in einer Pressemitteilung.

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Aufgrund der extrem unbeständigen Bedingungen in den vom IS dominierten Gegenden, war das WFP nicht in der Lage, die Echtheit der Fotos zu bestätigen oder festzustellen, wie viel Essen der IS möglicherweise an sich gerissen hat. „Wir können nicht sicher sagen, wie viele Rationen in die Hände der IS-Kämpfer gelangt sind, weil die Kommunikation mit unseren Mitarbeitern und Partnern vor Ort unterbrochen wurde und wir keinen Kontakt mehr mit ihnen aufnehmen können", sagte Etefa. „Das ist das erste Mal, dass eine Lagerhalle von Partnern mit humanitären Waren wie Nahrungsmitteln des WFP vom Islamischen Staat angegriffen wurde."

Ressourcen wie Nahrungsmittel zu kontrollieren, ist eines der wichtigsten Elemente der langfristigen Strategie des IS in der Region. Laut den Vereinten Nationen hat die terroristische Organisation im Irak Landwirtschaftsflächen eingenommen, die für 40 Prozent der gesamten Weizenproduktion des Landes sorgen. Die unabhängige Nachrichtenorganisation Syria Direct berichtete, dass der IS und Jabhat al-Nusra, eine dem al-Qaida verbundene Dschihadistengruppe, in der syrischen Region Deir ez-Zor Brot verteilten, weil es „eine grundlegende Zutat ist, um die Unterstützung der Massen zu gewinnen."

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Trotz des Angriffs am Montag Mittag in Dayr Hafir, plant das WFP keine Veränderungen an den Operationen in der Region. „Wir arbeiten nicht in Gegenden, wo unsere Partner nicht frei und unabhängig arbeiten können", sagte Efefa. „Das sollte keinen Einfluss auf unsere Operationen im Irak oder in Syrien haben."

Im Dezember verkündete das WFP, dass die Nahrungsmittelhilfe für syrische Flüchtlinge in den benachbarten Ländern aufgrund von Finanzierungslücken eingestellt werde. Durch eine erfolgreiche Spendenaktion konnte die Organisation ihre Lebensmittelhilfe für Flüchtlinge wieder aufnehmen. „Alle unsere Operationen sind wieder am Laufen, jedoch mit weniger Geldmitteln", sagte Etefa. „Wir konnten den Flüchtlingen in Syriens Nachbarstaaten nur 70 Prozent des Wertes ihrer Gutscheine geben, damit wir den dringenden Bedarf an Lebensmitteln der vertriebenen Familien innerhalb Syriens mit verringerten Lebensmittelrationen decken konnten."

Um die Ernährungshilfe für syrische Flüchtlinge des WFP mit einer Spende zu unterstützen, klicke hier.