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Craft Beer

Bierbrauen gegen Liebeskummer—Bangkoks Heavy-Metal-Brauer

Bier ohne Lizenz zu brauen ist illegal. In Bangkok gibt es eine kleine, aber revolutionäre Gruppe von Heimbrauern, die inspiriert von Heavy Metal die Craft-Beer-Szene der Hauptstadt revolutioniert.

Bierbrauen gegen Liebeskummer

Vor ein paar Jahren wurde Taey Chao von seiner Freundin verlassen und brauchte Ablenkung. Daraufhin füllten ihn seine Freunde mit Bier ab. Seitdem ist er auf der Suche nach dem perfekten Hopfengeschmack. Thailändisches Bier ist aber wie Sex auf einem Kanu: Es heißt zwar Lager, aber es ist verdammt nah am Wasser. Ein gutes helles Lager-Bier sollte trocken, klar und spritzig sein und ein subtiles Geschmacksprofil haben. Oft zeichnet es sich durch seine Gleichmäßigkeit aus. Auf einige der beliebtesten thailändischen Biere trifft kein einziger dieser Punkte zu, also haben Taey und eine Handvoll Bier-Connaisseure beschlossen, die Sache in die eigenen Hände zu nehmen. Und so entstand Thailands Hobbybrauer-Bewegung. Sie sind vielleicht keine Massenproduzenten und haben erst recht kein großes Vertriebsnetz—nur wenige Flaschen schaffen es überhaupt über die Grenzen der Hauptstadt hinaus—aber endlich gibt es großartiges Craft Beer, das aus Thailand kommt.

Taey Chaos Bangkok Sunburn, das er unter seiner Marke Team Alpha Brewing auf den Markt brachte, ist ein selbst gebrautes Bier, das anderen Bieren einen harten Wettkampf bietet. Er arbeitet bei Mikkeller Bangkok und in seiner Freizeit war er monatelang damit beschäftigt, das Rezept zu entwickeln und zu verbessern. Er zeigte das Bier Kjetil Jikiun, dem Braumeister der norwegischen Brauerei Nøgne Ø und erntete höchstes Lob dafür.

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Bislang besteht die Hobbybrauer-Szene in Bangkok aus einer relativ kleinen Community von Produzenten, die einige wenige Kunden bedienen. Aber sie gewinnt an Dynamik. Letztes Jahr waren es nur vier Brauer, heute sind es schon 20. Bier ohne Lizenz zu brauen ist in Thailand illegal. Die Strafe für das Heimbrauen liegt zwar nur bei 200 Baht (ca. 5,20 Euro), aber der Verkauf von selbst gebrautem Bier wird mit 5.000 Baht (ca. 130 Euro) und einer sechsmonatigen Haft bestraft. Das sind ziemlich saftige Strafen, die aber von der Polizei nicht durchgesetzt werden. Polizeibeamte haben Taeys Bangkok Sunburn sogar schon gekauft und es schmeckte ihnen. Trotzdem besteht aber immer das Risiko, das plötzlich jemand an der Tür klopft.

Taey

Foto von Brady Ng

Taey sagt, er braue vor allem für sich selbst, auf der Suche nach dem perfekten Glas Bier. Er will vielleicht keine Anerkennung, aber sich einen Namen machen, damit er irgendwann die Produktion vergrößern kann, das will er schon. Gleichzeitig versucht er aber, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten, falls der rechtliche Wind bald in eine andere Richtung weht. „Die Regierung weiß auf jeden Fall von meiner Existenz", sagt Thirdd.

Es bestünde ein ernsthaftes Interesse an Craft Beer, sowohl von Seiten der thailändischen Stadtbewohner auf der Suche nach neuen, aufregenden Geschmackserlebnissen, als auch von Seiten der enormen Bürokratie, die das neue Thailand regiere. Die kleine Aktion, illegal Bier zu brauen ist eigentlich ein Teil einer nicht so kleinen Aktion, Erwartungshaltungen zu zerstören und seinen eigenen Weg gehen zu dürfen. Taeys Familie war seiner Leidenschaft gegenüber sehr skeptisch und hätten es lieber gesehen, wenn er eine Position im Familienbetrieb angenommen hätte. Obwohl ihnen das Bangkok Sunburn schmeckte, warnten sie ihn, seine Zukunft würde sehr dunkel werden, wenn er diese Reise fortführe. Als er ihnen erzählte, dass er seine eigene Brauerei betreiben möchte, lachten sie nur. Inzwischen gaben sie ihm ihren Segen.

„Sunburn," sagt Taey, „weil wir in Thailand, mit der ständigen Hitze, in der Hölle leben." Team Alpha verwendet Motive aus der Heavy Metal- und modernen Gothic-Szene in ihrem Branding, weil Taey damit aufwuchs.

Für Teay ist das Brauen immer noch eine Art Spielplatz. „Die Unvorhersehbarkeit hat einen gewissen Charme", sagt er. Ein paar Grad mehr oder weniger könnten schon einen drastischen Unterschied im Geschmack ausmachen und das Resultat könnte entweder erstaunlich gut oder komplett widerlich sein. Bei seiner nächsten Charge will er wilde Hefe verwenden, um ein Schwarzbier herzustellen. Thirdd, ein befreundeter Brauer wird sich an einem Lambic versuchen. Obwohl diese salzige Säure kein Geschmack ist, an den die Thailänder gewöhnt sind, sorgt das tropische, feuchte Klima für die perfekte Umgebung um ein spontanvergorenes Bier herzustellen.

Taey ist noch weit davon entfernt, es mit Bangkoks Bierbaronen aufzunehmen. Der nächste Schritt ist eine eigen Mikrobrauerei. Danach sieht man weiter.

Viel Erfolg!