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Festival

Wie es ist, auf dem Coachella einen Haufen zugedröhnter Jugendlicher zu bekochen

Am Coachella gibt es ziemlich gutes Essen. Große Mühe müssen sich die Gastronomen allerdings nicht machen, denn die Leute essen alles, am liebsten aber Pillen.

Wenn man ans Musikfestival Coachella denkt, dann ist das erste, das einem einfällt, ein Haufen Gelegenheits-Bohos mit Blumenkränzen, die sich in einer Staubschüssel die Kante geben, während irgendwo Drake mit Madonna rummacht. Doch neuerdings will das Festival sein kulinarisches Angebot mit Spitzenköchen und –restaurants erweitern. Wir wollten wissen, was wirklich passiert, wenn man Menschen mit einer Leidenschaft für Essen und Menschen mit einer Leidenschaft fürs Tanzen mit Leuchtstäben am selben Ort versammelt. Um einen unmittelbaren Eindruck zu bekommen, kontaktierten wir unseren Freund Alvin Cailan, Inhaber von und Koch bei Eggslut und Ramen Champ in L.A., damit er uns erzählen kann, wie es ist, einen Haufen betrunkene Jugendliche zu bekochen.

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Am ersten Tag kamen wir an und fanden einen Stand mit nur einem Kühlschrank vor. Wir hatten unser ganzes Geld einer Architektin gegeben, damit sie unseren Stand entwirft, und nichts von unserem Equipment war da. Als unsere Sachen endlich ankamen, war nichts davon wie vorgegeben und wir mussten an allem möglichen sparen. Hinter unserem Stand war ein riesiger Haufen Dinge, die eigentlich mit hinein gesollt hätten, aber die nicht reinpassten. Alles war scheiße.

Wir stellten alles um und waren am Samstag bereit, richtig loszulegen—und das taten wir dann auch, eine Mahlzeit nach der anderen. Uns ging am Samstagabend gegen 20:45 Uhr das Essen aus und am Sonntag waren 90 Prozent der Karte um 18:30 Uhr aus.

Danach verkauften wir nur noch Reis mit Speck oder Salat mit ein paar Erbsensprossen drauf. Und da wurde mir klar, wie sehr es den Leuten am Arsch vorbeigeht, was sie da essen, denn sie werden dieses Gericht jetzt bestellen, egal wie viel es kostet, und dann wieder feiern gehen. Das war die Einstellung, die ich am Sonntagabend bemerkte: „Ich muss essen, damit ich weiter Drogen nehmen und Party machen kann."

Der Grund, warum wir uns überhaupt für Coachella anmeldeten, war der, dass wir unsere Marke bekannter machen wollten. Eggslut ist ziemlich beliebt, aber Ramen Champ und das neue Diner könnten wirklich ein bisschen mehr Medienaufmerksamkeit gebrauchen. Es ist auch eine gute Gelegenheit, kreativ zu werden und etwas anderes zu machen als Eiersandwiches und Ramen. Also machten wir ein Gericht mit einer Fleischoption und einer Gemüseoption mit einem Haufen Sachen oben drauf. Es war ziemlich interessant, weil unser Gericht mehr als 12 Zutaten hatte und extrem schmackhaft und frisch war. Wir hatten also Spaß. Und Coachella macht das möglich, denn die Leute sind bereit, dafür zu zahlen.

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MACHEN: How-To: Das ultimative Frühstückssandwich mit Eggslut

Von 12 bis 15 Uhr war es super entspannt—vielleicht ein Kunde alle fünf Minuten. Doch gegen Sonnenuntergang bildete sich eine riesige Schlange. Unsere Karte ist so aufgebaut, dass wir dich fünf Minuten nach Betreten des Ladens mit Essen in der Hand wieder wegschicken können. Zur Stoßzeit hatten wir an dem Tag vielleicht 300 Bestellungen in den geschäftigsten 2,5 Stunden; im Laufe des ganzen Festivals waren es wahrscheinlich etwas mehr als 1.000. Zum Glück geht es bei Eggslut an den meisten Tagen ähnlich zu, deswegen hatten wir gegenüber vielen Anderen dort einen Vorteil. Wir haben etwa 2.000 Bestellungen pro Wochenende.

