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Alkohol

Was werden Whiskytrinker zu Wodka mit Bourbongeschmack sagen?

Absolut hat einen Wodka auf den Markt gebracht, der in einem Eichenfass gereift wird und nach Whisky schmeckt. Wieso eigentlich? Und wer trinkt sowas?
Hilary Pollack
Los Angeles, US
Photo via Flickr user scaredykat

Wenn ihr dachtet, Apfelkorn und roter Wodka waren ein Trend in eurer Schulzeit, der vorbeigeht, dann habt ihr euch ganz schön geirrt. Im Gegenteil, die Welt des Alkohols, der nicht nach Alkohol schmeckt, scheint zu einem Megaimperium geworden zu sein.

Kleiner Feigling ist immerhin die drittbeliebteste (!) Spirituose ganz Deutschlands und seit 2013 gibt es sechs weitere „Fancy Flavours" der Marke. Wir stehen wohl doch mehr auf das zuckrige Zeug als wir uns eingestehen wollen.

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Auch unter den Wodkas werden die Geschmacksrichtungen immer vielfältiger. Neben bekannteren wie Vanille oder Beere wären da beispielsweise „frisch geschnittenes Gras", „Räucherlachs" und „Elektrizität".

Um alles noch komplizierter zu machen, ergibt es in unserer Metawelt nur Sinn, dass Wodkahersteller einen Schritt weiter gehen und ein sehr beliebtes Aroma nachahmen, mit dem sie bisher nie ganz mithalten konnten: mit dem ihrer größten Konkurrenz, Whisky. Immerhin gibt es ja auch schon Äpfel, die nach Trauben schmecken, und Eiscreme, die nach Pizza schmeckt. Es war also nur eine Frage der Zeit.

Der schwedische Wodka-Gigant Absolut hat ein neues Produkt auf den Markt gebracht: Absolut OAK, ein im Eichenfass gereifter Wodka, der genau wie—richtig geraten—Whisky schmeckt. Genauer gesagt Bourbon.

„‚Warum?', fragst du. Es ist ein bisschen ein Rätsel", erklärt Charles Passy von MarketWatch. „Das ist ein sehr andersartiges Konzept. Es ist ein gereifter Wodka. Whisky lagert man, Wodka eigentlich nicht. Sie nennen ihn nicht Wodka mit Bourbongeschmack … aber im Grunde soll er Bourbon nachahmen."

Die globale Whiskyindustrie ist in den letzten Jahren explodiert, während die Wodkaverkaufszahlen immer weiter gesunken sind, da die Konsumenten keine Lust mehr auf den einhundertsten neuen, aber irgendwie doch gleichen, Wodka haben. Die Lösung in diesem Fall: einen neuen Wodka auf den Markt bringen, der wie Whisky aussieht, schmeckt und sich so verhält. Passy spekuliert, dass Absolut so im Whiskymarkt Fuß fassen möchte, indem das Unternehmen sich das vollmundigere Aroma und den Coolnessfaktor von Whisky zunutze macht und daraus einen sanfteren, mischbareren Wodka macht.

Aber die wichtigere Frage lautet … wer soll das eigentlich trinken? Und warum trinkt man nicht einfach Whisky?

„Ernsthaften Whiskytrinkern werden die Schwere und das Feuer, die man mit richtigem Whisky verbindet, fehlen. Aber sie sind nicht die Zielgruppe dieses Wodkas", schreibt Passy. Stattdessen spekuliert er, dass Nicht-Whiskytrinker, die lieber bei Wodka bleiben, Whisky „erleben" können, ohne aber die Spirituose wechseln zu müssen. Man bekommt also den Whiskygeschmack, jedoch mit weniger Alkohol und ohne das charakteristische „Brennen" eines Bourbon.

Einer der größten Unterschiede zwischen einem typischen Bourbon und dem OAK ist, dass Bourbon zwei Jahre lang im Fass gereift wird, OAK nur etwa sechs Monate.

Bereits in der Vergangenheit hat sich das Unternehmen mit einem Wodka im Whiskyfell in ähnliche Gefilde begeben. 2013 brachte Absolut ein Produkt mit dem Namen Absolut Amber auf den Markt, das mit gemischten Gefühlen angenommen wurde. In Deutschland wurde bisher weder Amber noch OAK ins Sortiment aufgenommen. In Online-Shops sind die Spirituosen jedoch erhältlich.