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Restaurants

Hört endlich auf, Essen auf Holzbrettern zu servieren

Steak auf Holzbrettern, Brot in Baskenmützen und Pommes in Blumentöpfen – können wir Essen nicht einfach auf weißen Tellern servieren?
Phoebe Hurst
London, GB
Foto: imago | Westend61

Wer will sein Essen heutzutage schon auf einem langweiligen, weißen Teller serviert bekommen? Das ist so spießig. Und da spießig und langweilig in der Welt der selbsterkorenen Foodies das größte Verbrechen ist, ist mittlerweile Essen auf Holzbrettern schon zum Alltag geworden.

In Baumärkten muss es nur so von Restaurant-Besitzern wimmeln, die auf der Suche nach der perfekten Holzfaserplatte sind, auf der sie ihren „rustikalen Spezialburger" servieren können.

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Es ist ja nicht so, dass wir finden, das „Geschirr" in Restaurants solle von irgendeiner Tellerpolizei kontrolliert werden. Das Problem liegt viel mehr darin, dass eine ausgefallene Präsentation oftmals schlechte Qualität verschleiern soll. Wenn du dir die Zeit nimmst, Brotstangen in einem Mini-Einkaufswagen zu arrangieren, dann stehen die Chancen ziemlich hoch, dass sie nicht besonders gut schmecken.

Dieser lange unausgesprochene Hass erreichte in England vor kurzem einen kritischen Punkt, als im Zuge eines Kreuzzugs gegen „Essen, das auf Holzstücken und Ziegelsteinen serviert wird" plötzlich der Twitter-Account „We Want Plates" auftauchte . Marmeladengläser sind anscheinend auch nicht besonders bliebt. Plötzlich hatten die zahlreichen Pro-Teller-Anhänger auf Twitter eine Möglichkeit, um ihrer Wut Ausdruck zu verleihen. We Want Plates hat mittlerweile 20.000 Follower und viele von ihnen posten Bilder ihrer traumatischen Erlebnisse: Getoastetes Brot auf einem Holzscheit, Spiegelei auf einem Spaten und kleines Gebäck auf eigenartigen Holzsäulen. Marina O'Loughlin postete auf Twitter ein Foto von Brot, das in einer Baskenmütze serviert wurde (macht man das so in Yorkshire?).

Ross Mcginnes, ein 40-jähriger Online-Redakteur aus West Yorkshire, ist der Mann hinter We Want Plates. Ich habe mit ihm gesprochen, um mehr über den Kampf gegen Essen, das nicht auf Tellern serviert wird, herauszufinden.

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MUNCHIES: Hallo Ross, was hat dich dazu bewegt, We Want Plates ins Leben zu rufen?
Ross McGinnes: Ich habe den Account vor kurzem erstellt, nachdem ein Freund von mir ein Bild eines Steaks, das auf einem Holzbrett serviert wurde, auf Facebook gepostet hatte. Darunter stand – nicht ironisch gemeint –:„Das ist eine große Mahlzeit!" Aber das war es nicht. Er ist auf diesen blöden Stil-vor-Inhalt-Trick reingefallen. Ich suchte auf Twitter nach einem Account, auf dem ich mich mit Gleichgesinnten darüber aufregen kann, fand aber nichts. So entstand We Want Plates.

Wann hast du das erste Mal den Trend, Essen auf Gegenständen zu servieren, die keine Teller sind, beobachtet?
In Barcelona wurde mir 2008 ein Kuchen auf einem Tischtennisschläger serviert. Das bereitet mir heute noch schlaflose Nächte. Einfach lächerlich.

Was machst du, wenn du dich nicht gerade mit Fotos von Essen auf Haushaltsgegenständen beschäftigst?
In weniger als zwei Wochen bin ich arbeitslos. Falls also jemand einen Job für mich hat, meldet euch! Ich verwende Twitter auch für meine Fotografie. So entspanne ich mich vom Wahnsinn rund um We Want Plates.

Was ist der lächerlichste Tellerersatz, der dir bisher untergekommen ist?
Das Brot in einer Baskenmütze ist mein Favorit. Außerdem Würstchen und Kartoffelpüree in einem Weinglas, Essen in einem Hundenapf, Brot in Pantoffeln, wie es die Schweizer machen, und das Restaurant in Amerika, in dem einem die Spaghetti einfach auf den Tisch – DEN TISCH! – geschmissen werden.

Es sind aber nicht nur Teller, die durch andere unpassende Objekte ersetzt werden. Der Getränke-in-Marmeladengläsern-Trend ist immer noch ziemlich aktuell…
Marmeladengläser rufen sehr viel Hass hervor. Mich überrascht, wie wütend manche Leute sind. Getränke in Farbdosen setzen dem Ganzen aber noch einen drauf. Ich mache 10 Euro für einen Gin Tonic locker, ich will meinen Drink nicht in einer Dose Putzgrundierfarbe serviert bekommen.

Glaubst du nicht, dass es für die Köche eine Art ist, ihre Kreativität auszudrücken, wenn sie Pommes in Blumentöpfen und Salate in Kellen servieren?
Ah, aber wie schmeckt das Essen? Es geht immer um Stil vor Inhalt. Es wird zu viel Zeit damit verschwendet, sechs Pommes auf einer Mini-Schubkarre zu arrangieren und der Geschmack wird zur Nebensache. Man muss die Leute nur fragen, wie ihr extravagant angerichtetes Essen geschmeckt hat: „Es war in Ordnung."

Ist ein Ende in Sicht, was unsere Besessenheit mit Essen auf Ziegelsteinen oder Holz angeht?
Es unterliegt alles einem Zyklus. In zehn Jahren wird es eine We Want Boards-Gruppe auf Twitter geben, die Bilder mit Essen auf weißen Porzellantellern austauscht.

Auf diesen Tag bin ich gespannt. Vielen Dank für das Gespräch, Ross!