Von der Kunst, Insekten in Süßigkeiten zu verwandeln
Foto: Scott Dexter | Flickr | CC BY-SA 2.0

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Snacks

Von der Kunst, Insekten in Süßigkeiten zu verwandeln

Wir haben mit Larry Peterman gesprochen, dessen Unternehmen seit 35 Jahren Snacks aus Heuschrecken, Mehlwürmern, Skorpionen und Co. herstellt.

Wenn man Larry Peterman kennenlernt, würde man nie erwarten, dass der nette, leise sprechende Mann quasi der Erfinder von Insekten-Süßigkeiten ist. Vor 35 Jahren gründete der heute 78-Jährige im kalifornischen Pismo Beach das Unternehmen HOTLIX – und damit den laut eigener Aussage ersten Hersteller von Süßigkeiten mit essbaren Insekten in den USA. Das Aushängeschild? Ein Mehlwurm, umhüllt von einem Lutscher mit Tequila-Geschmack.

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Inzwischen hat sich HOTLIX zu einer 49 Mitarbeiter starken Firma mit breiter Produktpalette gemausert. Von schokoladenüberzogenen Skorpionen über Grillen-Lollis bis hin zu Ameisen-Snacks mit Kirsch- oder Apfelgeschmack ist da alles dabei.

Heutzutage lebt Peterman in Florida und ist bei HOTLIX nur noch Berater tätig. Wir haben uns mit dem Pionier über den Erfolg seines Unternehmens, über seinen eigenen Appetit auf Krabbeltiere und über die Toleranz der westlichen Welt für Insekten-Süßigkeiten gesprochen.

MUNCHIES: Hi Larry. Wie lange verkaufst du jetzt schon Insekten?
Larry Peterman: Seit mindestens 35 Jahren. Den Anfang macht eine Reihe von Lutschern, für die ich verschiedene Geschmäcker finden musste. Da kam mir die Idee mit den Schnäpsen, wozu auch Tequila gehörte. Und zu Tequila passt ja der Wurm.

Wie hat der Wurm dann geschmeckt?
Nun, die sind ja geröstet und bekommen so einen nussigen Geschmack.

Und der Tequila?
Vielen Leuten schmeckt der nicht. Am Anfang war das Ganze ja auch mehr ein Gag als ein richtiger Lollipop.

Der Skorpion-Schlecker kommt in vier verschiedenen Geschmacksrichtungen | Foto: bereitgestellt von HOTLIX

Wie lief die Entwicklung hin zum großen Unternehmen ab?
Die Tequila-Lollis verkauften sich super. Dann überlegten wir, das Ganze auch mit Grillen zu machen und in Trauben- und Bananengeschmack anzubieten. Vor allem Museen waren begeistert von unseren neuen Produkten. Das Smithsonian Institute kauft zum Beispiel immer eine riesige Menge bei uns ein. Von da an ging es immer weiter.

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Wann verkauft ihr am meisten?
Ich glaube, um Halloween herum gehen die Verkäufe ein wenig nach oben. Da rufen uns auch viele Leute an, die unsere Süßigkeiten bekommen haben und wissen wollen, ob man die wirklich essen kann.

Welches eurer Produkte läuft derzeit am besten und warum?
Der Skorpion-Schlecker. Der ist am Flughafen von Phoenix total beliebt. Die Leute dort wollen halt oft noch ein kleines Souvenir mitnehmen.

Gibt es einen bestimmten Typ Mensch, der eure Süßigkeiten besonders oft kauft?
Frauen zwischen 30 und 50. Die kaufen unsere Sachen nicht für sich, sondern für ihre Enkel, Ehemänner oder Freunde. Aber auch Kinder sind von den Insekten-Süßigkeiten begeistert – vor allem dann, wenn sie sie in Museen entdecken.

Welches deiner Produkte isst du selbst am liebsten?
Larvets und CRICK-ETTES. Das sind geröstete Würmer und Grillen, sehr snackig.

Wie schmecken die?
Sie sind richtig knusprig und schmecken nach gebrannten Nüssen. Wenn man sie mit Schokolade überzieht, erinnert das Ganze an Kitkat.

Weißt du noch alle Insekten, die du jemals gegessen hast?
Das wäre eine lange Liste. Wir probieren immer wieder neue Sachen aus. Wir bieten jetzt zum Beispiel auch Regenwürmer an. Ich habe in den letzten Monaten bestimmt Tausende Regenwürmer gegessen.

Nach was schmecken Regenwürmer?
Nach Dreck.


**Auch bei MUNCHIES: **Insekten, Hoden und die Paläo-Ernährung


Wird man durch so viele Regenwürmer nicht krank?
Nein, das ist ganz normales Essen. Ich meine, ein Großteil der Welt isst Insekten. Bei den Olympischen Spielen in Peking haben sie zum Beispiel Grillen und Skorpione am Spieß verkauft. Die USA gehören zu den wenigen Ländern, wo Insekten nicht in großem Umfang verspeist werden.

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Ist denn schon mal jemand wegen deiner Süßigkeiten erkrankt?
Zwar wollte mich mal jemand verklagen, weil da ein Wurm im Lolli war, aber abgesehen davon haben wir noch nie irgendwelche Probleme bekommen – obwohl wir schon seit 35 Jahren im Geschäft sind und schon Millionen Insekten verkauft haben.

So wir ein Mehlwurm-Karamellapfel hergestellt | Foto: Getty Images | Barcroft

Gibt es Insekten, die selbst du nicht isst?
Na ja, die giftigen Tiere natürlich. Außerdem gibt es einige Insekten, die man gar nicht essen kann. Ansonsten kenne ich da nichts.

Und welches Krabbelgetier willst du unbedingt mal probieren?
Puh, keine Ahnung. Die Sache ist ja so: Wir können bei HOTLIX nur Insekten anbieten, die man selbst züchten kann. Es muss ja immer Nachschub da sein. Wir können die nicht einfach in der Natur einsammeln. Es gibt da zum Beispiel eine extrem hässliche Heuschreckenart namens Stenopelmatidae, die zwar super schmeckt, aber leider nur sehr selten vorkommt.

Du bist jetzt schon seit 35 Jahren im Business. Ekeln sich die Leute inzwischen weniger davor, Insekten zu essen?
Auf jeden Fall. Am Anfang war der Ekel doch ziemlich groß. Wegen diverser Fernsehshows wie Survivor nahm dieser Ekel vor unseren Produkten mit der Zeit jedoch immer weiter ab. Als wir mit der Produktion begannen, bekamen wir ständig besorgte Anrufe rein – von wegen unsere Süßigkeiten wären mit Insekten verseucht. Und in verschiedenen Gegenden durften unsere Produkte gar nicht erst verkauft werden. Solche Probleme gehören jedoch schon lange der Vergangenheit an. Immer mehr Leuten wird klar, dass es gar nicht so schlimm ist, Insekten zu verspeisen – und dass die Tierchen sogar richtig gut schmecken.