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Das Wildern von chinesischen Tigern muss aufhören!

Der Bestand bedrohter Wildtiere sinkt in China aufgrund illegaler Wilderei rasant—trotz entsprechender Gesetze. Einem reichen chinesischen Geschäftsmann steht nun eine 13-jährige Haftstrafe bevor, weil er mehrere Exemplare dieser gefährdeten Wildtiere...
Photo via Flickr user catlovers

Mit Geld kann man sich fast alles kaufen. Allem voran Macht. Manchmal ist diese Macht so groß, dass sie Kriminellen erlaubt, das Gesetz zu umgehen. Aber manchmal fallen auch die Mächtigsten auf die Nase. Das war gerade kürzlich der Fall, als ein chinesischer Geschäftsmann, der als „Mr. Xu" bekannt ist, von den chinesischen Behörden geschnappt wurde, nachdem er drei „Tigerschlachttouren" organisiert hatte. Er kassierte von seinen reichen Teilnehmern einen Haufen Geld, die dann mit ihm gefährdete wilde Tiger töten durften. Anschließend bereitete er seinen Kunden ein Essen aus dem Fleisch zu und servierte dazu Wein angereichert mit dem Blut der Tiger. Im Zeitalter der mobilen Endgeräte ist es für die Mächtigen schwieriger geworden, der Kontrolle zu entgehen und nachdem einer von Xus Teilnehmer die schmutzige Szene auf seinem Handy festgehalten hatte, wurde Xu verhaftet. Jetzt steht ihm eine 13-jährige Haftstrafe und eine Geldstrafe in Höhe von 1,55 Millionen Yuan (umgerechnet 210.000 Euro) bevor.

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Wie eine britische Tageszeitung berichtete, kaufte Xu im Jahr 2013 die Tiger auf illegalem Wege in der südchinesischen Region Guangdong und transportierte sie dann in seine westliche gelegene Heimatregion Guangxi. Drei Mal kassierte er letztes Jahr von jeweils 15 Kunden „riesige Summen", um an der rituellen Tötung der Tiere teilzunehmen. Üblicherweise grillte Xu das Tigerfleisch und bewahrte die Knochen und den Penis der Wildkatzen auf, die in China als wirksame Medikamente bzw. Aphrodisiaka gelten, und verwendete das Blut der Tiger, um Alkohol damit zu versetzen. Wenn jemand fragte, was das Fleisch war, das den Teilnehmer zum Abendessen serviert wurde, behauptete Xu es wäre Rindfleisch, Pferd oder „eine Raubkatze". Xu wurde im April letzten Jahres festgenommen, nachdem das Bildmaterial sichergestellt worden war. Er legte Berufung ein. In der letzten Woche des vergangenen Jahres wurde sein Antrag abgelehnt und Xu verurteilt. Seinen Kunden wurde ebenfalls eine Haftstrafe zwischen fünf und sechseinhalb Jahren auferlegt.

Die Verwendung von tierischen Teilen in der traditionellen chinesischen Medizin ist weiterhin eine im ganzen Land akzeptierte Praxis, trotz der schädigenden Auswirkungen auf den Wildtierbestand. Seit tausenden von Jahren werden Zutaten wie Rhinozeros-Hörner (gegen Bluthochdruck), Süßwasseralligatorfleisch (zur Krebsvorsorge), Moschdrüsen (für Kreislaufprobleme) und Gallensaft verschiedener Bärenarten (angeblich gegen alles von Asthma bis Krebs) für die Behandlung von Patienten verwendet. Der wilde Bestand dieser Tierarten—nicht nur in China, sondern in ganz Asien—sinkt rasant und fast keine Art ist davon so stark betroffen wie der südchinesische Tiger, dessen angebliche medizinische Eigenschaften unglaublich vielseitig sind. Der Gallensaft der Wildkatze wird für die Behandlung von Krämpfen und Zuckungen verwendet, sein Blut für Schwäche, seine Knochen für Rheuma und Arthritis, seine Klauen für Schlafstörungen, seine Augen für Epilepsie und Malaria. Sogar die Fäkalien der Tiger werden als Heilmittel gegen Furunkel und Hämorriden verwendet. Als Folge der großen Tiger-Nachfrage und der intensiven Wilderei, als gilt der südchinesische Tiger als „möglicherweise in der Wildnis ausgestorben" und wurde seit über 25 Jahre nicht mehr in der chinesischen Wildnis gesichtet.

Aber neben den angeblichen medizinischen Eigenschaften der Tiger, geht es in China um eine Frage des Status. Ein Tiger steht für Stärke, Männlichkeit und Seltenheit. Die Fähigkeit eines Menschen, ein solches Tier in die Hände zu bekommen, bedeutet für Menschen wie Xu, dass diese Eigenschaften auf die Person übertragen werden, die das Tier töten, essen oder ausstellen. Der Preis für die Tiger ist ebenfalls eine Art, seinen sozialen Status zu beweisen: Es ist nicht ganz klar, wie viel Xu für seine Tiger bezahlte, aber der durchschnittliche Preis für Fleisch und Knochen ist nachweisbar. Die Knochen der Tiger, die oft als hochkarätige Geschenke dienen, durchschnittlich für umgerechnet fast 1950 Euro pro Kilo verkauft, während das Fleisch knapp 140 Euro pro Kilo einbringt.

Xus Strafe ist eine Überraschung, denn obwohl im April letzten Jahres der Konsum von gefährdeten Tierarten für illegal erklärt wurde, waren die Bemühungen der Nation, dieses Gesetz durchzusetzen eher kläglich. Die Hauptstrategie des Landes im Kampf gegen das illegale Wildern, war, das Aufblühen von „Farmen" für in Gefangenschaft gehaltene Tiere wie Tiger und Schuppentiere—ein gefährdeter Ameisenfresser, der zu den am meisten illegal gehandelten Tiere der Welt zählt—zu erlauben, die gezüchtet werden und dann legal getötet werden dürfen, um ihr Fell, ihr Fleisch, ihre Knochen und ihre Organe zu verwenden. Obwohl chinesische Regierungsangestellte behaupten, solche Farmen würden den Druck der Wilderer auf Wildtiere minimieren—da die begehrten Teile der Tiere legal erhältlich sind—, sind Umweltschützer davon überzeugt, dass dieses System den illegalen Händlern sogar in die Hände spielt. Sie können so ihre Waren als „aus landwirtschaftlicher Zucht" kennzeichnen, obwohl sie eigentlich gewildert wurden. Sobald aber das Tier getötet und ausgenommen wurde, ist kaum mehr nachvollziehbar, ob es aus landwirtschaftlicher Zucht stammt oder nicht.

Leider sieht es nicht danach aus, als würde sich die Situation in naher Zukunft verbessern: Laut eines Berichts des International Fund for Animal Welfare ist der illegale Wildtierhandel die viertprofitabelste kriminelle Handlung der Welt und wird nur von Drogenschmuggel, Falschmünzerei und Menschenhandel übertroffen. Und wenn so viel Geld auf dem Spiel steht, gibt es wahrscheinlich nur wenig Hoffnung für die südchinesischen Tiger in der Wildnis.