Food of Love: Wir haben die legendärsten Aphrodisiaka getestet
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Valentinstag

Food of Love: Wir haben die legendärsten Aphrodisiaka getestet

Wackelnde Wände oder tote Hose?
Hilary Pollack
Los Angeles, US

Zünd die Kerzen an, leg die Kuschelrock-CD ein, lass den Champagner knallen und steck diesen Lufterfrischer mit betörendem Vanilleduft in die Steckdose – der Lieblingsfeiertag der Floristen und Pralinenhersteller naht, der Tag der Liebe, der Tag, an dem Singles ihre Einsamkeit schlagartig bewusst wird: Valentinstag! Nachdem ihr mittlerweile irgendwas zwischen zwei Wochen und zwei Jahrzehnten zusammen seid, musst du deinem Liebling nicht nur einen bezaubernden und würdigen Abend mit Wein und Essen bescheren, sondern auch einen himmlischen Orgasmus (oder mehrere). Solltest du selbst nach einem halben Dutzend Schoko-Erdbeeren und drei Gläsern Shiraz vom Kiosk um die Ecke immer noch nicht scharf auf deinen Schatz sein, keine Panik: Ich habe fünf der potentesten Aphrodisiaka auf der Welt testen lassen, die selbst in der totesten Hose wieder für Party sorgen sollen.Daraus lässt sich vielleicht auch ein Überraschungs-Dinner kochen, das in Sekunden für orgasmische Ekstase sorgen wird.

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Austern

Wer hat noch nicht davon gehört: Einfach ein paar von diesen schleimigen Biestern schlucken und Amors Pfeil trifft dich direkt in den Hintern. Die meisten glauben, dass liegt daran, dass sie irgendwie an Cunnilingus erinnern: Ja, stimmt, Aussehen, Geruch und Geschmack sind ein bisschen wie eine weit geöffnete, erregte, aber mysteriös kalte und graue Vagina. Es schockiert dich vielleicht, aber du bist nicht der erste, dem das auffällt.

Sie sehen nicht nur, äh, betörend aus, in den Viechern steckt auch was: Sie enthalten tonnenweise Zink und Aminosäuren, die laut Wissenschaftlern die Durchblutung fördern und den Testosteronspiegel und die Spermienanzahl erhöhen sollen. Wenn das stimmt, fragt man sich, warum es in den berühmten Austernregionen nicht mehr Faustkämpfe und Handjobs in der Öffentlichkeit gibt.

Sexappeal?

Sieht aus wie ein kühler Stein mit einem ziemlich klebrigen Fetzen Rotze darauf. Die Art von Rotze, wie du sie bei einer fetten Erkältung aushustet, du weißt schon, dieser grüne, dicke Schleim.

Libido?

Macht ein bisschen geil, uns nicht unbedingt im körperlichen Sinne, aber wahrscheinlich jeden, der jemals in der Gastro gearbeitet hat und ein komisches Date zwischen zwei Geschiedenen mittleren Alters beobachtet hat, die sich gegenseitig aufgeilen, nur indem sie diese Dinger schlürfen und sich in die Augen starren.

Photo by Kirsten Stamn

Trüffel

Keine Trüffel-Pralinen, sondern die echten schwarzen Pilze, die von ausgebildeten Hunden oder Schweinen im Waldboden erschnüffelt werden. Jeder Siebtklässler könnte dir sagen, dass so eine Packung Schokotrüffel dich zwar weit bringen würde, aber die echten Trüffeln sind für alle, die noch besser im Bett performen wollen. Schwarze Trüffeln sind aus zwei Gründen Food of Love: Erstens sind sie verdammt teuer (300 Euro das Kilo an einem guten Tag). Die meisten würden zwar zwischen einer guten Trüffel und einem einfachen Steinpilz keinen großen Unterschied schmecken, aber die Assoziation zwischen „extrem raren Trüffeln" und Onkel Dagobert, wie er in seinem Geldspeicher schwimmt, wird die Augen deines Dates zum Leuchten bringen. Zweitens, und das ist wesentlich nachvollziehbarer, enthalten sie ein moschusartiges Pheromon, das dem unsichtbaren betörenden Achselsaft ähnelt, der aus den Männerumkleiden im Fitnessstudio weht. Das erklärt auch, dass selbst ein kleiner Tropfen Trüffelöl zu viel alles nach Achsel schmecken lässt. Nett.

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Sexappeal?

Erinnerst du dich diese Storys, dass Flugzeuge ihre Toiletten während des Fluges leeren und dann ein Klumpen gefrorene Kacke bei irgendjemandem im Garten landet? So. Oder vielleicht wie ein Mini-Gehirn, das in Espresso schwimmt.

Libido?

Ein bisschen geil macht es, wenn man von dummen Kombinationen wie „Mac'n'Cheese" mit Trüffeln absieht und du sie wirklich genießt.