Doch das größte Problem sind die Idioten. Ich wusste nicht, wie schlimm es sein würde. Es war ziemlich schlimm. Niemand kann lesen. Niemand versteht, wie Karten funktionieren oder was Schlangen sind, vor allem im VIP-Bereich.

Nichts gegen Coachella, denn ich finde sie managen und organisieren alles wirklich gut, aber wenn man einer großen Ansammlung privilegierter Menschen Drogen und Alkohol gibt, dann wollen sie ihr Essen und sie wollen es sofort. Es gab Leute, die mehr als 100 Dollar boten, um vorgelassen zu werden. Und du fragst: „Weißt du überhaupt, was du möchtest?", und es ist ihnen egal. Sie sagen einfach: „Gib mir Essen, ich will jetzt sofort etwas, ich muss zur nächsten Show, ich will essen und gehen."

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Da sind echt verdammt viele Leute im VIP-Bereich—aber es können nicht alle VIPs sein, wenn es Tausende von ihnen gibt. Da waren lauter 17-jährige Mädchen, die die Schlange entlang gingen und Leute darum anbettelten, die 4 Dollar für ihr Essen zu bezahlen. Es war verrückt.

Es kamen Kunden an, die total zugekokst aussahen oder die wie auf Molly wirkten. Und dann fingen sie einfach an zu plappern, so: „Ich will Speck, und ich will Hähnchen und Pilze auf Reis. Ich will einfach alles. Einfach alles." Die Frauen, die für mich arbeiten, tun mir Leid, denn sie mussten mit all diesen wohlhabenden, etwas älteren und total schmierigen Männern klarkommen, die so Sachen sagten wie: „Verdammt bist du heiß, dir kauf ich alles ab."

Dieser eine Junge tauchte auf, er war vielleicht 17—wahrscheinlich musste er am Montag um 8 Uhr wieder im Klassenzimmer sitzen. Er holt sein Geld raus und es fliegt überall durch die Gegend, und seine Ohrstöpsel fliegen hinterher und dann ein Riesenhaufen Pillen. Ich dachte nur, ach du Scheiße, der Junge wird sich dieses Wochenende total wegballern. Unter unserem Stand sind Matten am Boden, und als wir am Ende kehrten und sie aufhoben, waren da vier oder fünf verschiedene Pillensorten, die die Leute fallen gelassen hatten. Niemand dort war nüchtern.

Doch den essensbegeisterten Festivalbesuchern hat es geschmeckt, und darauf kommt es an. Die Kundschaft dort ist so bunt gemischt, dass man sich einen besseren Erfolg gar nicht wünschen kann.

Ich glaube wirklich, dass Essen in der nahen Zukunft zu einer großen Attraktion von Coachella werden wird. Wahrscheinlich genau so beliebt wie die Musik. Ich glaube Nick Adler, dem Typen, der alles organisiert, ist es wirklich wichtig, die Essenskomponente auszubauen und diesen Teil von Coachella zu etwas Großartigem zu machen. Wir hatten dieses Jahr fantastische Leute: Kris Morningstar, Marcel von Beefsteak, Sugarfish. Dieses Jahr hat viele Hoffnungen genährt, dass Coachella auch ein Food-Festival sein kann. Diese Leute tun wirklich alles, um euch köstliches Essen zu bieten, und das finde ich klasse.

Man weiß nie, was einen erwartet, wenn jemand auf einen zukommt und zusammenarbeiten will. Aber es ist toll, Teil von etwas Neuem zu sein und den Weg für Spezialitäten zu ebnen, wo es zuvor nur Pizza und Hotdogs gab. Ich freue mich, dabei zu sein.