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Bier

Was U-Boote, Haschisch und Vulkangestein mit gutem Bier zu tun haben

Garage Project ist ein junges Unternehmen aus Neuseeland, das uns zeigt, dass hinter Bier äußerst unerwartete Ingredienzen und Verfahren stecken können.
Photo courtesy of Tim Jesudason

Haben wir es hier etwa mit der seltsamsten Brauerei der Welt zu tun?

Garage Project ist eine Firma aus Neuseeland, die mit jedem neuen Bier bis an die Grenzen der Technik geht. Zu ihren Werkzeugen bei der Bierherstellung zählten schon Vulkangestein, U-Boote und Hopfen-Hasch. Die zwei Freunde hinter dem Unternehmen, Jos Ruffell und Pete Gillespie, nennen das Ganze relativ bescheiden „Garagenbier", denn genau das ist es auch: Craft Beer aus der Garage.

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„Auf uns warten noch viele spannende Projekte", erzählt uns Jos Rüffel. „Bei unseren Bieren versuchen wir stets, Grenzen zu verschieben und Neues zu entdecken und dabei verschiedene Stile miteinander in Einklang zu bringen—erst am Ende schauen wir dann, was sich wirklich realisieren lässt." Darum ist für sie die Herangehensweise mindestens genauso wichtig wie das Endresultat, was dazu führt, dass sie so einige ziemlich seltsame Dinge ausprobieren, um ständig frischen Wind in ihre Produktpalette zu bringen. Um besser zu verstehen, welch merkwürdiger Verfahren sich die beiden mitunter bedienen, stellen wir euch drei ihrer Biere vor und diskutieren, inwieweit der Zweck die Mittel heiligt.

Red Rocks Reserve Das Red Rocks Reserve ist in ihrer Heimat zu einer Art Kult-Bier unter Bier-Aficionados geworden. Es handelt sich um ein sogenanntes Steinbier, bei dem vulkanisches Gestein auf über 480° Celsius erhitzt wird. Wenn die gewünschte Temperatur erreicht ist, werden die Steine in die Würze gegeben, was zu einer äußerst heftigen Reaktion führt, bei der der gelöste Zucker im Nu karamellisiert. „In der Region um Wellington gibt es unglaublich viele blutrote Steine, die auf Vulkanausbrüche vor Hunderten von Jahren zurückgehen", erklärt uns Jos. „Darum hielten wir diese Steine für durchaus passend. Als wir das Bier zum ersten Mal gebraut haben, hatten wir keine Ahnung, ob die Steine den entstehenden Kräften standhalten oder zerbrechen oder gar explodieren würden. Glücklicherweise haben sie ihre Aufgabe bestens erfüllt."

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Seit einiger Zeit benutzen die Jungs von Garage Project ein spezielles Schüreisen, das so erhitzt werden kann, dass damit Bier in Gläsern im Nu karamellisiert wird, was sich vor allem auf Bier-Festivals großer Beliebtheit erfreut. „Das Verfahren hinter dem Red Rocks Reserve ist nicht viel anders, nur eben in einem größeren Maßstab." Das Ergebnis kann sich sehen (und trinken) lassen: ein malziges Ale mit einer tropischen Note.

Umami Monster Umami, neben süß, sauer, bitter und salzig der fünfte Geschmackssinn des Menschen, ist ein japanisches Wort, das man mit „herzhaft-wohlschmeckend" übersetzen kann. Natürlich hat es sich Garage Project nicht nehmen lassen, den Umami-Geschmack in ihrem Bier nachzuahmen.

Zu diesem Zweck haben Jos und Pete eine spezielle Maische mit dem Geschmack von dashi—eine Brühe, die vielen japanischen Gerichten als Grundlage dient—hergestellt. Diese besteht aus 20 Kilo lokal produziertem kombu (getrockneter Seetang), 30 Kilo katsuobushi (Bonito-Flocken) und, last but not least, „Wellingtons bestes Meerwasser."

Das Brauverfahren hat sich als unerwartet kompliziert entpuppt. Da das Wasser von „außergewöhnlicher Reinheit" sein musste, kam nur ein Meeresschutzgebiet in Frage, das einen Kilometer vor der Küste liegt. Da jedoch in diesen Gewässern Boote nichts zu suchen haben, mussten sie auf die Dienste eines U-Boots zurückgreifen. Im U-Boot befand sich der Berufstaucher Rob Edwards, der mit einem Eimer Wasser in die Brauerei zurückgekehrt ist, ohne dabei mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Und Jos zufolge haben das U-Boot und der Taucher eine „entscheidende" Rolle bei der Herstellung des Geschmacks gespielt. Der hat—finden die Bierweisen von ratebeer.com—„das Aroma von geräucherter Wurst; salzig mit nussigen Malztönen. Echt gut."

Photo courtesy of Tim Jesudason

Das zuvor erwähnte U-Boot. Foto mit freundlicher Genehmigung von Tim Jesudason.

Beim neusten Projekt der beiden Jungs aus Down Under, dem Hop #IPA, kommt reines Lupulin zum Einsatz, ein bitter schmeckendes, gelbliches Pulver, das man aus der Unterseite von weiblichen Hopfenpflanzen gewinnen kann. Ja, wir reden von Hopfen-Hasch. „Da Hopfen stark der Cannabis-Pflanze ähnelt, wollten wir wissen, was passiert, wenn man Hopfen-Hasch beim Brauen einsetzt", erklärt uns Jos. Das Haschisch herzustellen ist ein recht aufwendiges Verfahren, bei dem die Brauer zur Lupulin-Gewinnung ein extrem feinmaschiges Sieb—das es in Neuseeland nicht zu kaufen gibt—verwenden müssen. Das auf einem Spiegel gesammelte Lupulin wird direkt dem Bier zugegeben.

„Hopfen ist ein echt faszinierendes Material", findet Jos. „Wir haben ein paar Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass Chemiker bei der Erforschung der Lupulin-Drüsen Flüssigstickstoff verwenden, also dachten wir uns, dass das auch für uns interessant sein könnte." Das Anziehen der Chemie-Kittel hat sich gelohnt. Denn das Hop #IPA ist ein Bier mit einem einmaligen, feinen Aroma und einer besonders milden Bitterkeit.