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Tausche Führerschein gegen Ramen: Japan holt Senioren weg vom Steuer

Japans Bevölkerung wird älter, die Zahl der Unfälle verursacht von über 75-Jährigen ist stark angestiegen. Jetzt bekommen Senioren lebenslangen Rabatt auf Ramen, wenn sie ihren Führerschein aufgeben.
Foto von yoppy via Flickr

Ältere Menschen dazu zu bringen, ihren Führerschein aufzugeben, ist ein ziemlich heikles Unterfangen, das für großen Unmut sorgen kann. Doch die Regierung der japanischen Präfektur Aichi glaubt, die perfekte Lösung gefunden zu haben: Sie wollen alte Leute überzeugen, freiwillig ihren Führerschein aufzugeben, und bestechen sie dafür mit Rabatt auf Ramen.

Von der Regierung subventionierte Ramen, das hört sich vielleicht nach einer ziemlich verzweifelten Maßnahme an, aber in Bezug auf ältere Menschen hinterm Steuer ist die Lage in Japan auch zum Verzweifeln: Die Bevölkerung Japans ist die zweitälteste der Welt, über ein Viertel aller Japaner sind über 65. In jüngster Zeit ist die Zahl der tödlichen Autounfälle verursacht durch Senioren besorgniserregend angestiegen, Präsident Shinzo Abe hat zu diesem Thema sogar eine Notfallsitzung einberufen. Und die älteren Japaner scheinen ihren Führerschein nur zögerlich abgeben zu wollen: Letztes Jahr haben nur 270.000 von ihnen das Fahren aufgegeben, also nur 2 Prozent der 17 Millionen Senioren auf der Straße.

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Doch möglicherweise wird sich diese Zahl erheblich verbessern, zumindest in Aichi. Ältere Menschen in dieser Präfektur können jetzt ihren Führerschein abgeben und bekommen im Gegenzug ein Leben lang (bzw. was ihnen davon noch bleibt) 15 Prozent Rabatt bei jedem Sugakiya Ramen-Restaurant. Wir haben die Ramen von Sugakiya nie probiert, aber da das Ganze in Japan ist, sollte man davon ausgehen können, dass die Ramen ziemlich gut ist. Allerdings sind in Aichi Udon beliebter.

Die Senioren in Aichi können auch Rabatt beim Friseur oder in der Schwimmhalle bekommen, aber ganz ehrlich: Ramen!?

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Noch kann man nicht sagen, ob der Plan Erfolg haben wird, aber es sieht für den Anfang schon mal ganz gut aus: Bis jetzt habe 12.000 ältere Fahrer in der Präfektur ihren Führerschein abgegeben.

Im Tausch gegen billige Nudeln etwas aufzugeben, das für viele Ältere Unabhängigkeit bedeutet, hört sich erst einmal nach einem miesen Geschäft an. Doch in den letzten Monaten gab es einige tragische Unfälle: Im Oktober beispielsweise hat ein 87-jähriger LKW-Fahrer einen sechsjährigen Schüler getötet. Viele Ältere wollen gern ein Teil dazu beitragen, dass die Straßen sicherer werden.

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Und die Aussicht auf billige Ramen ist immer noch besser als das, was sie in Tokio machen: Hier dürfen Senioren, wenn sie ihren Führerschein abgeben, an einer feierlichen Zeremonie teilnehmen, wo sie dann ihre Belohnung bekommen: ein Zertifikat. Wir nehmen dann doch lieber die Nudeln, danke.