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Alkohol

Warum du die Finger nicht von Essen lassen kannst, wenn du betrunken bist

Nach so einer langen flüssigen Nacht schmeckt eine Pizza einfach noch besser als sonst. Warum wir plötzlich Heißhunger bekommen, wenn wir betrunken sind, können Wissenschaftler jetzt endlich erklären.
Hilary Pollack
Los Angeles, US

Dieses oder ein ähnliches Szenario kommt dir vielleicht bekannt vor: Du gehst am Abend in ein Restaurant und bestellst ein grünes Curry. Dann ziehst du mit deinen Freunden weiter durch die Bars. Nach ein paar Piña Coladas triffst du plötzlich einen alten Freund, der darauf besteht, dass ihr zusammen einen Shot Tequila trinkt. Und schließlich kippst du noch ein billiges Bier runter, als die Bar sich langsam leert.

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Zur Erinnerung: Du hattest ein relativ großes Abendessen und hast seither noch einmal mindestens 700 Kalorien in Form von Alkohol konsumiert. Trotzdem klingt um vier Uhr morgens nichts besser als ein riesiges, fettiges Stück Salamipizza oder eine Käsekrainer oder ein Cheeseburger.

Wieso Gras für Heißhungerattacken sorgt, wissen wir ja schon. Jetzt gibt es aber auch eine wissenschaftliche Erklärung dafür, wieso wir uns die Wampe vollschlagen, wenn wir besoffen sind. Eine neue Studie der Fakultäten für Medizin und Neurologie der Indiana University, die in der kommenden Ausgabe der medizinischen Fachzeitschrift Obesity veröffentlicht wird, bestätigt, dass wir es uns nicht nur einbilden: Essen schmeckt tatsächlich besser, wenn man davor Alkohol konsumiert hat.

Unter der Leitung von Dr. William JA Eiler wählten Forscher 35 Frauen mit Normalgewicht, die weder Vegetarierinnen noch Raucherinnen waren, für die Studie aus, die sich zwei Versuchen unterzogen. Beim ersten Mal wurde ihnen Alkohol intravenös verabreicht, um die möglichen sozialen oder verdauungstechnischen Effekte zu eliminieren, die der orale Konsum von Alkohol mit sich bringen könnte. Beim zweiten Mal wurde ihnen ein Placebo verabreicht—eine einfache Kochsalzlösung.

Dann wurden die Frauen Essensgerüchen sowie anderen Gerüchen ausgesetzt und ihre Hirnrekation wurde aufgezeichnet. Anschließend wurde den Teilnehmerinnen ein Mittagessen angeboten.

Was alle mit einem Hang zum Latenight-Snacking vermutlich wenig überraschen wird, aßen zwei Drittel der betrunkenen Gruppe mehr als die Placebogruppe. Eine mögliche Erklärung für den Unterschied verrieten die Gehirnscans: Der Hypothalamus, der den Stoffwechsel kontrolliert, reagierte bei den Frauen, die Alkohol im Blut hatten, stärker auf Essensgerüche.

Dieses Phänomen ist bereits als „Aperitifeffekt" bekannt. Diese Studie war jedoch die erste, die belegen konnte, dass der Appetit nicht nur durch das buchstäbliche Trinken von Alkohol angeregt wird. Es hat also nichts mit dem Verdauungssystem zu tun, sondern mit Vorgängen im Gehirn.

Kalorienbewusste sollte sich vor jedoch vor den Mitternachtssnacks nach dem Alkoholkonsum hüten: „Viele alkoholische Getränke enthalten ohnehin schon leere Kalorien, und wenn man diese Kalorien mit dem Aperitifeffekt kombiniert, kann das zu einem Energieungleichgewicht und zu einer Gewichtszunahme führen", warnt Dr. Eiler in einer Stellungnahme.

Sagt also nicht, wir hätten euch nicht gewarnt.