Photo by Kirsten Stamn

„Spanish Fly" – Spanische Fliege

Auch wenn man Spanish Fly eher mit einem Pick-up-Artist mit Fedora-Hut oder mit billigen Sex-Shops, in denen man auch essbare Höschen aus Zuckerperlenkaufen kann, assoziiert, ist das ursprünglich ein echtes Aphrodisiakum, das es schon seit Jahrhunderten gibt und angeblich auch von Hippokrates genommen wurde. Traditionell wurden dafür Ölkäfer (auch Blasenkäfer oder Pflasterkäfer genannt), zu denen auch die Spanische Fliege gehört, zu Pulver gemahlen, das zur Irritation der Harnwege führte, was dann eine Erektion auslöste – oder zumindest ein Gefühl der Erregung, dass einige mit Aufgegeiltheit verwechseln. Der Nachteil: Es ist giftig und einige Leute, die es gegessen haben und dachten, dass sie damit besser „performen", starben dann an einer Überdosis. Das, was heute als „Spanish Fly" verkauft wird, wird aus ziemlich lahmen Zutaten gemacht, wie man sie auch in Energydrinks finden würde: Vitamin B3, Ginseng und Guarana. Einige enthalten Elfenblumen (auf Englisch auch als horny goat weed bekannt…), die die Muskeln entspannen und den Blutdruck im Penis erhöhen sollen.

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Sexappeal?

Die Verpackung mit dem Fake-Latino-Flair und viel nackter Haut ist viel aufregender als das Produkt selbst. Manche sehen aus wie Vitaminpräparate, andere wie kleine Packungen mit aromatisiertem Gleitgel, die man im Sexualkundeunterricht bekommen hat.

Libido?

Keiner meiner Freunde wollte das Zeug nehmen. Wahrscheinlich weil das echte Ding illegal ist und dich umbringen kann und das gefälschte Zeug wahrscheinlich mit Aspirin oder Feuerzeug-Benzin gepanscht wurde. Der Gedanke, dass sich einige Leute das im Ernst kaufen, ist echt traurig. So traurig, dass es schon wieder abtörnend ist.

Photo by Kirsten Stamn

Seegurken

Erinnerst du dich noch an Seegurken? Diese süßen, riesigen Unterwasserraupen aus dem Aquarium? Die kann man übrigens auch kochen, eine nahrhafte Delikatesse. In Asia-Märkten kann man sie getrocknet kaufenund nach einem dreitägigen Koch- und Quellvorgang sehen sie auch wieder so aus wie im Aquarium. Genauso wie Calamari schmecken sie nach fast nichts – oder wie mein Freund Charly meinte „wie ein Schwanz aus nassen Reisekissen". Obwohl sie so schlaff aussehen, sollen sie die Blutgerinnung verhindern, eine entzündungshemmende Wirkung haben, Krebs vorbeugen und sogar bei der Wundheilung helfen. Sie haben definitiv ein paar „magische" Eigenschaften, aber dafür muss man eben etwas essen, das aussieht wie ein Dildo (daher wahrscheinlich auch die „aphrodisierende Wirkung") und sich anfühlt wie eine Zucchini, die in einer Ecke deines Kühlschranks zu Brei verkommen ist. Ein weiterer Grund, warum Seegurken geil machen: Sie haben einen Abwehrmechanismus, bei dem sie sich versteifen und bei Provokation abspritzen. Na?

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Sexappeal?

Sieht aus wie großer, versteinerter Phallus aus einem Pharaonengrab.

Libido?

Wenn du an einem Schwanz lutschen willst, dann lutsch einfach an einem Schwanz. Du brauchst keinen Ersatz. Aber cool, dass damit deine Wunden besser heilen.

Photo by Kirsten Stamn

Balut-Eier

Ah, die guten alten Balut-Eier. Wer diese philippinische Delikatesse nicht kennt, keine Panik. Eigentlich sind es nur Enteneier. OK, gekochte Enteneier mit einem ziemlich weit entwickelten Entenembryo – inklusive Federn und Schnabel. In der philippinischen Kultur ist das ziemlich beliebt und wird als „männliches" Essen angesehen. Schwangere sollen die Eier nicht essen, sonst bekommen sie haarige Babys. Aber es ist ziemlich nahrhaft, eiweißhaltig und schmeckt nach Hähnchen.

Sexappeal?

Von außen ein total normales, langweiliges Ei. Sobald man es öffnet, sieht man die adrige gelbe Plazenta und einen schrumpeligen Embryo, der dich mit seinen weißen, leeren Augen um Gnade anfleht.

Libido?

Gemischte Rezensionen. Mein Freund Kevin behauptet, dass er seine Jungfräulichkeit verloren hat, nachdem er mit 16 das erste Mal ein Balut-Ei mit seiner älteren philippinischen Freundin gegessen hatte. Immerhin was.